Bauern geben MdB Uli Grötsch 6000 Unterschriften mit auf den Weg nach Berlin
Weiden. 6000 Unterschriften übergaben Landwirte am Freitag an MdB Uli Grötsch (SPD). Der SPD-Abgeordnete wird sie am Montag in Berlin an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) übergeben.
Die Stimmung war deutlich besser als das Wetter: Bei strömendem Regen, aber in wohltuend entspannter Atmosphäre ging die Übergabe der drei dicken Stapel Unterschriften vor dem SPD-Büro in der Sedanstraße über die Bühne. Organisiert hatten die Aktion der Bayerische Bauernverband (BBV), „Land schafft Leben“ und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM).
„Wo sind sie denn alle?“
Die circa 40 Bauern und Bäuerinnen waren mit zehn Traktoren und ebenso vielen Autos laut hupend vor der SPD-Geschäftsstelle aufgefahren. Diese Zahlen waren wohl etwas enttäuschend für einige Teilnehmer: „Wo sind sie denn alle?“, sagte einer, und „Die sitzen zu Hause und schimpfen“, antwortete der andere. Vor dem Gebäude hatte man ein kleines Zelt aufgebaut, um zumindest etwas vor den Wetter-Unbilden geschützt zu sein.
Dort ordneten Ely Eibisch, BBV-Vizepräsident, Manfred Müller von „Land schafft Leben“, Werner Reinl, Kreisvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), und Kreisbäuerin Gabriele Birkner die Unterschriften, die viele fleißige Helferinnen und Helfer in nur zweieinhalb Tagen gesammelt hatten. Besonders dankten sie der jungen Verena Striegl, die sich in der Sache unglaublich engagiere.
Gemeinsam und friedlich
Die Bauern-Vertreter hoffen, dass ihre und die Stimmen breiter Teile der Bevölkerung in Berlin gehört werden. „Es geht nicht nur um den Agrar-Diesel, sondern um viele weitere Probleme, und es sind nicht nur unsere Forderungen. Auch Handwerker, Transportunternehmen und Gastwirte leiden unter den Kürzungen“, sagte Werner Reinl unter dem Beifall der Demonstranten, und, an Grötsch gerichtet: „Midm reden kumma d’Leit zamm. Du vertrittst unserer Stimme in Berlin.“ Manfred Müller betonte, dass man wieder eine Politik brauche, die aufs Volk schaue. „Wir äußern friedlich unsere Meinung.“
Ely Eibisch dankte den Landwirten und sagte, der bayernweite Aktionstag sei ein besonderer Tag für den gebeutelten Berufsstand. „Die Bevölkerung steht hinter uns, weil jeder Verbraucher von den Kürzungen betroffen ist.“ Er freue sich über die vielen gewaltfreien Demonstrationen und versicherte, dass man gar nichts mit Rechts zu tun haben wolle. In diese Richtung argumentierte auch Kreisbäuerin Birker, als sie vom Zusammenhalt sprach und betonte: „Gemeinsam sind wir stark.“
„Proteste werden ernst genommen“
Er habe Respekt vor den Protesten und deren friedlicher Form, sagte Uli Grötsch. „Das hier läuft völlig anders als zum Beispiel bei der Demo in Berlin.“ Einen kleinen Seitenhieb auf den dort aufgetretenen Finanzminister Christian Lindner (FDP) wollte sich der Sozialdemokrat aber nicht verkneifen: „Ich habe seine Rede genau verfolgt und ich weiß, wie lange Lindner dort war.“ Die Bauernproteste zeigten Wirkung in der Bundesregierung und er könne versichern, dass man sie dort sehr ernst nehme. „Ich will, dass alle Landwirte und Landwirtinnen ein gutes Auskommen haben und ich werde das in Berlin deutlich ansprechen“, sagte Grötsch und durfte sich über den Applaus der Bauern freuen. Eine nicht alltägliche Respektsbekundung dieser Berufssparte für einen SPD-Politiker.
Bei Tee, in lockerer Gesprächsrunde und fast freundschaftlich endete die Aktion nach gut einer Stunde. Besonders der frühere SPD-Politiker Ludwig Stiegler, der stets einen besonders guten Draht zum „normalen Volk“ hatte, dürfte darüber schmunzeln, dass ausgerechnet ein Landwirt seinen altbekannten Spruch zitierte: „Midm reden kumma d’Leit zamm“.
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