Jahn in Liga 3: Crasht Absteiger Freiburg Regensburgs Aufstiegsparty?
Freiburg. Keine Ahnung, warum die U23 des SC Freiburg im Keller feststeckt. Im Vorjahr noch auf einem Aufstiegsplatz ohne Wert haben die Youngsters heuer zumindest alle Favoriten geärgert. Und jetzt soll der ballscheue SSV Jahn beim Schwarzwald-Talentschuppen den Aufstieg greifbar machen?

Das Hinspiel vor vier Monaten war kein gewöhnliches Match für die Kicker des SSV Jahn. Nicht nur, weil die Regensburger mit einem hauchdünnen 3:2 den zehnten Sieg in Folge einfuhren. Bei bitterkalten minus 9 Grad steckte den Oberpfälzern nicht nur der Dezember-Frost in den Knochen.
Zu Beginn lähmte vor allem der Schock nach dem völlig unerwarteten Tod des Mitspielers Agy Diawusie die Mannschaft, die mit einem überdimensionalen Trikot mit der Nummer 24 und mit einer Schweigeminute in der 24. Minute dem so jäh aus dem Leben gerissenen Freund gedachte.
Es sollte der letzte Sieg dieser famosen Serie sein und auch so ein wenig der Wendepunkt einer bis dahin sensationellen Saison, in der das von Sportchef Achim Beierlorzer und Trainer Joe Enochs neu konstruierte Mannschaftsgefüge zur Überraschung aller wesentlich schneller funktionierte als erwartet. Nach dem Schicksalsschlag dämpfte ein düsterer Schatten die Euphorie.
Die Konkurrenz ist im Flow
Fünf Monate später ist der zwischenzeitlich satte 12-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz auf einen und auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz auf vier Punkte geschmolzen. Was noch schwerer wiegt: Während die Konkurrenz aus Ulm, Münster und Essen gerade im Flow nach oben schwebt, müht sich der Jahn von Heim-Pünktchen zu Heim-Pünktchen – gerade mal zwei Punkte sammelten die Regensburger in den vergangenen drei wegweisenden Partien gegen 1860 (1:1). In Ulm (0:1) und gegen Dresden.
Da hilft es auch nicht viel, dass der Gegner am kommenden Samstag, 14 Uhr, im Dreisam-Stadion bereits als Absteiger feststeht. Denn nicht nur der Jahn tat sich gegen die U23 des SC Freiburg schwer. Die technisch versierten Youngsters gewannen gegen 1860, in Ingolstadt, punkteten gegen Dresden und verloren am vergangenen Sonntag nur mit einem irregulären Tor nach Handspiel in letzter Minute gegen Tabellenführer Ulm.
SC-Coach verspricht: „Jungs geben Gas gegen Regensburg“
SC-Coach Thomas Stamm ärgerte sich entsprechend nach dem Spiel: „Unabhängig von der Situation wäre Ehrlichkeit ganz gut“, hatte er kein Verständnis für die Notlüge des Ulmer Spielers, den der Schiedsrichter letztlich die Entscheidung mit seiner „Zeugenaussage“ übertrug. „Es geht um viel für die Ulmer, das kann ich ein Stück weit verstehen“, sagte Stamm. „Für uns ist es schade, weil ich denke, über die ganzen 90 Minuten waren wir nicht schlechter und hätten einen Punkt verdient gehabt.“
Trotz des besiegelten Abstiegs versprach er: „Wir werden nächste Woche gegen Regensburg wieder ein gleich gutes Spiel machen, da bin ich überzeugt, weil die Jungs Gas geben Woche für Woche.“ Für Jahn-Trainer Joe Enochs hätte es dieser Drohung nicht bedurft. Er hat auch so höchsten Respekt vor der Freiburger Nachwuchsformation: „Das ist eine Mannschaft, die in den letzten Wochen bewiesen hat, dass sie sich nicht aufgegeben haben, die für sich spielen, und deshalb ein sehr unangenehmer Gegner sind.“
Wiedersehen mit Max Breunig und Al Ghaddioui
Wer der Meinung sei, man fahre als Tabellenzweiter hoch favorisiert zu einem Absteiger und könne da mal so im Vorbeigehen drei Punkte einsammeln, der täusche sich. Die Mannschaft um Maximilian Breunig, Bruder von Regensburgs Innenverteidiger Louis Breunig, der wahrscheinlich in die Startelf zurückkehrt, und Ex-Jahn-Goalgetter Hamadi Al Ghaddioui sei noch quicklebendig. „Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, wenn wir das Spiel gewinnen wollen.“ Immerhin stehen dem Kalifornier dabei mit Ausnahme der Langzeitverletzten Eric Hottmann und Erik Tallig alle Mann zur Verfügung.
„Dass am Ende der Saison alle gesund sind, ist nicht selbstverständlich und ein Zeichen dafür, dass wir gut gearbeitet haben.“ Dass der Gegner nichts zu verlieren hat, während es für den SSV um alles geht, „macht es nicht einfacher“ für Enochs: „Das beginnt schon bei der Aufstellung“, rätselt er über die vermutliche Startelf der Freiburger, „die viele verschiedene Spieler“ aufbieten können. „Das sind super ausgebildete Jungs, aber wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen, wird es ein ganz enges Spiel und wir hoffen, dass wir das Spiel für uns entscheiden können.“
Enochs: „Die wollen alle, die geben Gas“
Über die Psyche seiner wackligen Aufstiegsaspiranten macht sich Regensburgs Trainer hingegen keine Gedanken, auch wenn es „gerade die letzten drei Spiele in sich gehabt“ hätten: „Wobei ich der Meinung war, dass wir gerade in den beiden Spielen im Ulm und gegen Dresden eine richtig gute Leistung gebracht haben.“
Möglicherweise verrät die Formulierung, dass das nicht alle so sehen. „Wir haben halt nicht so die Punkte eingesammelt, wie wir wollten.“ Dennoch erlebe er die Mannschaft im Training und auch in den Spielen als sehr gefestigt. „Die wollen alle, die geben Gas, ich muss sie vielleicht sogar ein bisschen bremsen.“
Rasim Bulić: „Pressen, jagen, das Spiel machen“
Der Schwerpunkt der Trainingseinheit lag im Verteidigen, sagt Rasim Bulić mit entschlossenem Blick. „Aber natürlich auch, was wir offensiv machen wollen, in die Box gehen und Tore machen.“ Die Moral sei auch nach den Rückschlägen im Aufstiegsrennen gut. „Aber wir wollen jetzt auf jeden Fall in Freiburg gewinnen, drei Punkte holen und dann sehen wir halt weiter.“
Die junge Mannschaft müsse „jetzt einfach Härte zeigen, pressen, jagen, das Spiel dort machen“. Der Glaube an das Happyend sei lebendig: „Weil wir es wollen, wir wollen es unbedingt. Wir spielen so eine gute Saison, dass man sich am Ende belohnen muss.“ Schon allein wegen der Fans: „Wir müssen zusammenwachsen, da gehören die Fans dazu.“
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