Betrugsprozess gegen Immobilienmakler: TV-Anwalt Stephan Lucas steigt als Verteidiger ein

Weiden. Die Anklage liegt schon seit 2023 vor. Aber der Prozess gegen einen Immobilienmakler aus Weiden (45) lässt auf sich warten. Jetzt verstrichen wieder ein paar Wochen mehr. Hintergrund: Der Weidener hat einen zweiten Anwalt engagiert, der sich einarbeiten muss. Manch einer wird ihn kennen.

Rechtsanwalt Stephan Lucas. Foto: Helmut Henkensiefken/Konzertbüro Augsburg

Rechtsanwalt Stephan Lucas aus München hat – zusätzlich zum Weidener Anwalt Oliver Plate – die Verteidigung übernommen. Das bestätigt Landgerichtssprecher Florian Bauer. Lucas ist nicht gerade medienscheu. Er hat in den letzten 20 Jahren nach eigenem Bekunden an zahlreichen Großprozessen teilgenommen. Unter anderem verteidigte er Musikwissenschaftler Siegfried Mauser gegen den Vorwurf der sexuellen Nötigung. 2013 bis 2018 vertrat Lucas die Nebenklage der Kinder des Mordopfers Enver Simsek im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München.

Im Fernsehen ist er auch gern, regelmäßig kommt Lucas als juristischer Experte bei „Maischberger“ zu Wort und spielte bei „Richter Alexander Holt“ und „Im Namen der Gerechtigkeit“ mit. Manchmal ist der Jurist aus München auf „Mein Schiff“ unterwegs, wo er mit einem Solo-Bühnenprogramm Kreuzfahrt-Gäste unterhält.

Erst in Weiden, dann auf dem Kreuzfahrtschiff

Es könnte also passieren, dass das Landgericht Weiden seine Termine künftig mit dem Bordprogramm auf dem Atlantik abstimmen muss. Lucas ist für dieses Jahr als Entertainer für mehrere Kreuzfahrten engagiert. Im Februar 2025 wird er aber zunächst in Weiden erwartet. Es ist erneut ein Gespräch der 1. Strafkammer mit den Verteidigern und dem Staatsanwalt anberaumt. Erörterungsgespräche vor einem Prozess sind in Weiden nicht unbedingt an der Tagesordnung, aber rechtlich möglich.

Kompliziert genug ist das Verfahren gegen den inzwischen 45-Jährigen. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden enthält zwölf mutmaßliche Betrugsfälle zwischen 2017 und 2021. Schadenssumme: mindestens 740.000 Euro. Im Kern soll die Vorgehensweise immer ähnlich gewesen sein: Der Makler vermittelte Privatpersonen, die ein Haus bauen wollten, Kredite. Dann spiegelte er ihnen vor, diese Kredite durch bessere ablösen zu können. Die Geschädigten müssten ihm dafür nur die Summen überweisen. Die gutgläubigen Kunden nahmen dafür teilweise Privatkredite auf. Das Geld steckte er laut Staatsanwaltschaft selbst ein: „für seinen exzessiven Lebensstil“.

Auch früherer Kompagnon unter Geschädigten

Größter Batzen der Anklageschrift ist der Schaden bei seinem früheren Kompagnon der Agentur in Weiden. Diesem soll er vorgemacht haben, 333.000 Euro in „Nato-Häuser“ investieren zu wollen. Es wurden vier Darlehensverträge geschlossen. Laut Ermittlungsergebnis steckte er das Geld selbst ein. Seinem Partner soll er erzählt haben, der Verkäufer der „Nato-Häuser“ habe ihn geneppt.

In der Anklage heben sich zwei Fälle des mutmaßlichen Betrugs an Sportvereinen ab. Einer betrifft die SpVgg SV. 2019 war ein Sponsoring über 64.000 Euro auf zwei Jahre vereinbart. Der Angeklagte soll nur sporadisch etwa 29.000 Euro gezahlt haben. Zweiter Fall ist ein Werbevertrag mit den „Ice Tigers“ aus Nürnberg. Der Werbevertrag über zwei Jahre hatte ein Volumen von 35.000 Euro, es sollen nur 3.800 geflossen sein.

Noch offen ist zudem eine Berufungsverhandlung: 2022 war der Immobilienmakler am Amtsgericht Weiden zu 1 Jahr und 9 Monaten Haft – ohne Bewährung – verurteilt worden. Damals ging es um Betrug am Eishockeyverein „Blue Devils“, deren Hauptsponsor er 2014 war. Die Masche: Als Versicherungsmakler schloss er Lebensversicherungen auf Spieler ab und kassierte Provisionen. Auf einen einzigen Stürmer liefen beispielsweise zwölf Versicherungen.

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