Am verdichteten Bauen scheiden sich die Geister

Störnstein. Der Gemeinderat findet, dass große Baugrundstücke nicht mehr zeitgemäß sind. Mit den Konsequenzen ist nicht jeder einverstanden.

Das geplante neue Baugebiet „Im Badgarten“ soll nach dem Willen der Mehrheit im Gemeinderat möglichst verdichtet bebaut werden – Grundstücke mit tausend Quadratmetern seien nicht mehr zeitgemäß. Bild: Gabi Eichl

Sind Baugrundstücke mit tausend Quadratmetern noch zeitgemäß? Die Mehrheit des Gemeinderates sagt: Nein. Und macht aus den bisher etwa 20 Parzellen des neuen Baugebietes „Im Badgarten“ um die 25. Damit ist nicht jeder einverstanden.

Während sonst kaum ein halbes Dutzend Bürger zu den Gemeinderatssitzungen kommt, sind diesmal alle Zuhörerstühle belegt – künftige Nachbarn des geplanten Baugebietes. Sie haben in einem mehrseitigen Schreiben Bedenken vorgebracht, zum Beispiel wegen des voraussichtlich zunehmenden Verkehrs im Lanzer Weg.

Der Inhalt des Schreibens wird wie schon in der Februar-Sitzung nicht öffentlich gemacht. Damals hatte Raymund Krey von der Verwaltungsgemeinschaft von „berechtigten Fragen“ gesprochen, die aber zu früh gestellt würden. Die Fragen seien im Rahmen der Bauleitplanung zu klären.

Bürgermeister: Bauplätze nicht verschenken

Auch Bürgermeister Markus Ludwig bittet mehrmals darum, nicht den vierten Schritt vor dem dritten zu tun. Das Baugebiet müsse erst einmal von der Regierung der Oberpfalz genehmigt werden, und diese könne durchaus nach Auffassung des beauftragten Ingenieurbüro Schultes (Grafenwöhr) eine noch stärkere Verdichtung verlangen. Aber die Möglichkeit von etwa vier zusätzlichen Bauplätzen von vornherein zu verschenken, „da muss ich sagen, bei allem Verständnis für gewisse Sachen, das kann ich nicht nachvollziehen“.

Eine Mehrheit von 6:4 Stimmen beschließt, den verdichteten Entwurf der Regierung vorzulegen, allerdings mit nicht ganz so viel Mini-Bauplätzen für Tiny Houses wie vom Planungsbüro vorgesehen. Vier bis fünf sehr kleine Grundstücke seien vorerst ausreichend, sagt Ludwig.

Anwohner in Sorge wegen Größe des Baugebietes

Für die Beibehaltung des ersten Entwurfs mit nur etwa 20 Parzellen spricht sich Elke Troppmann (SPD) aus, die aber gleichzeitig zugibt, dass angesichts der Preisexplosion auf dem Bau viele schon überlegten, ob sie sich 700 Quadratmeter überhaupt noch leisten könnten. Auch Otto Müller (FBL) will bei dem früheren Beschluss bleiben. Er sagt, die Anwohner sorgten sich wegen der Größe des neuen Baugebietes.

Parzellengröße ändert nichts an der Gesamtfläche

Das Argument mit der Größe des Baugebietes können weder der SPD-Sprecher Konrad Schell, noch Beate Gmeiner (CSU) nachvollziehen. An der Gesamtfläche des Baugebietes ändere sich nichts, ob man die Parzellen nun kleiner oder größer mache. Schell ist einer der nachdrücklichsten Verfechter verdichteten Bauens.

Tausend Quadratmeter große Bauplätze seien Verschwendung wertvollen Baugrunds. Außerdem machten solche Größen die Parzellen unnötig teuer. Angesichts von aktuell über 40 Interessenten für den „Badgarten“ sei auch die Sorge, die Gemeinde könne auf den Bauplätzen sitzenbleiben, vollkommen unbegründet.

Meiler: 50 Grundstücke in „Steinleite“ unbebaut

So sehr der SPD-Sprecher verdichtet bauen will, so sehr ist der FW-Sprecher Hubert Meiler nach wie vor gegen das Baugebiet an sich. Er bezweifelt erneut dessen Notwendigkeit angesichts von 50 unbebauten Grundstücken im Baugebiet „Steinleite“.

Meiler ist allerdings nicht nur Gemeinderat, sondern der letzte Vollerwerbslandwirt im Dorf, dessen Betrieb unmittelbar an das neue Baugebiet angrenzt. Um Konflikte zu vermeiden, enthält der Entwurf des Bebauungsplans einen Pufferstreifen zwischen dem Hof und der ersten Parzellenreihe.

Schell hält Meiler entgegen, der Verweis auf die vielen unbebauten Steinleite-Grundstücke sei müßig. Tatsache sei, dass die Gemeinde seit Jahren keine Bauplätze anzubieten habe. Der Bürgermeister fügt an: „Wie kommen wir denn ran an die Parzellen in der Steinleite?“

Bedenken der künftigen Nachbarn ernst nehmen

Meiler wendet auch ein, die in dem Schreiben der Anwohner vorgebrachten Argumente und Fragen würden nicht berücksichtigt. Beate Gmeiner sagt, diese nehme man durchaus ernst, aber Fragen wie etwa die nach dem zunehmenden Durchgangsverkehr könnten erst geklärt werden, wenn man die Entwicklung absehen könne.

Negativen Entwicklungen werde man selbstverständlich gegensteuern. Jürgen Völkl (CSU) ist sich mit Schell einig, dass jedes neue Baugebiet Diskussionen in der Anwohnerschaft auslöst.

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