Jugendtrainer vor Gericht: Vorwurf sexueller Übergriffe

Tirschenreuth. Ein früherer Jugendtrainer eines Fußballvereins im Landkreis Tirschenreuth muss sich heute vor dem Amtsgericht Tirschenreuth verantworten. Die Staatsanwaltschaft Weiden wirft ihm sexuelle Übergriffe auf Spieler vor.

Amtsgericht Tirschenreuth
Ein Jugendtrainer steht in Tirschenreuth vor Gericht. Foto: Christine Ascherl

Der Lehramtsstudent (25) trainierte das Team von 2019 bis April 2022. Dann platzte die Bombe. Drei Betroffene erfuhren vom Schicksal des jeweils anderen, taten sich zusammen und erstatteten Anzeige. Die Kriminalpolizei Weiden ermittelte, was zur aktuellen Anklage führte.

Zum Prozessauftakt vor dem Schöffengericht in Tirschenreuth stritt der 25-Jährige alle Vorwürfe ab. Er ließ dies in einer knappen Erklärung über seine Verteidiger Rouven Colbatz und Julian Wunderlich mitteilen.

Staatsanwaltschaft: Eltern hatten guten Eindruck vom Trainer

Staatsanwalt Matthias Biehler listete in der Anklage zwölf Fälle aus den Jahren 2019 bis 2021 auf, begangen an drei Spielern. Die Jungs waren zu den Tatzeiten 15 und 16 Jahre alt. Die Übergriffe sollen sich immer ähnlich abgespielt haben: Der Trainer lud die Teenager einzeln ein, zum Basketball gucken oder Playstation spielen. Mehrere Male waren es Mannschaftsabende, bei denen es später wurde. Die arglosen Eltern erlaubten die Übernachtungen. Die Buben schliefen mit dem Trainer in einem Bett und erwachten laut Anklage jeweils davon, dass er mit der Hand an ihnen manipulierte. Sie sollen ihn weggestoßen und protestiert haben.

Alle Betroffenen soll der Angeklagte in der Folge massiv unter Druck gesetzt haben, so Biehler. Zwei davon drängte er noch zu weiteren Übernachtungen. Einem damals 16-Jährigen habe er gedroht, er würde sich andernfalls umbringen. „Er würde ihn aus der Mannschaft werfen, er würde alle Freunde verlieren und jeder würde ihn hassen“, zitierte der Staatsanwalt.

Tatsächlich hatten es die Anzeigeerstatter danach schwer. Es gibt Social-Media-Posts, in denen sie als „Verräter“ bezeichnet werden, die „sich verpissen“ sollen. Der 25-Jährige ist zudem wegen Besitz von jugendpornografischen Fotos angeklagt, die auf seinem Smartphone gefunden wurden. Die Bilder zeigen Jungs im Teenageralter bei sexuellen Handlungen.

Chat mit Spieler: Bis zu 300 Nachrichten am Tag

Amtsgerichtsdirektor Markus Fillinger startete vor der Beweisaufnahme einen Versuch, den 25-Jährigen zu einer Aussage zu bewegen. Fillinger wies auf einen äußerst umfangreichen Chat mit einem der Geschädigten hin, den die Kripo ausgewertet hat. Der Verlauf umfasst rund 10.000 Nachrichten innerhalb von vier Monaten in den Jahren 2021 und 2022.

Der Trainer bombardierte demnach den 15-Jährigen mit bis zu 300 Nachrichten am Tag. Er nennt ihn „Schatzi“, spricht vom Duschen. Als der Spieler eine Freundin hat, ändert sich der Ton. Warum er sich nicht mehr melde, er solle sich rühren, solle wieder bei ihm übernachten. Die Gegenrede, dass er ihn bei den letzten Malen angefasst habe, wischt er vom Tisch. Das sei im Schlaf passiert. Als sich der Spieler weiter weigert, droht er ihm: „Wir werden Todfeinde sein.“

Der Angeklagte wirkte während der Anklageverlesung seltsam amüsiert, machte sich eifrig Notizen. Zwei Geschädigte sagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, der dritte junge Mann gab vor Zuhörern Auskunft über das Erlebte. Am Dienstagnachmittag folgte die Vernehmung von mehreren Vereinsfunktionären. Bericht folgt. Der Prozess wird am 14. Juli, 9 Uhr, fortgesetzt.

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