Fußball-Fachleute aus der Region sehen Julian Nagelsmann als Bundestrainer skeptisch

Weiden. Auf wenig Begeisterung bei den Fußball-Sachverständigen der Region stößt die Entscheidung des DFB, Julian Nagelsmann als Interims-Bundestrainer bis zur Europameisterschaft 2024 zu installieren.

Julian Nagelsmann wird der Nachfolger von Hansi Flick – zumindest bis zur EM im nächsten Jahr. Foto: Imago

Die Entscheidung des DFB, Julian Nagelsmann bis zur Europameisterschaft (EM) im kommenden Jahr im eigenen Land als Interims-Bundestrainer zu verpflichten, löst bei den befragten Fußball-Trainern und Sport-Managern aus der Nordoberpfalz keine Begeisterung aus.

400.000 Euro im Monat

Wie das Fußballmagazin Kicker schreibt, gebe es bislang nur eine mündliche Einigung, die aber in den kommenden Tagen auch schriftlich fixiert wird. Bis zur offiziellen Verkündung dürfte es allerdings noch dauern, weil noch formelle Schritte anstehen. Zum einen muss Nagelsmann seinen Vertrag beim FC Bayern auflösen, beim DFB müssen noch Gremien der Entscheidung zustimmen. Das alles gilt aber als Formsache. Nagelsmann wird dann einen Zehn-Monats-Vertrag bis zum Ende der Europameisterschaft erhalten und die DFB-Auswahl erstmals bei der Länderspielreise vom 9. bis 18. Oktober in die USA betreuen.

Nagelsmanns Vertrag in München hatte noch eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2026. Durch die Auflösung verzichtet der 36-Jährige auf relativ viel Gehalt. Unbestätigten Berichten zufolge soll Nagelsmann als Nationaltrainer rund 400.000 Euro im Monat verdienen.

Luis van Gaal der Favorit

Was sagen die Fußball-Sachverständigen aus der Region zu dieser Personalie? Markus Berft, Trainer des Kreisklassisten TSV Pressath, ist von der Nachricht schon sehr überrascht. „Julian Nagelsmann ist noch recht jung und hat auch international keine besonders große Erfahrung. Außerdem ist er auch beim FC Bayern gescheitert. Die Nationalspieler hätten jemanden gebraucht, zu dem sie aufschauen können. Luis van Gaal hätte ich mir da zum Beispiel gut vorstellen können.“

Stefan Krebs, Trainer der DJK Weiden, kann sich dagegen schon vorstellen, dass Nagelsmann als kurzfristige Lösung etwas erreichen kann. „Meine Wunschlösung wäre Jürgen Klopp gewesen, aber der ist ja leider vertraglich in Liverpool gebunden. Ich glaube, dass Nagelsmann die Truppe zur EM schon hinbekommt.“

Trainer Michael Riester. Foto: Werner Franken

Riester gegen Interimslösungen

Gar nichts anfangen mit einer Interimslösung kann Michael Riester, Chefcoach der SpVgg SV Weiden. „Damit will ich überhaupt nichts gegen Julian Nagelsmann sagen. Das ist für mich ein exzellenter Trainer.“ Eine Übergangslösung aber sei für die Spieler nicht greifbar. „Was ist, wenn es bis dahin hervorragend läuft?“ Wenn es aber nicht funktioniere, könne es leicht als Alibi genommen werden. Obendrein halte er Nagelsmann zu jung für dieses Amt. „Wenn ich was mache, dann zu 100 Prozent. Ich bin kein Freund von Interimslösungen.“

Sportlicher Leiter der SpVgg SV Weiden, Rüdiger Hügel. Foto: Dagmar Nachtigall

Auch Riesters Kollege Rüdiger Hügel, sportlicher Leiter des Landesligisten SpVgg SV Weiden, hält die Lösung Nagelsmann für nicht zielführend. „Ich hätte mir einen externen Trainer gewünscht. Einen Typ wie Luis van Gaal, der die verkrusteten DFB-Strukturen nicht kennt und vielleicht mal aufbricht. Nagelsmann ist mir als Trainer zu unerfahren und er wird das Problem der Grüppchenbildung in der Nationalelf nicht lösen, weil das genau sein Problem beim FC Bayern war.“

* Diese Felder sind erforderlich.