Das Umfeld des Regensburger Bahnhofs wird zum Kriminalitäts-Hotspot

Regensburg. Die Domstadt hat ein Problem: Im Bahnhofsumfeld häufen sich die Straftaten, die Ende Januar in einer Vergewaltigung gipfelten. Ist man dort noch sicher?

Verstärkte Polizeipräsenz: Im vergangenen September hat sogar eine Reiterstaffel des Polizeipräsidiums Mittelfranken im Bahnhofsumfeld patrouilliert und ihre Regensburger Kollegen unterstützt. Foto: Polizei

Mirjam Berneburg fühlt sich unwohl, wenn sie durch den Fürst-Anselm-Park geht. Die Inhaberin einer Kieferorthopädiepraxis in der nahe gelegenen Albertstraße berichtet von viel Alkohol, torkelnden Personen und Anmachversuchen im Park und der Allee. „Da kann man schon Angst bekommen.“ Ähnlich geht es Heiner Hagen, ebenfalls Anwohner der zu trauriger Berühmtheit gelangten Örtlichkeit inmitten der Domstadt. „Da trifft sich mittlerweile scheinbar die ganze Drogenszene der Stadt.“ Er beobachte seit circa einem Jahr, dass sich die Szene hier verändert habe. „Man sieht viele arabisch sprechende Männer, die offen mit Drogen handeln.“

Zwei Vergewaltigungen, eine war erfunden

Bislang trauriger Höhepunkt der Kriminalität waren Anfang des Jahres zwei gemeldete Vergewaltigungen. Während sich die erste gemeldete Tat am 19. Januar später als Falschmeldung herausstellte, hat sich der sexuelle Übergriff am 25. Januar tatsächlich ereignet: Eine 29-jährige Frau hatte angegeben, von zwei Männern in der Nähe des Bahnhofs vergewaltigt worden zu sein. Kurz darauf wurden zwei verdächtige Männer, die in einer Asylunterkunft in Regensburg leben, verhaftet. Wegen dieser Fälle entbrannte in Regensburg eine Diskussion über das Sicherheitsgefühl im Umfeld des Bahnhofes. Die Polizei spricht von einem „Brennpunkt“, die Kriminalität habe dort in den vergangenen zwei Jahren zugenommen. „Wir haben dort Fälle von Körperverletzung, Diebstahl, Drogenhandel und Sexualdelikten“, sagt Matthias Gröger vom Polizeipräsidium Oberpfalz.

Wie jetzt bekannt wurde, ist auch die zweite Vergewaltigung wohl frei erfunden:

Mehr deutsche Straftäter

Wenige Stunden nach der Vergewaltigung wurden die beiden mutmaßlichen Täter, zwei Tunesier, festgenommen. Beide sind der Polizei schon länger bekannt – auch weil sie sich bei ihrer Einreise strafbar gemacht haben. Nach wie vor seien aber deutsche Verdächtige in der Mehrzahl. „Allerdings hat die Zahl nicht deutscher Täter 2023 zugenommen“, weiß Polizist Gröger.

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Das „Milchschwammerl“ im Fürst-Anselm-Park gilt als besonderes Wahrzeichen der Stadt. Im Park sollen Drogengeschäfte laufen. Foto: Udo Fürst
Tagsüber völlig unauffällig, abends und nachts Treffpunkt für allerlei zwielichtige Gestalten: Die Fürst-Anselm-Allee. Foto: Udo Fürst
Tagsüber völlig unauffällig, abends und nachts Treffpunkt für allerlei zwielichtige Gestalten: Die Fürst-Anselm-Allee. Foto: Udo Fürst
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Tagsüber völlig unauffällig, abends und nachts Treffpunkt für allerlei zwielichtige Gestalten: Die Fürst-Anselm-Allee. Foto: Udo Fürst

„Noch nie so höchst kriminell“

Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Schwarz-Malzfischer hat laut eigener Aussage auch kein gutes Gefühl, seit die Gegend zum Drogenumschlagplatz geworden sei. „Um den Bahnhof herum war es schon immer schwierig mit Alkohol und Drogen. Auch Diebstähle waren immer ein Thema. Aber so übergriffig, aggressiv und höchst kriminell wie jetzt, das gab es in dieser Ballung bisher noch nicht in Regensburg. Manche meinen, dass das Ankerzentrum dafür verantwortlich sei. Für mich ist das keine Erklärung. Das Ankerzentrum gibt es schon viele Jahre.“ Abgesehen davon dürfe man Asylbewerber nicht unter Generalverdacht stellen. Es sei eine bestimmte Tätergruppe, die sich plötzlich etabliert habe. „Das gab es auch in anderen Städten. Es darf sich aber jetzt hier nicht weiterentwickeln. Der Rechtsstaat muss konsequent zeigen, dass er handlungsfähig ist.“

