Nach Hundebiss im Witt-Garten: Zweifel an Halter

Weiden. Einem Hundehalter (59) aus Weiden waren zwei Schäferhunde ausgebüxt. Einer biss zu. Eine Nachschau der Behörden ergab erhebliche Zweifel an der Haltung der Tiere. Die Hunde lebten in einem Schrebergarten voller Ratten.

Jürgen Möschel
In diesem Schrebergarten in Weiden hielt ein 59-Jähriger zwei Schäferhunde. Als sie entkamen, biss einer zu. Foto: OberpfalzECHO

Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Vorfall einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Hundehalter beantragt, was am Donnerstag Gegenstand einer Verhandlung am Amtsgericht war. Richterin Carina Särve fühlte dem massiv vorbestraften 59-Jährigen auf den Zahn.

Was war geschehen? An einem Nachmittag im März 2023 liefen im Witt-Garten in der Schweigerstraße zwei herrenlose Schäferhunde herum. Ein Jugendlicher soll bereits attackiert worden sein. Zwei Passanten gelang es schließlich, die Tiere festzuhalten. Bis Polizei und Veterinärin eintrafen, tobten die Hunde an ihren Halsbändern.

Die städtische Tierärztin startete einen Versuch, mit ihrem Lesegerät den Chip am Halsband auszulesen. „Er sprang plötzlich los und biss mich ins Bein.“ Für die Veterinärin war es der allererste Hundebiss in ihrer Laufbahn. Tagelang hatte sie einen blauen Oberschenkel: „Biss und Gegenbiss.“

Veterinärin filmt ein halbes Dutzend Ratten

Sie sah sich damals auch den Schrebergarten in der Nähe des JuZ an, in dem der 59-Jährige die Hunde hielt: „Ich habe noch nie so viele frei lebende Ratten auf einem Haufen gesehen.“ Auf einem Handyvideo wuselt ein halbes Dutzend Ratten unter einer Kinderschaukel herum. Auf dem Gelände lagen Schweineknochen. Das Tor zum hoch umzäunten Gelände war mit Spitzen gesichert, Messer steckten darin.

Die Hunde hätten so eigentlich nicht auskommen können, sagte der 59-Jährige: „Über dem Tor sind extra lange Stacheln. Da kommt auch kein Mensch drüber, der schneidet sich auf.“ Er besuche die Tiere täglich. An diesem Tag scheine er vergessen haben, die Hintertür zum Bach ordentlich zu schließen. Aus seiner Sicht waren die Hunde ohnehin ungefährlich: „Ich habe eine kleine Tochter mit 27 Monaten, die spielt da, auch meine Freundin ist mit unten.“ Und die Ratten? „Das sind Wasserratten, die kommen überall.“

Nach Beißvorfällen: Neubesitzer will Hunde zurückgeben

Den jüngeren Schäferhund „Hektor“, der vermutlich die Veterinärin gebissen hat, hatte er zum Zeitpunkt erst seit einer Woche. Der ältere Schäfer lebte dagegen schon ein Jahr bei ihm: „Er war total auf mich fixiert. Er ist mit mir überall hin, immer bei Fuß.“ Nach dem Biss der Veterinärin habe er beide Schäferhunde freiwillig an die Stadt abgetreten. Im Schrebergarten gilt ein generelles Tierhaltungsverbot und in seiner Wohnung in der Stadt könne er sie nicht halten.

Das Veterinäramt gab die Hunde zunächst in Pflege zu einem Hundetrainer im Landkreis Neustadt/WN, mit dem man zusammenarbeite, wenn Tiere möglicherweise zu gefährlich für das Tierheim sind. Dieser habe die beiden Schäferhunde nach Norddeutschland vermittelt. Inzwischen wisse man von Komplikationen: Es hätten sich weitere Beißvorfälle durch beide Hunde ereignet. Die Neubesitzer haben um eine Rückgabe nachgefragt, was aber nicht erfolgt sei. „Es gibt einen Vertrag. Wir müssen sie nicht zurücknehmen.“

Rechnung vom Ordnungsamt: 3000 Euro

Die Zweifel am Hundehalter bestehen aus Sicht der Veterinärin weiter. Es gäbe Hinweise von Nachbarn, wonach der 59-Jährige wieder mit einem Hund gesehen worden sei. Einen Nachweis gibt es nicht.

Richterin Carina Särve stellte das Verfahren schließlich gegen die Zahlung von 800 Euro ein. Die Höhe richtet sich nach dem Einkommen: Aktuell bezieht der 59-Jährige Arbeitslosengeld. Er betreue vormittags die kleine Tochter. Zusätzlich erwartet er eine dicke Rechnung vom Ordnungsamt der Stadt Weiden. Es seien ihm 3000 Euro an Kosten für die Versorgung der Hunde angekündigt worden.

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