Aufregung vor Steinmeier-Besuch: Die letzten Vorbereitungen laufen

Weiden/Berlin. Augen auf in der Fußgängerzone. Das gilt ab morgen. Die Stadt Weiden erwartet für drei Tage den Bundespräsidenten - das ist länger, als mancher Staatsbesuch dauert. Frank-Walter Steinmeier ist von Dienstag bis Donnerstag ein Weidener.

Frank-Walter Steinmeier bei der Ortszeit in Neustrelitz. 2022. Foto: Bundespräsidialamt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird nach diesen drei Tagen wahrscheinlich in die Oberpfalz umziehen wollen. Er erwischt Weiden von seiner Schokoladenseite: bestes Sommerwetter, eine volle Altstadt im Fußballfieber, sein Hotel liegt mittendrin – was will man mehr?

Steinmeier tauscht das Schloss Bellevue gegen das Altstadthotel aus: Dort wird am Dienstagmittag die Standarte des Bundespräsidenten gehisst. Seit über zehn Jahren hält es der Sozialdemokrat mit der Tradition, drei Tage des Jahres in der Provinz zu verbringen. Er verlegt seinen Amtssitz. Sein Büro ist dabei, mitsamt Mitarbeitern, dazu jede Menge Sicherheitspersonal.

Anders als ursprünglich geplant, reist Steinmeier nicht mit dem Zug an. Er sollte mit dem ICE bis Nürnberg, dann weiter nach Weiden fahren. Aufgrund von Bauarbeiten besteht auf dieser Strecke zurzeit ein mühsamer Schienenersatzverkehr. Der Präsident müsste dreimal umsteigen.

Auswahl lief über OB Jens Meyer

Bei einem Presse-Briefing wurde letzte Woche das Programm erläutert. Streng geheim sind die genauen Uhrzeiten. Aus Sicherheitsgründen möchte man nicht, dass der Terminplan veröffentlicht wird. Zumindest ist es kein Geheimnis, wen er alles besucht.

Da wäre zunächst das Neue Rathaus. Bei Oberbürgermeister Jens Meyer hat der Besuch seinen Ausgangspunkt: Ein Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes hatte im Februar bei ihm angefragt. Man war auf der Suche nach einer bayerischen Stadt in der Größenordnung von 20.000 bis 50.000 Einwohner. Meyer sagte: „Sie brauchen nicht weiter zu suchen: Da sind Sie bei uns genau richtig.“ Der „Ober“ erzählte ihm vom „Weidener Griff“: Ein Weidener sei auf aller Welt erkennbar, weil er immer und überall das Geschirr umdreht.

Drei Monate ein großes Geheimnis

Drei Monate musste Meyer das Geheimnis hüten, was nicht immer so einfach war. Denn gleichzeitig sollten mögliche Gesprächspartner für den Bundespräsidenten gefunden werden. Unter anderem will der Gast einen Sportverein besuchen. Meyer sprach beim FC Weiden-Ost vor, ob zu einem Training „eine Delegation aus Berlin“ kommen dürfe.

Seit einigen Wochen ist das Geheimnis gelüftet und OB Meyer darf sich endlich offen freuen: „Das ist die Gelegenheit, unsere Stadt mit all ihren Facetten vorzustellen. Ich hoffe, dass er von Weiden genauso begeistert sein wird, wie ich es bin.“ Er wird Steinmeier drei Tage lang begleiten. Im Rathaus selbst ist ein Eintrag ins goldene Buch sowie eine Gesprächsrunde mit allen Fraktionsvorsitzenden geplant.

Diese Einrichtungen werden besucht

Warum macht ein Bundespräsident eine Reise in die Oberpfalz? Seine Mitarbeiter sagen: Ihm geht es ums Zuhören. Er will wissen, wie große bundespolitische Entscheidungen in der Mitte der Gesellschaft aufgenommen werden.

Der Terminkalender ist voll. Steinmeier besucht noch am Dienstag den Jugendtreff „Plan B“ auf der Allee und ein Training des FC Weiden-Ost. Am Mittwoch rückt der Stockenhut in den Mittelpunkt. Geplant sind am Vormittag ein Besuch im Kindergarten sowie eine Diskussion mit Erziehern über frühkindliche Bildung und Migration.

Am Nachmittag diskutiert Steinmeier mit geladenen Gästen bei einer „Kaffeetafel Kontrovers“ im Stadtteilzentrum „Neue Mitte“. Für dieses Format sind bewusst Gesprächspartner eingeladen worden, die konträre Meinungen vertreten. Etwa zu den Themen Waffenlieferungen in die Ukraine, Windkraftanlagen sowie Monoedukation (Mädchen- und Jungen-Schule: Ja oder Nein?).

Porzellanfabrik Seltmann: „eine Ehre“

Am Donnerstag ist die Freude bei der Porzellanfabrik Seltmann groß. Der Bundespräsident will sich über den Fertigungsprozess und die Produktion in Deutschland informieren. Die Herstellung von Hartporzellan, das bei 1400 Grad Celsius gebrannt wird, ist energieintensiv. Entsprechend groß sind die Herausforderungen seit dem Ukraine-Krieg.

Nach Auskunft einer Seltmann-Sprecherin ist nach dem Rundgang eine Gesprächsrunde mit Unternehmensleitung, Betriebsrat, Mitarbeitern und Azubis geplant. Auch Unternehmer Christian Seltmann ist dabei. Der Besuch wird als große Ehre empfunden: „Diese Wertschätzung motiviert uns, weiterhin in Produktqualität und Innovation zu investieren und unsere Standorte in der Oberpfalz zu stärken“, so die Sprecherin.

Dazwischen immer wieder Spaziergänge in der Altstadt

Es folgt ein Besuch bei der Bundeswehr. Kommandeurin Hekja Marlen Werner berichtet über den Aufbau des Artilleriebataillons. Und schließlich steht als Abschlussveranstaltung am Donnerstag noch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Alten Schulhaus an. Hier stehen besonders die fünf Oberpfälzer im Blick, die den Orden bekommen: Rainer Christoph, Helga Wiesbeck, Thomas Muggenthaler, Andrea Glaubitz und Hermine Rodde.

Zwischen all diesen Terminen will der Bundespräsident nach Auskunft seiner Mitarbeiter jede Möglichkeit zum Kontakt mit Bürger nutzen. Er sei dafür sehr offen. Und er geht gern zu Fuß. Also: Wer sich am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in der Altstadt tummelt, hat vielleicht ganz gute Karten, den weißen Schopf zu erspähen.

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