Mittelstand: Herausforderungen werden immer vielfältiger
Neustadt/WN. Premiere bei der Mittelstands-Union Nordoberpfalz. Ihre Mitglieder wurden erstmals zum Sommerempfang eingeladen. Mit dabei war auch Staatskanzleichef Florian Herrmann.

Neue Gesetze, neue Arbeitszeitregelungen, ein neues Selbstverständnis der Mitarbeiter und eine neue Generation, die sich im Wandel befindet: Die künftigen Herausforderungen für mittelständische Unternehmen nicht nur in der Nordoberpfalz werden nicht weniger, sondern immer vielfältiger. „Ohne Mittelstand geht gar nichts. Nur wenn er nachhaltig funktioniert, funktioniert auch die Gesellschaft“, sagte Staatsminister Florian Herrmann beim erstmals veranstalteten Sommerempfang der Mittelstands-Union Nordoberpfalz mit seinem Vorsitzenden Dr. Alexander Herzner in der Gärtnerei Steinhilber in Neustadt/WN, bei dem viele Sorgen und Nöte der Unternehmer diskutiert wurden.
Podiumsdiskussion mit dem Minister
Was jedoch definitiv funktioniert, ist die Einstellung der sogenannten „Generationen Z und Alpha“. Das untermauerte die von MU-Mitglied Severin Hirmer moderierte Podiumsdiskussion. An der nahmen neben Herrmann und Herzner auch Ludwig Gollwitzer (Juniorchef der Flosser Spezialtiefbaufirma Harald Gollwitzer GmbH), Luca Weidlich (Student an der OTH Amberg-Weiden), Dominick Kräml (15-jähriger Schüler) und Jakob Brunner (vor kurzem abgeschlossene Ausbildung bei Siegfried Janner Wagen GmbH Weiden) teil.
Trotz aller veränderten Rahmenbedingungen, mit denen der Mittelstand zu kämpfen hat, sagten die übereinstimmend: „Wir sehen unsere Zukunft in der nördlichen Oberpfalz, in unserer Region. Die bietet neben gesunden mittelständischen Firmen eine perfekte Infrastruktur, um hier zu arbeiten und zu leben“.
Eine Einschätzung, die die rund 40 anwesenden Mandatsträger und Gäste aus Politik und Wirtschaftsverbänden natürlich gerne zur Kenntnis nahmen und auch teilten. Darunter befanden sich auch Benjamin Zeitler (Vorsitzender der MU Oberpfalz), stellvertretender Landrat Albert Nickl, Bezirkstags-Vizepräsident Lothar Höher, Stephan Gollwitzer (Kreisvorsitzender der CSU Weiden) sowie Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger.
Führung durch die Gärtnerei
Nach der Begrüßung führten die Inhaber der Gärtnerei Steinhilber, Christa und Reinhard Steinhilber und ihre Kinder, die Besucher des Sommerempfanges durch ihre Firma im Nelkenweg, der 2019 mit dem Oberpfälzer Mittelstandspreis ausgezeichnet und 2023 als „Klimafreundliches Unternehmen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)“ zertifiziert worden war.
Keine Pestizide mehr
Reinhard Steinhilber erklärte bei der Besichtigung, dass seine Gärtnerei bereits seit 2019 pestizidfrei, nachhaltig und ökologisch produziere. Gewährleistet werde dies alles durch den Einsatz von effektiven Mikroorganismen und Nützlingen. Zudem sei geplant, die bisherige Betriebsfläche im Neustädter Osten von bisher 7500 Quadratmetern zu vergrößern und den Verkauf in der Stadt zusammen mit dem Neubau eines Cafés dort zu integrieren.
Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft
„Der Mittelstand ist das Rückgrat unserer regionalen Wirtschaft und der Erfolgsmotor unserer Region, die sich in den letzten Jahren im Herzen Europas nicht zuletzt wegen der Unternehmenskraft entwickelt hat“, sagte Landtagsabgeordneter Oetzinger in seiner Ansprache. Staatsminister Herrmann, auch Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, der nach seinem Besuch im Mai in Grafenwöhr binnen drei Monaten das zweite Mal in der Nordoberpfalz zu Gast war, fügte vor der Podiumsdiskussion an, dass es bei den politischen Entscheidungen in Bayern im Kern um die Mitte der Gesellschaft gehe. Ihm war aber auch klar, dass der Mittelstand vor vielen Herausforderungen stehe. Er forderte, ihn mehr wertzuschätzen, ihn vor allem bei den bürokratischen Hürden mehr Freiheit zu lassen und ihn bei seinen Entscheidungen noch mehr zu unterstützen.
Frage nach der Erbschaftssteuer
Als wichtige Mittelstandsthemen der Zukunft nannte der Staatsminister die Unternehmensnachfolgeregelung und einhergehend die Erbschaftssteuer, die Frage nach verfügbarer und kostengünstiger Energie und eben die bereits erwähnte größere Wertschätzung von handwerklichen Berufen. In Bayern, so der Leiter der Staatskanzlei, habe man das schon längst erkannt und viele Gesetzesentwürfe, wie zum Beispiel die High-Tech-Agenda oder die Einführung des Meisterbonus, zur Stärkung des Mittelstandes auf den Weg gebracht.
Keine strikte Trennung von „Work“ und „Life“
Die Podiumsdiskussion stand unter dem Thema „Generationen im Wandel: Wie zukunftsfähig ist unser Wirtschaftsstandort?“. Die jungen Teilnehmer machten deutlich, dass es keine strikte Trennung von „Work“ und „Life“ geben dürfe. Sie seien jederzeit dazu bereit, sogar 40 Stunden und mehr zu arbeiten, vor allem, wenn einen die Arbeit erfülle und Spaß mache. Als Probleme für den Mittelstand sahen sie die dort niedrigere Entlohnung der Werkstudenten sowie die weitaus größeren Mitarbeiter-Benefits, die große Unternehmen bieten könnten, an. Auch die aktuell vorhandenen starren und nicht mehr zeitgemäßen Arbeitszeitregelungen, die flexibler gestaltet werden müssten, seien kontraproduktiv.
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