Jahn-Schlappe bei St. Pauli ein schlechter Aprilscherz

Hamburg. Der Jahn hat in dieser Saison oft genug zurecht verloren. Das 0:1 beim FC St. Pauli aber ist eine Aprilscherz-Farce. Nie und nimmer hätten die Regensburger gegen schwache Serien-Duselpiraten verlieren dürfen – sorry Frank Werner und Weidener Paulizei-Revier!

Pechvogel Prince Owusu: Nach seinem Eigentor hilft alles Ringen nicht mehr. Bild: jrh

Wenn das Jahn-Team Grippe geschwächt am Millerntor aufgelaufen ist, was hatten dann die Hamburger intus? Baldrian? 16:9 Torschüsse für Regensburg – davon allein Blendi Idrizi (26., 73.) zweimal allein vorm Tor – 4:0 Ecken, angekommene Flanken 14:7 Prozent, erfolgreiche Dribblings 76:55 Prozent, gewonnene Luftzweikämpfe 67:33 Prozent.

Witzgelb für Fantom-Schwalbe

Und dann gewinnen die Paulaner durch Prince Owusus Eigentor nach dem einzigen Rauslauf-Fehler von Torwarttalent Jonas Urbig und einem Missverständnis mit Steve Breitkreuz mit 1:0 (23.). Zuvor verweigert Schiri Bastian Dankert Sarpreet Singh nicht nur einen Elfer – er zückt eine Gelbe Karte wegen angeblicher Schwalbe (10.), nachdem der neuseeländische Nationalspieler in der Zeitlupe deutlich sichtbar über ein Pauli-Bein stolpert.

Und wenn wir schon bei glücklichem Händchen sind: Kurz darauf sieht auch noch Owusu Gelb (11.), weil er nach einem Freistoßpfiff den Ball in die Hand nimmt – und ist damit für das existenzielle Heimspiel am kommenden Samstag gegen Magdeburg gesperrt. Das grenzt an Wettbewerbsverzerrung.

Schiri Bastian Dankert ist am Samstag beim Zweitliga-Spiel beim FC St. Pauli ein Mann großer Gesten und zumindest einer Fehlentscheidung. Bild; jrh

Wofür gibt’s den Video-Beweis?

Von der angeblichen Grippe-Schwächung ist den Oberpfälzern von Anfang an nichts anzumerken. Der SSV Jahn ist hellwach, attackiert die Hanseaten in deren Hälfte. Von einer, von Pauli-Trainer Fabian Hürzeler geforderten, Dominanz des achtfachen Seriensiegers ist nichts zu sehen. Im Gegenteil: Singh setzt sich im Strafraum gegen drei Hamburger durch und fällt über den Fuß eines Vierten – Dankerts Pfiff und Geste lässt einen Elfmeterpfiff erwarten. Stattdessen zückt er Gelb wegen Schwalbe. Die oft gestellte Sinnfrage: Was ist das, wenn keine grobe Fehlentscheidung?

Denn selbst wenn der Video-Referee Patrick Alt zu dem Schluss gekommen sein sollte, dass das gestellte Bein für einen Elfer nicht reicht, bleibt zumindest der Karton eine grobe Fehleinschätzung. Und warum bemüht sich Dankert nicht um Klarheit, wenn schon Videobilder vorhanden sind, und müht sich die 20 Meter zum Bildschirm? Eine mögliche 1:0-Führung hätte die Weichen jedenfalls in eine andere Richtung gestellt.  

Krummes Ei im Netz

Stattdessen lässt es sich der Schiedsrichter nicht nehmen, eine Minute später auch Owusu mit der fünften Gelben und einer Sperre zu sanktionieren, weil er nach Freistoßpfiff den Ball in die Hände nimmt – von Spielverzögerung kann nicht die Rede sein, von Feingefühl nach der ersten groben Fehlentscheidung gegen den Jahn schon gar nicht. „Mann, Mann, Mann, Dankert“, würde Nordlicht Bjarne Mädel dazu sagen.

