Bündnis 90/Die Grünen wollen die Kippen-Flut in Weiden eindämmen
Weiden. Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will den Kampf gegen die Flut achtlos weggeworfener Zigarettenkippen aufnehmen. Sie hat deshalb einen entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung gestellt.

Vielen Rauchern ist nicht bewusst, welch winzigen Giftcocktail sie da zu Boden werfen. Und viele Zigarettenstummel – mit und ohne Filter – ergeben dann jährlich zwischen 340 und 680 Millionen Kilogramm, die sich später auch wieder an Stränden, im Rinnstein und selbst auf Kinderspielplätzen wiederfinden. Laut einem Bericht der WHO aus dem Jahr 2017 landen fast fünf Billionen (!) Kippen in Umwelt und Natur. Allein in Deutschland sind das circa 57 Milliarden Zigarettenstummeln. 80 Prozent der Raucher weltweit entsorgen ihre Kippen einfach da, wo sie gerade stehen oder gehen.
Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen beantragt jetzt, dass die Verwaltung prüfen möge, inwieweit die rauchenden Bürgerinnen und Bürger mit niederschwelligen Hinweisen verstärkt dazu veranlasst werden können, ihre Kippen so zu entsorgen, dass diese weder Mensch noch Umwelt gefährden. Der Antrag wird allerdings nicht im Stadtrat, sondern voraussichtlich erst am 13. November im Hauptverwaltungs-, Umwelt- und Energiewendeausschuss (HVUEA) behandelt. Näher erläutern wird den Antrag die Grünen-Stadträtin Laura Weber.
„Giftcocktail Kippe“
Im Grünen-Antrag steht: „Vielen Raucher/innen ist gar nicht bewusst, was für ein Gift-Cocktail der schnell weggeschnippte Zigarettenstummel ist. Die Filter zum Beispiel enthalten Weichmacher, Druckfarben, Bindemittel, Klebstoffe. Laut WHO stecken in einem Zigarettenstummel „mehrere tausend Giftstoffe“, außer Nikotin unter anderem Blei, Cadmium, Chrom, Arsen und Benzol. Es kann Jahre dauern, bis sich eine Kippe komplett zersetzt hat. Die Giftstoffe gelangen in dieser Zeit über den Boden ins Grundwasser. Die BUND-Meeresmüllexpertin Dorothea Seeger sagt dazu: „Eine einzige Zigarettenkippe kann 1000 Liter Wasser für kleine Wassertiere vergiften und unbewohnbar machen.“
Es gibt auch bereits die Möglichkeit, Zigarettenkippen zu recyclen und daraus noch einmal etwas Sinnvolles zu machen. Als Beispiele für niederschwellige Hinweise können sich die Grünen Aufkleber an öffentlichen Abfallkörben vorstellen, Hinweisschilder an besonders exponierten Orten oder Flyer, die deutlich machen, was ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel anrichten kann. Es gibt Kommunen, in denen wegen der Bedeutung des Themas Taschenaschenbecher verteilt werden.
Zigarettenstummel wegwerfen verboten
Das Wegwerfen von Zigarettenstummeln ist in Deutschland strafbar. Bei typischen Kleinabfällen wie Kippen, Einwegbechern oder Kaugummis beginnt das Verwarnungsgeld bei 55 Euro. Das Bußgeld – fällig, wenn die Verwarnung nicht angenommen wird und es zu einem Verfahren kommt – liegt zwischen 80 und 120 Euro. In einigen Kommunen sind die Bußgelder für das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen zuletzt drastisch erhöht worden. In Baden-Württemberg kann es zwischen 50 und 250 Euro kosten, Zigarettenschachteln und -kippen aus dem Auto zu werfen. In Bayern kommt der „Sünder“ günstiger davon: Hier wird das noch als Bagatelle mit 20 Euro geahndet.
Allerdings kann eine weggeworfene Kippe in München schon mal 55 Euro kosten. In Nürnberg zwischen 15 und 35 Euro. Rauchen auf dem Kinderspielplatz ist aber auch in der Frankenmetropole eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 2500 Euro belegt werden kann.
Keine Zigarette ohne Zusatzstoffe
In allen herkömmlichen Zigaretten ist weit mehr enthalten als nur Tabak. Die Zigarettenfilter werden mit Weichmacher besprüht, hinzukommen Druckfarben, Bindemittel und Klebstoffe. Feuchthaltemittel (z. B. Glyzerin) verhindern ein schnelles Austrocknen des Tabaks. Geschmacksstoffe wie Kakao, Lakritz oder auch Zucker sind unter anderem dafür zuständig, die Reizung der Atemwege zu minimieren, also das Rauchen schlichtweg angenehmer zu machen. In einer handelsüblichen „Aroma-Zigarette“ sind – je nach Marke und Tabak – einige hundert verschiedene Aromen gemischt.
Für Krebsforscherin Martina Pötschke-Langner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wäre eine Zigarette gänzlich ohne Zusatzstoffe schlicht ungenießbar: „Der Tabak würde zerbröseln. Ohne Feuchthaltemittel bekommen sie das Ganze nicht zusammen. Ohne Klebstoffe auch nicht Papier und Filter. Ohne Zusätze ist eine Fabrikzigarette gar nicht denkbar.“
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