Kinderleiche in der Donau: Hinweis aus England geprüft
Regensburg. 2022 hat ein Kanufahrer eine Kinderleiche in der Donau gefunden. Die Identität ist ungeklärt. Inzwischen laufen die Ermittlungen auf internationaler Ebene. Jetzt führte eine Spur nach England.

Tatsächlich hatte sich Anfang der Woche eine Mutter aus England gemeldet. Seit 1991 wird ihr Sohn, der zweijährige Ben Needham, vermisst. Er befand sich zum Zeitpunkt seines Verschwindens am Bauernhaus seiner Großeltern auf der griechischen Insel Kos. Seit 32 Jahren lässt Kerry Needham nichts unversucht, ihren Sohn zu finden. Über „Social Media“ erfuhr sie von dem unbekannten Kind aus der Donau und sah gewisse Ähnlichkeiten zu ihrem verschwundenen Sohn. Mirror und Daily Mail berichteten.
Das Ergebnis eines DNA-Abgleichs verschaffte am Mittwochmittag Gewissheit: Er ist es nicht. Die Polizei von South Yorkshire veröffentliche eine entsprechende Meldung: „Eine DNA-Probe der in der Donau in Deutschland gefundenen Leiche stimmt nicht mit der von Ben Needham überein.“ Bens Familie sei informiert worden und erhalte Unterstützung. „Unsere Gedanken sind bei dem kleinen Jungen, der noch identifiziert werden muss, und natürlich bei der Familie Needham, die weiterhin nach Antworten sucht.“
Blutgruppe 0, nicht aus Deutschland
Damit geht die Suche der Kripo Ingolstadt weiter. Die sterblichen Überreste des unbekannten Kindes waren am 19. Mai 2022 in der Donau bei Großmehring entdeckt worden, mit einer Steinplatte beschwert und in Folie eingewickelt. Es ist nicht bekannt, wie lange die Leiche im Wasser lag. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Ingolstadt wurde das Gesicht des Kindes durch die Rechtsmedizin rekonstruiert. Wissenschaftliche Erkenntnisse lassen fundierte Rückschlüsse, ausgehend von der individuellen Kopfform, auf das tatsächliche Aussehen zu Lebzeiten zu.
Die Kripo Ingolstadt geht davon aus, dass er etwa 110 Zentimeter groß und 15 Kilogramm schwer war. Laut Fahndungsnotiz des BKA war seine Augenfarbe blau, die Haare dunkelblond bis braun, er hatte Blutgruppe 0. Die Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin, dass er wahrscheinlich kein Deutscher war. Der Leichnam des Kindes war mit einem Stein beschwert, weswegen ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen werden kann. Der 40 mal 20 mal 6 Zentimeter große Pflasterstein wird unter dem Markennamen Diephaus, Typ „Natura Vigo“ vertrieben.
Nach Interpol-Auftruf über 30 Hinweise
Um die Reichweite der Ermittlungen zu erweitern, hat Interpol (Sitz in Lyon) auf Ersuchen der deutschen Behörden eine „Black Notice“ an die 195 Mitgliedsländer der Organisation verteilt. „Mit dieser Black Notice ruft INTERPOL die globale Strafverfolgungsgemeinschaft auf, Datenbanken abzugleichen und offene oder ungelöste Fälle zu konsultieren“, sagte Jürgen Stock, Interpol-Generalsekretär.
„Jemand irgendwo weiß etwas über diesen Jungen, daher ist es ebenso wichtig, bestimmte Details öffentlich preiszugeben. Unabhängig davon, ob er Opfer von Menschenhandel, Entführung oder Gewalt wurde, sind wir bestrebt, alle polizeilichen Kapazitäten zu mobilisieren, um ihn zu identifizieren und den Ermittlern dabei zu helfen, Licht in seinen Tod zu bringen.“ Auf die „Black notice“ für den Leichnam aus der Donau sind inzwischen über 30 Hinweise eingegangen, die nun verfolgt werden.
Mögliche Verwandte können DNA abgleichen lassen
Seit 2021 stellt Interpol zudem die „I-Familia-Datenbank“ zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein globales Tool, das bei der Identifizierung unbekannter Körper durch den internationalen DNA-Verwandtschaftsabgleich von Familien hilft. Bei leiblichen Verwandten, die glauben, dass der Junge ein Mitglied ihrer Familie sein könnte, kann die Polizei einen DNA-Vergleich in die Wege leiten.
Teil des „Identify Me“-Programms
Der Fall ist Teil des „Identify Me“-Programms, um „Cold Cases“ aufzuklären. „Identify Me“ wurde erstmals im Mai dieses Jahres im Zusammenhang mit den laufenden Bemühungen zur Identifizierung von 22 weiblichen Mordopfern ins Leben gerufen. Es hat mehr als 500 Nachrichten und Hinweise aus der Öffentlichkeit erhalten.
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