Ist das Wirtshaus tot? Neustädter Bierkultur wird lebendig 

Neustadt/WN. Die Medienkultur verlagert die Stammtisch-Gespräche ins Netz und das Wirtshaus verliert an Bedeutung. Doch in Neustadt hat man an die „gute alte Zeit“ gedacht.

Zum Gelingen leisteten die „Zupfer Moidla“, begleitet von Gerhard Reber,
mit ihren originellen Wirtshausliedern und Witzen einen großen Beitrag. Foto: Hans Prem
Zum Gelingen leisteten die „Zupfer Moidla“, begleitet von Gerhard Reber, mit ihren originellen Wirtshausliedern und Witzen einen großen Beitrag. Foto: Hans Prem
Einen amüsanten Abend mit Erinnerungen an die Neustädter Wirtshauskultur
bescherte der Oberpfalzverein den Gästen im gut besuchten ASV-Sportheim. Foto: Hans Prem
Einen amüsanten Abend mit Erinnerungen an die Neustädter Wirtshauskultur bescherte der Oberpfalzverein den Gästen im gut besuchten ASV-Sportheim. Foto: Hans Prem
Hans Prem
Hans Prem

Einen amüsanten Abend mit interessanten Fakten, humorvollen Anekdoten und originellen Wirtshausliedern bescherte der Neustädter Oberpfalzverein den Gästen im ASV-Sportheim. Im Mittelpunkt stand die Neustädter Wirtshaus- und Bierkultur.

Wandel der gastronomischen Kultur

Vorsitzender Ernst Umann hatte seit Ende letzten Jahres viel zu den verschiedenen geschichtlichen Epochen recherchiert. Seine Texte und zusammengetragene Anekdoten und Geschichten lasen Roswitha Jobst und Peter Märkl. Zum Thema hatte Ernst Umann ein Bild mit den verschiedenen Rauschabstufungen, frei nach Aloysia Rebl gemalt. Auf Antiktafeln und in einer PowerPoint-Präsentation dokumentierte man den Wandel in der Neustädter Gastronomie durch längst verschwundene Gasthäuser. Nach einer Rekonstruktion von Roland Gröger hat es bereits im ersten Jahrhundert nach Christus auf dem heutigen Stadtplatz, der an der Bernsteinstraße lag, einen Rastplatz gegeben, auf dem man vermutlich auch Bier ausgeschenkt hatte.

Prominenter Besuch im damaligen Neustadt

Als Kaiser Ludwig von Bayern den Neustädter Bürgern am 23. Oktober 1339 das allgemeine Braurecht verlieh, ist das Bier zu einer Existenzgrundlage für Ökonomen und Hausbesitzer und zum fünften Element für die Stadtbewohner geworden. Die Vorleser ließen den Bierkrieg mit den Altenstädtern ebenso wie die „gute alte Zeit“, die bayrische Gemütlichkeit oder den Aufschwung durch die Glasmacher Revue passieren.  Eine nicht bestätigte Überlieferung ist die Tatsache, dass Friedrich von Schiller, im Gasthof „Zur Goldenen Sonne“ übernachtet haben soll. In den Wirtshäusern hat man natürlich Bier getrunken, das vor dem Erlass des Reinheitsgebots 1516 teils ungenießbar gewesen sein muss, betrachtet man die Zutaten wie Ochsengalle, Froschschenkel und Fischblasen.

G´schicht aus alter Zeit

Hatte man zu viel von dem Gerstensaft genossen, sprang dem einen oder anderen auf dem Nachhauseweg der „Rauschpudel“ auf der Waldnaabbrücke auf den Rücken. Für Heiterkeit sorgten die Gedichte in Mundart von Georg Kraus über eine Rauferei im Wirtshaus oder die späte Heimkehr von Ehemann und Sohn als Bierleichen. Ebenso amüsierten sich die Zuhörer über die Erzählung von Gregor Menzl über ein Neustädter Original und Schlitzohr, dem „Gower“. Der ließ keine Gelegenheit aus, seine Mitbürger und die Obrigkeit zu narren.  „Heute ist das Wirtshaus tot“, stellte Roswitha Jobst fest. Der Meinungsaustausch findet im weltweiten Netz über die Medien, WhatsApp und SMS statt, das Essen bestellt man bei Amazon und unterhalten lässt man sich von Alexa.

Zoigl-Oasen mitten im Lebensstrudel

„Die Seele im Menschen verkümmert und trocknet aus, es kommt zu einer Vereinsamung und Wesensänderung“. Gott sei Dank gibt es in Neustadt noch zwei Zoiglstuben: Oasen, die das Leben entschleunigen und die Menschen einander näher bringen. Vom Bier, dem Rausch und vielen humorvollen Begebenheiten rund um die Wirtshäuser handelten die Lieder der „Zupfer Moidla“. Waltraud Neubauer-Zupfer und Renate Zupfer-Vilas erheiterten mit ihren originellen Liedern und vor allem Witzen das Publikum und leisteten damit einen großen Beitrag zum Gelingen des Abends. Gerhard Reber begleite sie an der Diatonischen. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten ASV-Vorsitzender Juan Vilas und sein Team hervorragend. Dritter Bürgermeister Heribert Schubert dankte dem Oberpfalzverein für die Initiative für diesen gelungenen Abend.

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