Mit Kulturdefiziten in Weiden aufräumen – Runder Tisch und mehr Engagement gefordert

Weiden. Es fand eine Diskussionsrunde über das Thema „Kultur in der Stadt“ im bekannten Weidener „Kulturbahnhof Parapluie“ statt.

Die Diskussionsrunde: V.l. Andreas Olschar, Mathias Säm Wagner, Franziska Glaser, Bürgermeister Reinhold Wildenauer, Petra Vorsatz und Veit Wagner. Foto: Helmut Kunz

Ein „Runder Tisch“ soll her. Wieder einmal. Bei einer Diskussionsrunde zum Thema „Kultur in der Stadt“ im Parapluie am Freitagabend gingen die Meinungen auseinander, was das kulturelle Leben in Weiden betraf. Die Mehrheit sah große Defizite. „Warum wird hier nichts entschieden? Hier wird immer nur geredet, es passiert aber nichts.“ Andreas Dippl, damaliger Initiator des gescheiterten Autokino-Projekts in der Pandemie, schob den Schwarzen Peter der Verwaltung zu. Gescheitert sei das Kino an unwesentlichen Kleinigkeiten, sagte er.  

Zahnrad

„Wir haben in dieser Stadt so viele Menschen, die involviert sind in das Thema Veranstaltungen. Warum fügt man das nicht zusammen?“ Manchmal denke er sich: Es werde hier boykottiert. „Ich muss gestehen, dass Weiden schon ein besonderes Pflänzchen ist, was solche Entscheidungen betrifft“, machte Moderatorin Franziska Glaser deutlich. Sie vermutete, dass hier ein „Zahnrad“-System dahinterstecke, das diverse Hürden schaffe. „Ein: `Braucht’s des?` hat uns noch nie weitergebracht.“

Bürgermeister Reinhold Wildenauer brach eine Lanze für die Verwaltung. „Der Verwaltungsapparat bekommt Hürden aufgebrummt, von oben.“ Diese Auflagen mache aber nicht die Stadt. „Große Probleme haben wir nicht. Aber für die Zukunft brauchen wir ein kleines Kulturzentrum.“ Für die ältere Generation sei kulturell gut gesorgt. Für die Jüngeren müssten mehr Möglichkeiten geschaffen werden.

Visionär gesucht

Der langjährige Stadtjugendpfleger Ewald Zenger nahm den Stadtrat in die Pflicht. „Wir haben das Problem, dass die Verwaltung alles boykottiert und nichts voranbringt.“ Es fehle ganz einfach das Interesse. Wenn jemand eine Idee einbringe, winke spätestens das Bauamt ab. „Und der Stadtrat ist verzweifelt.“ Die Verwaltung werde aufgebläht und nichts gehe vorwärts. „Vielleicht bräuchte man wieder einen mit Visionen, der sich was traut, der der Verwaltung sagt, was er will und nicht die Verwaltung ihm sagt, was geht.“

Parapluie Chefin Sabine Mende blies ins selbe Horn. „Man muss sich einfach mal was trauen und das der Stadt auch sagen. Bei uns hat’s auch eineinhalb Jahre gedauert, bis wir merkten, dass der Laden läuft.“ Man müsse nur dahinterstehen. „Und wenn die Stadt nicht hinter ihrer Kultur steht, passiert nichts.“ An die Adresse des Stadtrats: „Stellt Euch mal dagegen!“ Auch Moderatorin Glaser gab ihr Recht. Erst mal „Ja“ denken und nicht von vorneherein „Nein“. Dann erst überlegen, ob es wirklich nicht machbar sei.

Seifenkistenrennen, ein bürokratisches Monster

Neue Sachen zu entwickeln, sei nicht einfach, meinte Stadtrat und JuZ-Mitarbeiter Florian Graf. „Es wird aber grundsätzlich auch immer schwieriger gemacht.“ Als Beispiel führte er das Campus-Festival auf. Veranstalterin Petra Schober meide fortan Maxhütte-Haidhof, „weil es dort noch schlimmer war als bei uns.“ Somit gebe es durchaus auch positive Beispiele, wo es in Weiden besser laufe.

„Aber ich weiß es ja selber: Skater Contest oder Seifenkistenrennen sind bürokratische Monster.“ Natürlich sei nicht schlecht in der Stadt. „Jugendliche unter 30 haben einen Vorteil in Weiden: Und das ist das Jugendzentrum, weil sie dort kostenlos Räume nutzen können.“ Hier gebe es einen Konzertsaal und eine Disco für kleinere Sachen. Die Jugendlich hätten hier vollste Unterstützung und könnten ihre Projekte selber im JuZ aufziehen.

„Auch die ersten Veranstaltungen des Syndikats waren im JuZ. Inzwischen sind sie größer geworden und bedienen jetzt auch einer anderen Klientel.“ Seit Corona habe er ein Riesenproblem: „Wir haben keine Nachwuchsbands in Weiden.“ Und ohne Lokalmatadoren verkauften sich Tickets für Musik-Contests im JuZ eher schlecht.

Mehr Pragmatismus gewünscht

Kulturbühnen-Chef Veit Wagner war derjenige, der sich den „Runden Tisch Kultur“ wünschte. Er würde sich auch über 300 Leute freuen, die bereit wären, wieder ins Kino zu gehen. Dann könnte man wieder unregelmäßig besondere Filme zeigen, die normalerweise in Weiden nicht gezeigt würden. Trotz allem gebe es Kultur in Weiden, sagte Kulturamtsleiterin Petra Vorsatz.

Was sie sich wünsche? „Mehr Pragmatismus in den Entscheidungen über kulturelle Veranstaltungen.“ Die Probleme ihrer Verwaltungskollegen könne sie nachvollziehen. Bürgermeister Wildenauer forderte mehr engagierte Menschen, die zupackten. „Die Mut haben, den nächsten Tempel aufzumachen.“ Auch wünschte er sich Mäzene mit kulturellen Konzepten.

Popularmusik Beauftragte des Bezirks Oberpfalz, Mathias Säm Wagner, forderte die Verwaltung auf, die wenigen Willigen mit vollen Kräften zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen Steine aus dem Weg zu räumen. Eine Veranstaltung wie diese, miteinander zu reden, sei schon ein großer Schritt nach vorne, begrüßte Andreas Olschar, Projektbetreuer Verband für Popkultur in Bayern. Ermöglicht hatte die Diskussionsrunde Parapluie Chef Bernd Mende.

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