Nervensäge Jahn Regensburg zähmt torlosen SC Paderborn
Regensburg. Geht doch: Als konsequente Nervensäge stehen die abstiegsbedrohten Regensburger dem ambitionierten Vierten Paderborn 95 Minuten auf den Füßen und lassen kaum Chancen zu. So fällt der zweite Sieg in Folge vielleicht sogar um ein Törchen zu niedrig aus.

So wollen die Jahn-Fans ihre Regensburger fighten sehen. Anders als in Kiel, wo die Oberpfälzer für den ersten Dreier der Rückrunde sämtliche Glückreserven und einen überragenden Jonas Urbig im Tor beanspruchen mussten, stoppen die Gastgeber die zuvor von SSV-Coach Mersad Selimbegovic zur stärksten Mannschaft der Liga geadelten Ostwestfalen mit stabiler Attacke.
Die erste Großchance der Gäste vergibt der eingewechselte Möchtegern-Joker Sirlord Conteh nicht von ungefähr in der 95. Minute – als ihm die Kugel kurz vorm Fünfer vor die Füße fällt, er aber nicht mehr als einen Kuller auf Urbig aus dem Fußgelenk schütteln kann. Zuvor hat allerdings Regensburgs Fast-Joker Ayguen Yilidirim die Vorentscheidung auf demselben: Nach Kopfballvorlage setzt er sich rechts im Strafraum energisch durch, SC-Torwart Jannik Huth ist schon geschlagen, aber der Schlenzer dreht sich an den linken Pfosten (89.).
Prince Owusu straft Kritiker Lügen
Und auch der – nach seinem Gerd-Müller-Gedächtnistor in Kiel kann man schon fast sagen – 6-Punkte-Jahn-Stürmer ist nah dran am Doppelpack: Mit einem Drehschuss aus nächster Nähe scheitert Prince Owusu an Huth (63.), eine Ecke von Sarpreet Singh setzt er mit dem Kopf neben den Pfosten (68.). Und von wegen Nervenbündel, als das er in früheren Spielen schon öfters die Fans zur Verzweiflung brachte.
An diesem sonnigen Samstag zeigt der Wertheimer Hüne (1,90 Meter) keine Nerven – oder solche aus Drahtseilen – und belohnt sich für seine unermüdliche Rackerei mit einem Elfer, den er selbst herauslaborierte. Von hinten in die Hacken getroffen, ist sein spektakulärer Sturz zumindest für den Video-Schiri unübersehbar. Und dann guckt er sich den SC-Keeper auch noch cool aus und schiebt zum 1:0 ein (49.).
Jahn lässt keinen Flow zu
Und die Paderborner? Selimbegovic wollte Lukas Kwasnioks bester Offensive der Liga nach dem 0:0 in Magdeburg lediglich eine kleine Ergebniskrise konstatieren, die auch auf das Fehlen der beiden Knipser Marvin Pieringer und Robert Leipertz (je 14 Torbeteiligungen) zurückzuführen sei. Prophetisch dagegen das Rezept, dass der Jahn-Coach gegen den Vierten, der den Anschluss nach oben nicht verlieren will, ausgab: „Wir brauchen einen Sahnetag, müssen alles reinwerfen und dürfen die Paderborner nicht in ihren Flow kommen lassen.“
Gesagt, getan. Endlich setzten die Jungs in Rot-Weiß die Devise ihres Cheftaktikers um und lassen den hochveranlagten Schwarz-Blauen ab der Mittellinie keine Luft zum Atmen. Folglich muss die Kölner Leihgabe zwischen den Pfosten nicht einmal sein Mega-Talent unter Beweis stellen. Auch den zweiten Teil des Rätsels, das Selimbegovic seinen leidgeprüften Heimspiel-Pleitiers mit auf die Reise gibt, wird geknackt. Da sich der Trainer aufgrund der exzellenten Restverteidigung der Gäste auch bei Kontern nur wenig Ertrag versprach, versucht sich Owusu schon in der Anfangsphase mit einem Probeliegen im Strafraum. Die erste Feindberührung ist Schiri Martin Thomsen aber noch zu wenig für einen Pfiff.
Kwasnioks Wechsel zünden nicht
Der Gäste-Trainer versucht mit einem Doppelwechsel nach dem Pausentee neue Akzente zu setzen. Doch auch Florent Muslija und Sirlord Conteh reißen im Jahn-Strafraum keine Graswurzeln aus. Stattdessen kommt es wie oben beschrieben und Uwe Hünemeier trifft Owusu in die Hacken – und der erste Heimsieg nach Sandhausen im Herbst nimmt langsam Gestalt an (49.). Wer jetzt mit der brutalst möglichen Attacke der Gäste gerechnet hat, sieht sich auf der Gästetribüne getäuscht. Nicht der Favorit produziert Chancen im Minutentakt, der Jahn ist dem zweiten Treffer mit seinen Nadelstichen deutlich näher als der SC dem Ausgleich.
Nach dem Schlusspfiff lassen die Gäste denn auch die Köpfe hängen. Die Regensburger können dagegen erst einmal tief durchatmen. Bei Jahn-Coach Mersad Selimbegovic sorgt der Rums einer tonnenschweren Last gar für einen Freudenspurt zum eingewechselten Yilidirim, dessen Entlastungsangriffe er damit wohl besonders honorieren will. Am kommenden Samstag (13 Uhr) könnte Regensburg auf der Reeperbahn beim FC St. Pauli das nächste kleine Wunder fabrizieren.

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