Mehr Licht, Videoüberwachung, mehr Leute

Donnerstagmittag in Regensburg. Am Schwammerl genießen die Menschen die Sonne und das laue Lüftchen, schlürfen Cappuccino und Espresso. Durch den Park spazieren Jung und Alt, Männlein und Weiblein jeden Alters. Ein städtischer Bediensteter sammelt Papier, Flaschen und anderen Unrat, Frauen eilen mit Einkaufstaschen in Richtung Bahnhof, andere spazieren gemächlich auf dem Weg zwischen den noch kahlen Linden, Buchen und Ahornbäumen. Postkartenidylle, könnte man fast meinen.

Videoüberwachung die Lösung?

Stunden später in der Fürst-Anselm-Allee. Am Obelisken, wo sich die jetzt als falsch herausgestellte Vergewaltigung ereignet haben soll, ist es stockdunkel. Der westliche Teil des Parks ist verlassen. Minutenlang kommt hier kein Mensch vorbei. Etwas belebter und heller ist der Weg vom Milchschwammerl in Richtung Innenstadt. „Heller“ ist auch der Vorschlag von Mirjam Berneburg: „Hier sollte mehr Licht her, eine Videoüberwachung und mehr Leute.“ Doch das sei nicht so einfach, sagt die Oberbürgermeisterin. Eine Videoüberwachung sei eine langwierige Geschichte, für die auch letztlich die Polizei zuständig sei.

Obwohl Ordnungsamt und Polizei rund um den Bahnhof verstärkt kontrollieren, steigt die Kriminalität. Foto: Udo Fürst

Polizei und Ordnungsservice kontrollieren

Täglich vier bis fünf Stunden sind im Bahnhofsumfeld Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsservices (KOS) unterwegs. Rechts- und Regionalreferent Walter Boeckh betont aber: „Straftaten zu verhindern, ist zentrale Aufgabe der Polizei.“ Die sei am Bahnhof sehr stark präsent. Der KOS versehe auch „Aufgaben des Wohlfahrtsstaats“, kümmere sich beispielsweise um Obdachlose. Tragisch: Am Tag der (echten) Vergewaltigung ist der KOS eine Viertelstunde vor dem Tatzeitraum abgezogen, weil dort niemand gewesen sei, berichtete Boeckh in der jüngsten Stadtratssitzung.

Machtlose Polizei?

Seit Monaten hat die Polizei ihre Präsenz rund um den Bahnhof verstärkt. Neben der Bahnpolizei sind auch andere Beamte vor allem in der Parkanlage unterwegs. Im September vergangenen Jahres patrouillierte sogar die Reiterstaffel des Polizeipräsidiums Mittelfranken im Bahnhofsumfeld. Sie unterstützten ihre Regensburger Kollegen, die trotz erhöhter Präsenz dort scheinbar nicht verhindern können, dass der Park nach Einbruch der Dunkelheit längst als „No-go-Area“ vor allem für Frauen gilt.

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2 Kommentare

Winfried Neubauer - 20.02.2024

Mal runterfahren. Inzwischem weiß man, dass auch die 2. Vergewaltigung k e i n e war. Die 2 Tunesier wurden aus der Haft entlassen, der Haftbefehl aufgehoben. weil: kein Tatverdacht mehr. Aber man pflegt ja gerne seine Ressentiments !

Edeltraud H. - 20.02.2024

„Plötzlich etabliert“ … bla bla bla „Plötzlich und unerwartet“ … bla bla bla „Man darf nicht …, WIR müssen … WIR werden … – Bürokratie abbauen, Steuern senken, Wirtschaftsstandort stärken, … nebenbei die Welt retten, weil wir einfach die Besten sind“ bla bla bla Gott -bin ich dieses Gesabbel leid, je älter ich werde. 🙂 Aufregende und gute Reise wünsche ich. Langweilig wird es jedenfalls nicht.