Die nächste Gelegenheit für Dankerts Lust an Gelb liefert dann Steve Breitkreuz, mit seiner kompromisslosen Grätsche gegen Oladapo Afolayan von vorne – diesmal zu Recht. Marcel Hartel zirkelt den Ball von der linken Strafraumecke in die Mitte, Keeper Urbig will die Kugel rausfausten, Breitkreuz ist vorher mit dem Kopf dran, die Kerze senkt sich unmittelbar vor der Torlinie und einem Pulk Jahn-Spielern, die verzweifelt versuchen, das krumme Ei irgendwie zu entschärfen, und springt von Owusus ins Netz.

Paulis einzige Großchance

Regensburg zeigt sich unbeeindruckt, überbrückt immer wieder spielerisch das Mittelfeld. Idrizi wird auf der halblinken Seite freigespielt, sein unbehinderter Abschluss zischt einen Meter am rechten Pfosten vorbei (26.). Kurz vor der Pause die einzige Großchance für St. Pauli. Manolis Saliakas zieht vom 16er flach ab, Urbig lässt nach vorne abklatschen, Jackson Irvine knallt den Abpraller – von Daschner abgefälscht – über die Latte (43.).

In der zweiten Hälfte übernimmt Regensburg endgültig das Zepter am Millerntor – St. Pauli beschränkt sich auf Ergebnisverwaltung und gelegentliche Konter, die meist schlampig bei der Oberpfälzer Restabwehr hängenbleiben. Idrizi setzt sich links an der Grundlinie durch, passt nach innen, Owusu legt ab, Singh scheitert an dem glänzend reagierenden Nikola Vasilj (53.).

Idrizi und Makridis vermasseln den Ausgleich

Doppelt unglaublich, was sich Paulis Torwart und Regensburgs Gimber-Ersatz leisten: Vasilj spielt den die Kugel in die Füße von Idrizi, der schiebt dem Vorlagengeber den Ball aus acht Metern zurück in die Handschuhe – zum Haareraufen (73.). Ähnlich grotesk die nächste Großchance: Leon Guwaras Hereingabe landet bei Charalambos Makridis, der am rechten Fünfereck völlig freisteht – der eingewechselte Stürmer hat aber einen Knoten in den Füßen und lässt den Ball ins Aus kullern (75.)!

Auch Bene Saller macht es wenige Minuten später frei stehend an gleicher Stelle nicht viel besser (79.). Regensburgs Powerplay drückt die Braunen zwar phasenweise in den eigenen Strafraum, aber belohnen kann sich der Tabellen-15. nicht ein einziges popeliges Mal. Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic leidet an der Seitenlinie lautstark mit und wirft alles aufs Feld, was Füße zum Schießen hat: Makridis für Singh (73.), Andreas Albers für Idrizi (74.), Lasse Günther für Christian Viet (86.), Minos Gouras für Owusu (87.), Ayguen Yildirim für Breitkreuz (91.). Vergeblich!

Schwere Beine

In den Schlussminuten merkt man den angeschlagenen Gästen die Strapazen und den vergeblichen Aufwand deutlich an – die Beine der Oberpfälzer werden schwer und schwerer, Pauli schafft es, mit Entlastungsangriffen, Dribblings an der Eckfahne und künstlerisch wertvollen Sitzpausen den neunten Sieg in Folge über die fünf Minuten Nachspielzeit zu retten.

Die Hamburger werden für den zehnten Dreier in Folge am Samstagabend (20.30 Uhr) in Heidenheim mehrere Schippen drauflegen müssen. Der SSV Jahn sollte einige Stunden davor (13.30 Uhr) mit einer ähnlich couragierten Leistung und mehr Spielglück gegen den FC Magdeburg wichtige Punkte gegen den Abstieg sammeln.

Trister Heimweg für 1000 Regensburger Fans. Bild: jrh

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