Michaelskirche überlebt Bombenhagel, Sanierungen und viele Pfarrer

Grafenwöhr. Am 9. September 1923 wurde die Michaelskirche eingeweiht. Bis es so weit war, ist viel passiert.

Die Chorgemeinschaft „St. Georg“ aus Pressath gibt am Sonntag, 22. Oktober um 17 Uhr ein Konzert in der Michaelskirche Grafenwöhr. Foto: Renate Gradl

Im Juli 1914 wurde vom Staatsministerium der Finanzen ein kostenloser Bauplatz für eine protestantische Kirche genehmigt. Die Bedingung war jedoch, dass innerhalb von sieben Jahren mit dem Bau begonnen werden muss. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte dies, brachte aber tausende evangelischer Soldaten nach Grafenwöhr. Der frühere Raum in der Munitionsanstalt wurde für Gottesdienste zu klein, sodass an Weihnachten 1914 im schönen großen Saal der Offiziersspeiseanstalt IV (Kasino) der Gottesdienst gehalten wurde.

16 Wochen Bauzeit

Silvester 1916 gab es im Truppenübungsplatz sogar ein „Simultaneum“ für beide Konfessionen. Die erste Konfirmation wurde am 9. April 1917 gefeiert. Am 1. Dezember 1917 wurde das „Exponierte Evangelische Vikariat Grafenwöhr“ als Tochtergemeinde von Neustadt am Kulm errichtet. Aber es dauerte noch fast sechs Jahre, bis die Gemeinde Gottesdienste in ihrer Michaelskirche feiern konnten. Der Bau wurde in einer Blitzaktion von nur 16 Wochen errichtet. Das Holz als Baumaterial kam aus dem Truppenübungsplatz. Die Nägel dazu waren gebraucht.

Michaelskirche vom Krieg verschont

Am 5. und 8. April 1945 wurde Grafenwöhr zweimal schwer von amerikanischen Bombenverbänden verwüstet. Die Alte Amberger Straße wurde völlig zerstört, doch wie durch ein Wunder blieb die Michaelskirche völlig verschont. Zeitzeugen berichteten, dass während der Angriffe an diesen Tagen eine Brandmine durch das Dach der Michaelskirche schlug. Doch dem damaligen Pfarrer Mayer sei es zu verdanken, dass eine völlige Zerstörung verhindert wurde, indem er die bereits gezündete Mine aus der Kirche trug.

Die „Lutherrose“

Aber es gab noch einige andere Pfarrer, die sich um die Menschen in Grafenwöhr und um die Michaelskirche gekümmert haben. Einer davon ist Pfarrer Ernst-Wilhelm Schiller, den es am 1. Februar 1964 hierher verschlug. In seine Dienstzeit (bis Januar 1972) fiel der Neubau des Pfarr- und Gemeindehauses im Jahr 1966 und die komplette Umgestaltung der Michaelskirche 1971. Der komplette Altarraum wurde verändert. Anstelle eines großen Kreuzes wurde ein Kunstwerk installiert, das vom Pressather Künstler Langhammer stammte. Auch der alte Altar und die Kanzel wurden entfernt. Ein moderner hölzerner Altar sowie ein hölzernes Lese- und Predigtpult wurde installiert. Der Bretterboden wurde gegen Klinkerfliesen ausgetauscht. Auch farblich hatte sich einiges getan: Der Außenanstrich wurde schwedenrot und die Innengestaltung hellgrau und bauernblau, mit roten Absätzen der Kasetten am Kirchengestühl. Die Glocken wurden am Michaelstag 1971 aus dem Allgäu von Gemeindemitgliedern abgeholt.

Viele Pfarrer

Vakanzzeiten gab es des Öfteren; aber auch mehrere Pfarrer: von 1972 bis 1978 Günther Lohrey und von 1979 bis 1988 Werner Latteier. Mit Pfarrer Wolfgang Neubauer kommt ein Pfarrer zur Anstellung nach Grafenwöhr, der von der Landeskirche bestimmt wurde. Mit der Grenzöffnung im November 1989 wird Grafenwöhr zum Auffanglager für 150 ehemalige Bürger der DDR sowie für Asylbewerber. 1992 kommen viele Aussiedler hierher. Deshalb steigt die Zahl der Gemeindemitglieder auf zirka 1800. Später waren es Dr. Wolfgang Körner, Günter Daum sowie von 2012 bis 2021 Dr. André Fischer, die sich in Grafenwöhr fürsorglich um die evangelischen Christen und um die Michaelskirche kümmerten.

Festgottesdienst und Vortrag

Vor fünf Jahren gab es für die Kirche mit Ausnahme der Orgel eine Generalsanierung. Investiert wurden damals rund 500.000 Euro. Zur Feier des 100. Geburtstages lädt nun Pfarrer Thomas Berthold am Sonntag, 24. September um 10 Uhr zum Festgottesdienst mit Regionalbischof Klaus Stiegler ein. Bereits am Freitag, 22. September um 19 Uhr hält Heimatpflegerin Leonore Böhm den Festvortrag: „Pfarrer Kaspar Michel und die Friedhofskirche Grafenwöhr – eine Spurensuche“ im Gemeindehaus.

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