Grünen-Podiumsdiskussion: Bürger müssen von der Energiewende profitieren

Parkstein. Die Energiewende müsse sich positiv auf den Geldbeutel auswirken. Eine der zentralen Aussagen einer Podiumsdiskussion der Nordoberpfälzer Grünen-Kreisverbände zum Thema „Energiewende auf dem Land“ mit dem energiepolitischen Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, MdL Martin Stümpfig.

MdL Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, war Gast einer Podiumsdiskussion in Parkstein. Foto: Gabi Eichl

Der Saal im Steindstadl war voll, es mussten sogar zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Landtags-Direktkandidatin Laura Weber saß mit auf dem Podium, ebenso Parksteins Zweiter Bürgermeister Josef Langgärtner und der Flosser Bürgermeister a. D. Günter Stich.

Wie Martin Stümpfig stecken alle Podiumsteilnehmer in der Materie: Weber als Umweltingenieurin beruflich, Langgärtner als Vorstand der Bürgerenergie Parkstein eG, Stich als Vorstand der ZENO eG. Und auch der Moderator der Veranstaltung, Stephan Korb, weiß als Geschäftsführer der Weidener ip3-Ingenieure, was Sache ist bei den Erneuerbaren.

Moderne Windräder erzeugen überall Strom

Der Abgeordnete aus Feuchtwangen, ein gelernter Forstwirt und wie Laura Weber Umweltingenieur, der seit 2013 für die Grünen im Landtag sitzt, suchte angesichts aktueller Diskussionen in Parkstein von Anfang an Wind aus den Segeln derjenigen zu nehmen, die sich nicht anfreunden können mit der Vorstellung, dass sich auch an dem Basaltkegel Windräder drehen sollen. Moderne Windkraftanlagen seien inzwischen so effizient, dass es kaum mehr Orte gebe, an denen zu wenig Wind wehe, um damit Energie zu erzeugen.

Und nach 15 Jahren reißen wir die dann raus?Martin Stümpfig zum Einbau neuer Gas- oder Ölheizungen

Stümpfig griff auch das aktuelle Reizthema Wärmewende auf. 2040 solle Bayern nach Beschluss der Staatsregierung klimaneutral sein, wie könne man angesichts dessen heute noch Menschen neue Gas- oder Ölheizungen einbauen lassen, fragte er. „Und nach 15 Jahren reißen wir die dann raus?“

HGÜ-Leitungen „ganz wichtige Verbindungen“

Das Thema Übertragungs- und Verteilnetze kam ebenfalls zur Sprache, immerhin saß in der Person Josef Langgärtners ein erklärter Gegner des Süd-Ost-Links neben Stümpfig. Der Grünen-Abgeordnete sagte, dass es ohne diese Netze nicht möglich sei, eine schwankungsfreie Stromversorgung zu gewährleisten. Im Winter sei gerade Bayern zu einem hohen Prozentsatz auf derzeit nicht selbst erzeugte Energie angewiesen. Die HGÜ-Leitungen seien „ganz, ganz wichtige Verbindungen“, auf die nicht verzichtet werden könne.

Genossenschaften brauchen günstige Flächen

Ein großes Thema an diesem Abend: Die Energiewende müsse sich positiv im Geldbeutel der Bürger bemerkbar machen. Günter Stich sagte, die Bevölkerung ins Boot zu holen, sei von Beginn an Ziel der ZENO gewesen. Gleichzeitig sei die Genossenschaft angewiesen darauf, dass sie Flächen zu einem vernünftigen Preis kaufen könne.

Auf dem Podium mit MdL Martin Stümpfig (Mitte) diskutierten der Vorstand der Bürgerenergie Parkstein, Josef Langgärtner, und die Grünen-Direktkandidatin Laura Weber; nicht im Bild der ZENO-Vorstand Günter Stich. Foto: Gabi Eichl

Laura Weber sagte, der Strompreis müsse sinken, denn aktuell herrsche die „absurde Situation“, dass die Erneuerbaren ausgebaut würden und der Strompreis steige, was selbstverständlich nicht an den Erneuerbaren liege. Die Akteure vor Ort müssten gemeinsam an den Projekten arbeiten, neue Möglichkeiten wie Energy Sharing nutzen.

Windmessung „schaut wirklich gut aus“

Das Windkraft-Projekt der Bürgerenergie eG befindet sich laut Langgärtner auf der Zielgerade, die aktuelle Windmessung „schaut wirklich gut aus“. 30 Millionen Kilowatt-Stunden sollen die geplanten Windräder zusätzlich zu den beiden großen Photovoltaik-Anlagen bringen.

Das Projekt sei derzeit in der Endplanung, die Gutachten (Schall, Schatten, Standsicherheit) liefen, das Artenschutzgutachten sei abgeschlossen. Die jüngste Windmessung bestätige die Zahlen des bayerischen Windatlasses.

PV-Anlagen ausschließlich als Bürgerprojekt

Die PV-Anlagen will die Bürgerenergie laut Langgärtner ausschließlich mit Mitgliedsanteilen stemmen, ausdrücklich ohne eine Beteiligung von Kommanditisten. Bei den Windkraftanlagen werde dieses Modell nicht möglich sein, „da müssen wir einfach mehr ins Boot holen“, das sei alleine nicht zu stemmen.

Das Windkraft-Projekt werde voraussichtlich zu je einem Drittel von den Bürgern, der Gemeinde und der Firma Witron finanziert. Letztere sei „ganz heiß auf Windstrom“. Die Gemeindebeteiligung werde aktuell noch geklärt.

Sandspeicher für Parksteins Wärmewende?

Ein weiteres Thema der Diskussionsrunde: die Wärmewende. Im Rahmen eines Energienutzungsplans prüfe die Gemeinde Parkstein derzeit, ob die Ortsteile Hammerles und Parkstein-Süd über Fernwärme versorgt werden könnten. Als Speichermedium kann sich Langgärtner einen sogenannten Sandspeicher vorstellen, wie sie schon in Finnland gebaut werden.

Er spricht noch von einer „Spinnerei von uns“, sagt er, die aber von der OTH geprüft werden soll. Es sei auf jeden Fall Ziel, Parkstein in dieser Weise voranzubringen; eine Aussage, bei der der Saal applaudiert.

Vor der Veranstaltung im Steinstadl wollte der Abgeordnete (Mitte) auf den Basaltkegel. Von links: Laura Weber, Parksteins Grünen-Sprecher Hans Dütsch, Gemeinderätin Tanja Neumann, Grünen-Kreissprecher Harald Neumann. Foto: Grüne Neustadt/WN

Stephan Korb hatte zum Schluss eine Frage an die Podiumsteilnehmer: „Was ist Ihr realisierbares Ziel für die nächste Legislaturperiode, sollten Sie in einer maßgeblichen Rolle mitwirken?“ Langgärtner und Stich sind sich einig: ein Strompreis von nicht mehr als 20 Cent.

Weber will eigenem Bekunden zufolge darauf hinarbeiten, dass der „Klimawandel endlich in allen Köpfen ankommt“. Und Stümpfigs Ziel ist, wie er sagte, alle Bürgerinnen und Bürger des Freistaates zu „echten Gewinnern der Energiewende“ zu machen, auch diejenigen, „die keine 10.000 Euro auf dem Sparkonto haben“.

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