Ende einer Ära: Flosser Bahnhofgaststätte abgerissen
Floß. Die ehemalige Bahnhofgaststätte "Zur Eisenbahn", später als Büro der Kleiderfabrik Georg Riebl OHG genutzt, wird abgebrochen. Der Abriss markiert das Ende eines historisch bedeutsamen Gebäudes, das eng mit der Bahn- und Lokalgeschichte von Floß verknüpft war. Mit der Zerstörung dieser Immobilie verschwindet ein weiteres Stück der Altfloßer Geschichte.

Und wieder fällt im Markt ein Stück Alt Floß, die frühere Bahnhofgaststätte mit Biergarten, später Bürogebäude der Kleiderfabrik Georg Riebl OHG, der Spitzhacke zum Opfer. Dass die Geschichte der Eisenbahnen in Bayern unzertrennbar mit dem Namen Gustav von Schlör, der auf dem Gut Plankenhammer im Flosser Amt wohnte, verbunden ist und als ehemaliger bayerischer Handelsminister die Belange seiner Heimat mit ganzem Herzen vertrat, ist Teil der Heimatgeschichte und unauslöschlich. Der „Bahnbau in Floß“ liegt seit dem Jahre 1882 zurück, als in einer Flosser Gemeinderatssitzung erstmals darüber beraten wurde. Der Bahnbau der Lokalbahn (später Eslarner Bockl) von Neustadt-Floß-Vohenstrauß wurde durch Gesetz am 21. April 1882, also genau vor 140 Jahren, genehmigt. Die erste Probefahrt fand am 2. Oktober 1885 statt. Schließlich folgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Bau einer Nebenbahn von Floß nach Flossenbürg. Die Bauarbeiten der 6,28 Kilometer langen Bahnstrecke wurden am 20. Mai 1913 abgeschlossen. Vorher verlief nur der Güterverkehr auf der Strecke, in den zwanziger Jahren wurde der Personenverkehr eingeführt.
Gastronomie als Teil der Bahngeschichte
Dass die Gastronomie durch den Streckenbau und damit verbunden durch den Bau der Bahnhöfe, Stellwerke und Güterhallen ihre Chancen zu nutzen verstand, war auch in Floß der Fall. Kaum rollte der Güter- und Personenverkehr auf den Bahnstrecken, entstanden in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe Gasthäuser als zusätzliche Warteräume für die Reisenden der Eisenbahn. So auch im Flosser Amt, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ gebaut wurde. Dazu die Anlage eines mit dichten Bäumen umsäumten Biergartens. Der erste Eigentümer war die Familie Högen aus Weiden. Der Anbau eines Tanzsaales an das neue Gasthaus neben dem Bräuhäusl, dem Kellerhäusl, der Drehscheibe und dem Gasthof Goldener Löw bot sich förmlich an. Und schon zählte die Flosser Bahnhofgaststätte zu den ersten Häusern in der Gastronomie. Eine Kultur- und Gesellschaftsstätte, die vor allem auch das Vereinsleben im Markt zu fördern wusste.
Neue Nutzung und das Ende einer Ära
Die Zeichen der Zeit haben es mit sich gebracht, dass die Bahnhofgaststätte mit Saal aufgelassen und die Gebäude im Jahre 1953 an die Kleiderfabrik Georg Riebl OHG in Floß, die bisher im Saal der Gaststätte Goldener Löwe ihre Fabrikation ausübte, verkauft wurden. Die Büros der Kleiderfabrik wurden ausschließlich im früheren Gebäude der Bahnhofgaststätte untergebracht. Mit dem Ende der Fabrikation und der Aufgabe der Kleiderfabrik wurden die Gebäude einem anderen Zweck zugeführt. Die Firma MediFit, Physiotherapie Praxis wurde der neue Eigentümer der früheren Gaststätte mit Saal, während das ehemalige Fabrikgebäude, der Firma Riebl noch gehörend, zum Seniorenwohnheim „Am Reiserwinkel“ umgebaut wurde und heute einen bisher weißen Fleck im Gesundheitswesen im Flosser Amt abdeckt. Die Gebäude der früheren Bahnhofgaststätte einschließlich des späteren Anbaues eines Bürogebäudes (früherer Biergarten) fallen jetzt der Spitzhacke zum Opfer. Damit verschwindet ein weiteres Stück Alt Floß, das mit der Geschichte der Bahn, dem „Eslarner Bockl“ und dem Bahnhof unmittelbar im Zusammenhang steht.
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