Prozess wegen Straßenraub-Serie: Gericht hebt zwei Haftbefehle auf
Weiden. Aus Sicht der Angeklagten verlief der zweite Prozesstag nach einer mutmaßlichen Straßenraub-Serie positiv. Das Landgericht Weiden hob am Abend kurz vor 18 Uhr zwei Haftbefehle auf. Zwei der vier Angeklagten verbrachten damit die Nacht vor dem nächsten Prozesstag (Dienstag) bereits zu Hause. Noch diese Woche soll ein Urteil fallen.

Auf freien Fuß gesetzt wurden der jüngere der irakischen Brüder (18) sowie der älteste der Angeklagten (34), ebenfalls irakischer Staatsangehöriger, der ohnehin nur wegen Beihilfe angeklagt war. Familienangehörige des 18-Jährigen quittierten das nach Verlassen des Gerichtsgebäudes mit Jubel.
Staatsanwalt Matthias Bauer hatte der Aufhebung des Haftbefehls gegen den 18-Jährigen vergeblich widersprochen und gebeten, zumindest bis zum Urteil zu warten. Peter Werner, Vorsitzender Richter der Jugendkammer, setzte den Haftbefehl dennoch außer Vollzug: „Das Gericht geht nicht so leichtfertig mit Lebenstagen der Angeklagten um.“
Verteidigung bietet Entlastungszeugen auf
Verteidiger Philipp Pruy hatte für ihn einige Entlastungszeugen aufgefahren. Unter anderem die Freundin des 18-Jährigen, die ihn entlastete. Demnach wurde das Paar wenige Wochen vor dem Überfall in der Bahnhofstraße selbst überfallen – nämlich vom Geschädigten und dessen Familie. Die Landsleute hätten ihnen vor dem NOC aufgelauert. Sie sei geflohen und von zwei Mädchen eingeholt worden, die sie geschlagen und ihr das Handy abgenommen hätten.
Laut Anwalt Pruy gestehe der 18-Jährige den Überfall, allerdings sei kein Messer im Spiel gewesen. „Er hat auch bei den anderen kein Messer gesehen.“ Auch sei das Handy nicht mitgenommen, sondern dem überfallenen Landsmann (18) nur aus der Hand geschlagen worden.
Pech für die Staatsanwaltschaft: Der Überfallene erwies sich als schwacher Zeuge. Seine Aussage wich immer wieder von seinen Angaben bei der Polizei ab. Seine aktuelle Adresse wollte der 18-Jährige nicht preisgeben, so groß sei seine Angst vor dem Angeklagten.
Nur 17-Jähriger voll geständig
In Haft befinden sich damit noch der ältere Bruder (23) des 18-Jährigen, der beim Raub im Stadtmühlweg sowie in der Bahnhofstraße dabei gewesen sein soll. Bei ihm hatte man Gegenstände aus einem der Überfälle gefunden. Sein Anwalt Rouven Colbatz kündigte für Dienstag eine Aussage an. Colbatz richtete das Augenmerk unter anderem auf den Umstand, dass im Stadtmühlweg laut Polizei keine Fußspuren im Schnee zu sehen waren, obwohl sich angeblich ein Gerangel mit drei Tätern abgespielt haben soll. Die Jugendkammer hat bereits eine Einstellung dieses Tatvorwurfs in Aussicht gestellt.
Der vierte Angeklagte (17) ist äthiopischer Staatsangehöriger. Er gesteht die Vorwürfe der Anklage. Sein Anwalt David Hölldobler verlas Entschuldigungsbriefe an die Geschädigten aus der Frauenrichter Straße, die er mit dem Messer bedrohte. Seine Rolle war eher passiv. Für ihn sind in einem Erörterungsgespräch 3,5 bis 4,5 Jahre Jugendstrafe in Aussicht gestellt worden; er stand unter laufender Bewährung. Aufgrund seines jugendlichen Alters ist eine Vertreterin des städtischen Jugendamtes im Gerichtssaal.
Für Dienstag sind die letzten Zeugen geladen.
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