Ein leidenschaftlicher Gastronom: Altenstadt/WN trauert um Jürgen Füßl
Altenstadt/WN. Die Nachricht vom plötzlichen Tod des Altenstädter Gastwirts Jürgen Füßl (48) ging am Mittwochabend wie ein Lauffeuer durch den Landkreis. Der stets so energiegeladene Betreiber der "d'Wirtschaft" ist nicht mehr. Es scheint unbegreiflich.

Jürgen Füßl hinterlässt seine Ehefrau Nadine, die er erst im August geheiratet hatte, und seine Stieftochter. Die freudige Hochzeitsfeier hatte ihm jeder gegönnt, dem umtriebigen, stets emsigen Wirt mit den vielen Ideen. Seine gastronomische Karriere füllt ein Buch – im wahrsten Sinne des Wortes. Füßl hat in der Corona-Zeit Lebenserinnerungen aus seiner Bundeswehr-Zeit aufgeschrieben, erschienen als „Mein Buch von Jürgen F. aus A.“. Nichts tun – das ging bei ihm nicht.
Mit TV-Moderator Willi Weitzel („Willi will’s wissen“) machte Jürgen Füßl ein gemeinsames Kochbuch für Kinder, ausgezeichnet mit der Silbermedaille der Gastronomischen Akadamie Deutschlands e.V. (GAD). Er teilte sein Wissen gern und unkompliziert: Seit 2020 konnten ihm Leser von OberpfalzECHO in unterhaltsamen Videokochkursen zusehen, wie er Eintopf und Wildschweinbraten zauberte. Seine private Leidenschaft galt seit jeher der Jagd.
Kosovo, Frankreich, England
Seine Ausbildung zum Koch hatte der Altenstädter von 1991 bis 1994 im Krankenhaus Neustadt/WN und Steinwaldhaus bei Erbendorf absolviert. Dann ging er zur Bundeswehr. Bewegte Jahre: Füßl war in Stetten, München, Ulm, Veitshöchheim und Regen stationiert, zuletzt sechs Monate im Auslandseinsatz im Kosovo. Er war für die Verpflegung von bis zu 800 Soldaten verantwortlich.
Nach dem Bund ging er auf die Hotelfachschule Bad Wörishofen, machte die Prüfung zum Staatlich geprüften Hotelbetriebswirt und arbeitete als Koch in Cannes (Frankreich) und Breakfast-Chef im Hilton in Wales (England). 2004 zog es ihn nach Schwabing, wo er die Bar „Namenlos“ in Schwabing übernahm.
Bar „Namenlos“ in Schwabing
Warum, das erklärte er in einem Interview im Gastronomie-Report: „Auf der Hotelfachschule sagte mal ein Referent: Das heißeste Gasto-Pflaster in Bayern ist Schwabing. Wer es dort schafft, schafft es überall.“ Und – was soll man sagen: Jürgen Füßl schaffte das. Das „Namenlos“ brummte täglich bis spät in die Nacht.
Bis 4. Juli 2010. Für Füßl ein Schicksalstag. Die Rauchergegner gewannen den bayerischen Volksentscheid. Kein Qualm, keine Kneipe. Jürgen Füßl griff zum Telefon und sagte in Altenstadt/WN zu, wo der Sportverein einen Wirt für das Sportheim suchte. Das „Namenlos“ schloss er zum 1. August 2010 für immer zu.
Heimat für viele Vereine
Seither sind in der Gemeinde Altenstadt/WN neue Gastro-Zeiten angebrochen. Was Jürgen Füßl aus dem nüchternen Sportheim gemacht hat, ist aller Anerkennung wert. Er renovierte, investierte rund 100.000 Euro. Die Bevölkerung nahm das Angebot gerne an. Seine Bratensonntage waren gut besucht. So viele Familien, die hier ihre Kommunion, runden Geburtstage und Hochzeiten feierten. Vielen Vereinen gab „d’Wirtschaft“ eine Heimat.
Ihm gelang sogar das Kunststück, den Biergarten zu betreiben, der eine Etage tiefer als das Lokal liegt: Dafür erfand er eine „Schnitzelgondel“. Bei Fußball-Großereignissen stellte er eine Riesenleinwand auf und bewirtete bis zu 1.700 Gäste. Nichts war unmöglich. „Er war halt ein Altenstädter“, sagt einer, der ihn gut kannte.
Altenstadt/WN wird ihn vermissen.
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1 Kommentare
Lieber Jürgen, ich war mit dir im Kosovo und die Zeit mit dir ist unvergessen. Ruhe in Frieden.