„Gott war und ist immer da, auch in den Lebensphasen, die wir als Kreuz empfinden“
Weiden. Der Gottesdienst in der St. Michaelskirche war am Karfreitagvormittag gut besucht.

Dekan Thomas Guba erinnerte daran, dass die stillen Tage beginnen, bereits an der großen Kirchentür begrüßte er die Gläubigen und teilte ein Bild aus. Anhand der Bibeltexte und anhand der Geschichte vom Berg der Kreuze in Litauen wollte er festhalten, dass der Karfreitag durch das Kreuz geprägt ist. Der „Berg der Kreuze“ ist ein katholisch und touristisch geprägter Wallfahrtsort in Litauen.
Zum letzten Mal für zwei Tage ertönte die Orgel mit einem Vorspiel von Johann Sebastian Bach, mit dem „Adagio aus der Triosonate“. An der Orgel saß Anna Magdalena Bukriev. „Ein Lämmlein trägt die Schuld“, mit diesem gesungenen Lied ging es in den Gottesdienst. Die Lesung nach Johannes trug Dorothe Rühl vor, „Ehre sei dir Christe“ stimmte die Kirchengemeinde ein.
Paulus betont es im Bibeltext. Das letzte Wort des Textes ist tatsächlich das Kreuz. „Und ich frage mich, was wir damit verbinden“, stellte Dekan Guba die Frage in seiner Predigt. Das Kreuz ist ein Symbol. Es begegnet uns im Alltag in Kreuzungen aller Art. Es begegnet uns an Lebenskreuzungen und es wirft uns zurück auf unseren Glauben: Christus nimmt dem Tod seine Macht und bringt Leben hervor, sagte er weiter.
Das Kreuz kehrt vieles um
Diesen Ansatz kann kein Regime unterbrechen, diesen Ansatz kann kein Pilatus zerstören. Im Gegenteil, beide verhelfen dem Kreuz zum Siegeszug und uns allen zum Leben. Das ist die Paradoxie Gottes. Anders als geglaubt, wird daraus ein Siegeszug. Aus dem Schandpfahl wird eine Siegesfahne, aus dem Tod wird Leben, aus Streit wird Versöhnung. „Das ist Karfreitag: Die Paradoxie des Lebens manifestiert sich und Gott wird angreifbar, aber er lässt sich nicht verdrängen, nicht umbringen, nicht wegschieben, nicht glatt planieren“, unterstrich der Pfarrer. Das funktioniere alles nicht, „Gott war und ist immer da, auch in den Lebensphasen, die wir als Kreuz empfinden“.
Das gemeinsam gesprochene Glaubensbekenntnis und das Abendmahl formte den Gottesdienst, die Fürbitten beendeten ihn. Dann folgte die Ruhe und die Stille. Die Orgel tönte nicht mehr – kein Nachspiel, kein Lied. Die Gemeinde sprach aber noch ein Gebet: „Sprech Herr, sei mit uns“. Auch die Glocken schweigen. Theologisch ist der Feiertag untrennbar mit Ostern als dem Fest der Auferstehung verbunden. Erst nach der Auferstehungsfeier tönten in St. Michael wieder die Glocken: „Der Herr ist auferstanden“.
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