Schätzlerbad öffnet nach Sanierung: „Mehr als nur ein Freibad“

Weiden. "Die schweren Zeiten sind vorbei." Nach drei Jahren Durststrecke eröffnet das Schätzlerbad in neuem Edelstahl-Glanz. 6,3 Millionen Euro wurden verbaut, die Zukunft des Bades damit gesichert. Jetzt peilt der Schwimmverein einen Rekordsommer an.

Schätzlerbad Schwimmverein Weiden
Das neue Schwimmerbecken des Schätzlerbades. Foto: Christine Ascherl

„Ich bin guter Dinge, dass wir dieses Jahr die 200.000er-Marke knacken werden – wenn die Sonne endlich rauskommt“, sagte Vorsitzende Ilona Forster bei der Eröffnung. 165.000 Gäste waren im Jahr 2019 gezählt worden, dem letzten Jahr mit regulärem Badebetrieb.

Rund 70 Gäste waren zur Einweihungsfeier am Montag, 15. Mai, in die Wärmehalle gekommen. Es fehlten auch vier Urgesteine nicht, die zum Schätzlerbad gehören, wie das Wasser im Becken: Ehrenvorsitzende Ulla Albert und die Ehrenmitglieder Irek Luczak, Bernd Zielonka und Oskar Dagner. Ulla Albert fand herzliche Worte für ihre Nachfolgerin: „Danke für das, was du hier geleistet hast. Danke, danke, danke.“

Die neuen Becken ziehen magisch an: Der Schwimmverein ist – nach dem Mitgliederrückgang in den letzten drei Jahren – wieder größter Verein der Stadt. Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit der DJK geht aktuell mit 2242 Mitgliedern an den SV. Seit Beginn der Saison schlossen 180 Bürger eine Mitgliedschaft ab. „Das zeigt, dass die Leute uns gern haben und nicht nur nach Windischeschenbach und Grafenwöhr fahren.“ Die Mitgliedschaft bedeutet freien Eintritt. Es gibt auch Saisonkarten, aber die sind ein wenig teurer.

Ziel: eine zukunftsorientierte Anlage

Ilona Forster erinnerte kurz an die Gründe für die umfassende Sanierung. Es gab zwar im Lauf der Jahrzehnte immer wieder Renovierungen, aber keine Sanierung der gesamten Badewassertechnik. „Wir waren nicht mehr up to date.“ Zugleich fehlte seit Jahren schmerzlich ein behindertengerechter Zugang, der sich im alten Fliesenbecken nicht umsetzen ließ.

2019 begann der Schwimmverein die Planungen – und warf dann alles noch einmal über Bord: Die Stadt Weiden hatte auf ein neu aufgelegtes Förderprogramm für Schwimmbäder aufmerksam gemacht. Das bedeutete durch europaweite Ausschreibungen einen höheren Aufwand, sicherte aber die Durchführung auf ein Jahr. Stadtkämmerin Cornelia Taubmann stieß gleich noch eine Änderung der Förderrichtlinien beim Freistaat an: Anfangs war nur eine Förderung für Kommunen vorgesehen, nicht aber – wie in Weiden – der Fall bedacht, dass ein Verein für die Stadt ein Schwimmbad saniert.

Bausumme: 6,3 Millionen Euro

Die Belastung für die verantwortliche Vorsitzende war nicht zu unterschätzen: „Wir haften mit unserem Privatvermögen.“ Ilona Forster dankte ihrem Mann Michael für „das Vertrauen, dass wir hier nicht Haus und Hof verlieren“. 6,3 Millionen Euro wurden verbaut, 4,3 Millionen Euro kamen von der Stadt Weiden, 1,5 davon werden durch das Förderprogramm ersetzt. Dank galt der Kämmerei mit den Mitarbeitern Ludwig Gürtler und Melanie Salavs sowie dem Schatzmeister des Schwimmvereins, Norbert Ziegler.

Oberbürgermeister Jens Meyer erinnerte sich an seine Kindheit in der Mooslohe, in der er fast täglich ins Schätzlerbad geradelt sei. „Das Schätzlerbad ist mehr als nur ein Freibad.“ Teilnehmer an Wettbewerben aus dem ganzen süddeutschen Raum würden die Stadt um diese 18-Hektar-Anlage beneiden. Er dankte Ilona Froster für den Mut, das „Schwimmbad ins 21. Jahrhundert geführt zu haben“.

Auch Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger verbindet Kindheitserinnerungen mit dem Freibad. Jetzt sei er mit den eigenen Kindern zu Gast, die hier ihre ersten Schwimmzüge machen. Er dankte Ilona Forster für ihren vorbildlichen Einsatz, hier Verantwortung zu übernehmen: „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Wert auf nachhaltiges Bauen gelegt

Eine „glückliche Hand“ hatte man mit dem Planungsbüro Bauconzept in Lichtenstein (Sachsen). Die Architekten nahmen am Montag mit einem Geschenk an Ilona Forster Abschied: „Für uns hört der Spaß hier auf.“ Rund 20 Firmen – von Gartenbau bis Videoüberwachung – waren am Umbau beteiligt, die Eröffnungsfeier war entsprechend gut besucht. Ilona Forster: „Wir haben’s gemeinsam geschafft.“

Bei den Arbeiten war Wert auf Nachhaltigkeit gelegt worden. Die 2 Tonnen schweren Betonplatten um die Becken wurden nach der Neuinstallation der Becken wieder verlegt. Die alten Fliesenbecken wurden entfernt, die neuen Edelstahlbecken eingelassen. Zusätzlich zur Großbaustelle ist auch der Eingangsbereich unter Regie von Hans Schindler neu gestaltet worden. Er ist jetzt vollautomatisiert mit Ticketautomat und Drehkreuz. Die Kasse bleibt mit einer Kraft besetzt. Neu sind zudem die Videoüberwachungsanlage sowie die Wellenanlage.

Pfarrer Thomas Jeschner und Pfarrerin Stefanie Endruweit erteilten den kirchlichen Segen.

Der neue Schwimmmeister Thomas Struck dankte, „dass Sie mich hierher geholt haben“. Er war zuvor als Bademeister in Kehl bei Straßburg tätig, bis 2016 erst das Hallenbad und 2020 auch das Freibad schlossen. Umso höher bewertet er die Investition in ein zukunftsträchtiges Bad: „Das ist hier schon eine große Nummer.“ Das Schätzlerbad bildet auch aus: Gesucht werden Praktikanten, Rettungsschwimmer, Azubis. Sie müssen 18 Jahre alt sein und den Rettungsschwimmer-Schein haben.

Temperaturen der Becken

Der neue Schwimmmeister Thomas Struck hat gute Nachrichten: Das Seniorenbecken lag am Dienstag, 16. Mai, schon bei 29,9 Grad Wassertemperatur. Im Schwimmbecken waren es 23 Grad.

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