Jahn Regensburgs Schiri-Pech auch gegen Kaiserslautern: Wahnsinns-Rot in Druckphase

Regensburg. Langsam wird‘s gruselig: Auf St. Pauli wird dem SSV Jahn ein klarer Elfer verwehrt, in Fürth ein Witzelfer gegen Regensburg gegeben. Und in der Drangphase gegen den 1. FC Kaiserslautern sieht Bene Saller nach Allerweltsfoul Glatt-Rot.

Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic fleht vergeblich. Schiedsrichter Florian Lechner bleibt bei Rot für Bene Saller und zückt Gelb gegen den Coach. Bild: jrh

Von Stefan Schmid und Jürgen Herda

Natürlich ist jede Mannschaft ihres Glückes Schmied. Und auch ihres Pechs. Gelegenheiten hatte der SSV Jahn Regensburg genügend, um nicht zwischen Platz 16 und 17 hin- und hergeschoben zu werden. Oder wie sagt es Kaiserslauterns Trainer Dirk Schuster: „Der Jahn hat da hinten nichts zu suchen.“

Nur bringt das Lob herzlich wenig, wenn Tore und Punkte Mangelware bleiben. Und je später die Saison, desto brenzliger die Lage. Man merkt es der Mannschaft auch im Heimspiel gegen den FCK heute an. Nur keine Upamecano-Fehler! Lieber einmal mehr hintenrum. Das kostet Zeit und der Gast aus der Pfalz richtet sich gemütlich in der Abwehr ein.

Völlig überzogenes Rot

Nach einer Stunde aber geht Regensburg mehr ins Risiko, entwickelt eine echte Drangphase. Vor allem Bene Saller schiebt von rechts hinten mächtig mit an. Nach einem Ballverlust am 16er macht er das Bein lang, um den Fehler auszubügeln, trifft Jean Zimmer in den Hacken, entschuldigt sich sofort. Die erste Reaktion von Schiedsrichter Florian Lechner sieht gelassen aus. Dann nestelt er in seiner Hosentasche, zückt glatt Rot (74.).

Da ist es wieder: Eine Entscheidung, die ein Spiel auf den Kopf zu stellen droht. Zuvor hatte Lechner mal mehr, mal weniger lange Leine gegeben, klare Fouls auf beiden Seiten weiterlaufen lassen, kleinere Verfehlungen geahndet. Keine klare Linie, aber auch keine groben Fehler. Und dann das: Aus heiterem Himmel steht der Jahn in der spielentscheidenden Phase nur noch mit zehn Mann am Feld.

Tolle Kulisse im Jahn-Stadion: 14.668 Fans, darunter gut 2000 aus Kaiserslautern, feuerten ihre Mannschaften an. Bild: jrh

Nicht alles gleicht sich statistisch aus

Man sagt ja, am Ende einer langen Saison gleicht sich alles aus. Statistik bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man nach 34 Versuchen genauso oft die 6 wie die 1 würfelt. Wenn man in der heißen Phase der Abstiegsduelle dreimal den Schwarzen Peter zieht, kann dies das eine Pechmomentum zu viel gewesen sein.

Köln scheint die Szene überprüft zu haben: Wenn sich Schiri Lechner auf das Spiel vorbereitet hat, muss er gewusst haben, dass es zuletzt drei strittige Entscheidungen gegen Regensburg gab. Kann man sich dann nicht wenigstens die Szene noch mal am Bildschirm anschauen, statt den zu Recht empörten Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic auch noch mit Gelb zu verwarnen? Es geht hier immerhin um die Existenz des Vereins in der Zweiten Bundesliga – und um viele Millionen Euro TV-Gelder. So viel Zeit muss sein.

Warum lädt der Jahn Lautern zur Schlussoffensive?

Was dann noch kommt, muss man nicht verstehen: Offenbar, um den einen Punkt zu sichern, versammeln sich die Regensburger anschließend um den eigenen Strafraum und laden die bis dato harmlosen Lauterer zum Schlussspurt ein. Die einzig wirklich brenzlige Situation muss dann aber nicht der gewohnt souveräne Jonas Urbig bereinigen: FCK-Keeper Andreas Luthe hebt mit den Fingerspitzen Prince Owusus Drehschuss über die Latte.

Schade, der nimmermüde Stürmer hätte sich das Golden Goal in letzter Minute redlich verdient. Und die Mannschaft nach Sarpreet Singhs Überraschungslupfer, den Luthe in Hälfte 1 auf die Latte dengelte, den Dreier nach der erneuten klaren Benachteiligung erst recht.

