Prozess am Landgericht Weiden: Straßenraub-Serie wird verhandelt

Weiden. Vier Männer zwischen 17 und 34 Jahren müssen sich seit Freitag vor dem Landgericht wegen schweren Raubes bzw. Beihilfe verantworten. Sie sollen für eine Serie von Handy-Straßenraub im Januar/Februar verantwortlich sein.

Landgericht Straßenraub
Die vier Angeklagten mit ihren Verteidigern und den Übersetzern. Foto: Christine Ascherl

Verhandelt werden drei Überfälle, die sich im Januar und Februar 2024 im Zwei-Wochen-Takt ereigneten. Angeklagt sind drei irakische Staatsangehörige (18, 23, 34), der älteste davon nur der Beihilfe. Der Vierte ist ein junger Äthiopier (17), dem schwere räuberische Erpressung vorgeworfen wird.

Am 16. Januar 2024 war gegen 1 Uhr ein Weidener überfallen worden, der von der Volksbank in der Wörthstraße in Richtung Stadtmühlweg unterwegs war. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden sprach ihn eine Gruppe von drei maskierten Personen an, einer soll ein Messer auf ihn gehalten haben. Ein Zweiter soll den Überfallenen abgetastet und aus seinen Hosentaschen ein Handy und eine Geldbörse mit 550 Euro geholt haben. Der Dritte verhinderte die Flucht.

Die Anklage benennt nicht, wer für welchen Part verantwortlich war. „Jeder wusste vom Handeln der anderen, billigte es und muss es sich zurechnen lassen.“ Die Staatsanwaltschaft wird von Matthias Bauer vertreten.

Vorwurf: Opfer minutenlang verfolgt

Der zweite Überfall ereignete sich am 4. Februar gegen 23 Uhr in der Frauenrichter Straße. Auf Höhe der Stockerhut-Apotheke wurden zwei Passanten (16 und 18 Jahre) angesprochen: „Hey, wartet mal.“ Die beiden sahen sich zwei Angeklagten (17 und 18 Jahre) gegenüber. Beide sollen ein Messer gezogen und die Passanten aufgefordert haben, ihre Wertsachen zu übergeben. Einer hatte 40 Euro dabei, der andere sechs Euro. Einer übergab sein Handy, der andere nutzte eine Lücke zur Flucht.

Dritter Überfall: „Gib mir dein Handy, sonst steche ich dich ab“

Beim dritten Überfall am 25. Februar versuchte der 17-jährige Überfallene wegzulaufen. Er rannte durch die Innenstadt. Nach minutenlanger Verfolgung wurde er auf Höhe der Bahnhofstraße 24 (kurz vor dem Weidener Bahnhof) gestellt, so die Anklage. Hier sollen ihn die zwei angeklagten irakischen Brüder (18 und 23) zunächst zwischen sich hin und her geschubst haben. Der 18-Jährige soll ihn geschlagen und ihm einen Kopfstoß versetzt haben.

Staatsanwalt Bauer: „Er zog sein Oberteil nach oben und zeigte dem Geschädigten ein im Bund steckendes Messer mit schwarzem Griff.“ O-Ton des 18-Jährigen laut Anklage: „Gib mir dein Handy, sonst steche ich dich ab.“ Die mutmaßlichen Täter entrissen dem Opfer schließlich sein IPhone 12 ProMax (Wert rund 1000 Euro) und flohen in die Innenstadt.

Ein Angeklagter war früher Polizist

Alle vier Angeklagten wurden aus der Untersuchungshaft zum Prozess vorgeführt. Sie werden von den Anwälten Stephanie Hofmann, David Hölldobler, Johannes Zintl, Philipp Pruy, Rouven Colbatz und Stephan Schütz vertreten.

Der 34-Jährige aus dem Irak gab seinen früheren Beruf als „Polizist“ an. Der ältere der irakischen Brüder (23) ist Schüler, der Jüngere „ohne Beruf“. Der äthiopische Staatsangehörige ist Jahrgang 2007 und Schüler. Alle Angeklagten sprechen gut Deutsch, die Übersetzer sind nur zur Sicherheit im Sitzungssaal.

Am Montag erste Zeugen

Auf Anregung von Anwalt Colbatz gab es ein Erörterungsgespräch zwischen Verteidigung, Gericht und Staatsanwaltschaft. Peter Werner, Vorsitzender Richter der Jugendkammer, berichtete über die Ergebnisse für die einzelnen Angeklagten.

Zunächst der ältere der beiden irakischen Brüder (23), der mehrfach vorbestraft ist: Er soll am ersten und dritten Raub beteiligt gewesen sein. Der Tatnachweis beim ersten Fall ist schwer zu führen, möglicherweise wird dieser Anklagepunkt eingestellt. Bleibt der dritte Überfall, bei dem er zugeschlagen und ein Messer gezogen haben soll. Die Jugendkammer wollte keinen Vorschlag für ein Strafmaß machen, ehe nicht am Montag die Opfer angehört wurden.

Mehrjährige Jugendstrafen in Aussicht

Gleiches gilt für den jüngeren Bruder (18), der bei Überfall zwei und drei dabei gewesen sein soll. Das Gericht will die Zeugen abwarten. Staatsanwalt Matthias Bauer stellte sich 6 bis 7 Jahre Jugendstrafe vor. Sein Verteidiger Pruy wies auf das jugendliche Alter des Angeklagten hin, der in diesen Tagen 19 wird.

6 bis 7 Jahre hält Staatsanwalt Bauer auch für den Jüngsten, den 17-jährigen Äthiopier, für angemessen; das Gericht schlug 4,5 bis 5,5 Jahre vor. Der Schüler stand unter einschlägiger Bewährung. Es folgte ein Geständnis per Verteidigererklärung. Anwalt Hölldobler erklärte, dass der 17-Jährige aufgrund der eigenen Betäubungsmittelsucht Marihuana gekauft hatte und dafür Geld eintreiben wollte. „Er bereut das Ganze.“ Er wolle sich bei den Geschädigten entschuldigen.

Der Älteste im Bunde, ein 34-jähriger vierfacher Familienvater, kann auf eine Bewährungsstrafe (bis 2 Jahre) hoffen. Er ist der Beihilfe beim dritten Überfall angeklagt. Aber auch in seinem Fall wollte sich das Gericht noch nicht festlegen, ehe nicht am Montag die Zeugen gehört wurden (Beginn 9.30 Uhr).  

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