Pechvogel Bene Saller muss nach glatt Rot vom Platz. Bild: jrh

Altes Lied: Viele Chancen, kaum Ertrag

Die guten Nachrichten zuerst: Der SSV Jahn Regensburg steht nach dem 29. Spieltag nach zwischenzeitlichem Abrutschen wieder auf dem Relegationsplatz. Spielerisch ist man gegen den 1. FC Kaiserslautern die bessere Mannschaft. Dass am Ende nur ein mageres 0:0 rausspringt, ist altbekannten Schwächen zu verdanken. Regensburg darf auf dem Papier mit dem Spieltag zufrieden sein, vieles andere lässt einem aber mit Zweifeln, ob der Klassenerhalt tatsächlich gelingen kann, zurück.

Gelingt im ersten Abschnitt oft nicht einmal der finale Pass, machen es die Regensburger in der zweiten Halbzeit deutlich besser. Dass die Abschlüsse am Ende dann meist weit am Tor vorbeisegeln, geschenkt. Die Großchance auf den Lucky Punch für den SSV konnte FCK-Keeper Andreas Luthe mit einer schmerzhaft-herrlichen Parade verhindern.

Ballbesitz bringt SSV Jahn nichts

Die ersten 45 Minuten zeigen viele Versuche und wenig, was wirklich gelingt. Kaiserslautern überlässt Regensburg den Ball, womit die Oberpfälzer überwiegend wenig bis gar nichts anfangen können. Wieder einmal bestätigt sich die Schwäche, den letzten Pass an einen besser postierten Mann zu bringen. Auf der anderen Seite geht auch der Plan der Roten Teufel nicht auf. Schnelle Gegenstöße scheitern an der hellwachen SSV-Defensive, die tiefe Pässe verlässlich abfängt.

Wenn schon über den Weg der Kombination nichts gelingt, so doch wenigstens aus der Distanz? Das dachte sich zumindest Sarpreet Singh, der damit beinahe Erfolg hat. Nach einer halben Stunde verlängert Prince Osei Owusu einen Urbig-Abschlag und findet den Neuseeländer. Luthe im FCK-Tor hat Glück, denn die Faustabwehr des 18-Meter-Volleys landet mittels Bogenlampe an der Latte und dann im Toraus. Wer dachte, der Auftakt zu größeren Chancen sei nun eröffnet, hat sich arg getäuscht. Mit 0:0 geht es in die Kabine.

Jahn-Keeper Jonas Urbig hält seinen Kasten blütenrein. Bild: jrh

Saller fliegt vom Platz

Gleich mit der ersten Aktion der zweiten Halbzeit muss sich SSV-Torhüter Jonas Urbig das erste Mal richtig strecken. Den Distanzschuss von Lex Tyger Lobinger hat der 19-Jährige aber sicher. Lobinger ist allerdings der einzige, der in der Pause wohl zum richtigen Getränk gegriffen hat. Vor allem die Jahn-Elf, die das Problem des letzten Passes überwunden hat, tut sich jetzt mit unplatzierten Abschlüssen hervor.

Stellvertretend hierfür die Kopfballchancen von Benedikt Gimber (56.) und Maximilian Thalhammer (70.). Daran ändert auch nichts die Einwechslung von Andreas Albers, der ab der 61. Minute mit Owusu eine Doppelspitze bildet. Trotz allem scheint es eine Frage der Zeit zu sein, bis die Hausherren die Führung erzielen. Bis, ja bis Benedikt Saller in der 74. Minute mit Rot vom Platz geschickt wird.

Jahn geht weiter auf Sieg

Die Jahn-Elf, gerade noch am Drücker, muss die letzte Viertelstunde in Unterzahl überstehen. Und was mach Mersad Selimbegovic? Der denkt nicht daran zu mauern, wechselt in der 89. Minute mit Nicklas Shipnoski für Leon Guwara sogar offensiv. Mut, der sich auch aus dem schlechten Überzahlspiel der Gäste speist und beinahe belohnt wird.

Drei Minuten Nachspielzeit sind angezeigt und wenige Sekunden der Extra-Zeit sind vergangen, da haben viele im Jahn-Stadion den Siegesschrei schon auf den Lippen. Owusu kommt aus 20 Metern zentral vor dem Tor zum Abschluss, knallt das Ding Richtung linkes Kreuzeck, Luthe im FCK-Tor fliegt und fliegt zu Recht, denn der Torhüter rettet den Roten Teufeln kurz vor Schluss den Punkt.

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