Eva Karl Faltermeier begeistert in Waldsassen

Waldsassen. Kabarettistin Eva Karl Faltermeier begeisterte in ausverkaufter Stadthalle mit Humor und scharfsinnigen Beobachtungen. Sie sprach über ihre Heimat, Lebensphilosophie und balancierte gekonnt zwischen Komik und ernsten Themen.

Foto: Peter Gattaut
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Die Stadthalle Waldsassen war beim fulminanten Auftritt der Kabarettistin Eva Karl Faltermeier bis zum letzten Platz besetzt. Die gebürtige Regensburgerin zog die Besucher von Anfang an in ihren Bann, bestach durch Schlagfertigkeit, Situationskomik und dem Spagat zwischen gewollter Übertreibung und Botschaften, die unter die Haut gingen. Sie kommunizierte mit dem Publikum, sparte nicht mit Seitenhieben auf Politik und Gesellschaft, um aber nie zu vergessen, sich selber den Spiegel vor das Gesicht zu halten.

Ihr unverblümter Oberpfälzer Dialekt ist mehr als nur Mundart, sondern ein Markenzeichen der alleinerziehenden, zweifachen Mutter, der nur unterbrochen wurde, um einen anwesenden „Preiß“ die Bedeutung mehrerer Spezialausdrücke aus der Oberpfalz näherzubringen. Ein Technikproblem, das sie kurzzeitig verstummen ließ, überspielte sie souverän.

In ihrem aktuellen Programm „Taxi. Uhr läuft“ benutzt sie einen Dialog mit einer Taxlerin aus Salzburg, um dem Publikum anschaulich zu erläutern, warum es ihr nicht gelungen ist, ein neues Programm zu schreiben. Die eigene Lebensgeschichte von der Kindheit bis zur Scheidung kommt dabei genauso zum Tragen wie ihr Urteil über WhatsApp-Gruppen und gepostete Happiness-Erfahrungen gibt Einblick über bayerische Hausnamen sowie den Weissagungen des legendären „Mühlhiasl“.

Der Aufruf zur rechtzeitigen Krebsvorsorge-Untersuchung erfolgt bei ihr mit einer urwitzigen Story bei ihrem Proktologen, dem „Orsch-Hans“. Sie lässt tief in ihre Seele blicken, um nur wenig später mit einer gekonnten Pointe wieder gehörig Fahrt aufzunehmen. Bei der frenetisch geforderten Zugabe, wo Eva Karl Faltermeier unter anderem Hochzeiten mit Beerdigungen vergleicht, blieb kein Auge trocken. Die Besucher waren voll des Lobes. „Kurzweilig, witzig oder intelligent und modern“ waren die Adjektive, die am häufigsten zu hören waren.

Eva Karl Faltermeier

Eva Karl Faltermeier (41) wohnt in der Nähe von Regensburg, ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und gelernte Journalistin. Mit ihrem ersten Bühnenprogramm „Es geht dahi“ überzeugte sie Kritiker/innen und Publikum gleichermaßen. Sie wurde mit dem Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen Kabarettpreises, Newcomerpreis des Hessischen Kabarettpreises, Prix Pantheon, Stuttgarter Besen sowie dem Publikumspreis des großen Kleinkunstfestivals in Berlin ausgezeichnet. Die Stadt Regensburg ehrte sie mit dem „Kulturförderpreis 2020“.

Für die gelernte Journalistin ist es das größte Ziel, mit Geschichten zu unterhalten. Eva Karl Faltermeier ist Host der Sendung „KARLSPLATZ – Talk und Tumult im BR Fernsehen“ und schreibt Kolumnen für den Radiosender Bayern2. Sie führte einen eigenen Indie-Interview-Podcast („Es lafft“) für den sie 2021 den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz erhalten hat.

Ihr erstes Buch „Der Grant der Frau“ erschien im Oktober 2021 bei Süd/Ost, ihr zweites, „Mama fatale“ im März 2023. Ihre liebsten Hobbys sind Watten, Gartenarbeit und Wandern mit ihren Kindern.

OberpfalzECHO: Du bist eine waschechte Oberpfälzerin und machst auf der Bühne oder im TV auch keinen Hehl daraus. Wie wichtig ist dir deine Heimat und was gefällt dir an der Oberpfalz ganz besonders gut?

Eva Karl Faltermeier: Meine Heimat bedeutet mir sehr viel. Ich habe kurzzeitig mal in Franken gewohnt, da war es zwar nicht schlecht, aber eben nicht meine vertraute Gegend. Ich fühle mich in der Oberpfalz pudelwohl, da bin ich dahoam. Die Leute sind gemütlicher und nicht so aufgeregt und wenn man von einem Oberpfälzer oder einer Oberpfälzerin einmal das Herz erobert hat, dann bleibt das meistens auch so ein ganzes Leben lang.

Du trittst mit dem Künstlernamen Eva Karl Faltermeier auf, der Nachname ist eine Mixtur aus deinem Mädchennamen und den Familiennamen deines Ex-Mannes. Gibt es einen besonderen Grund dafür?

Karl Faltermeier: Ich trage offiziell den Namen Eva Karl-Faltermeier. Den Bindestrich lass‘ ich weg, um einen Künstlernamen ähnlich wie Karl Maria Brandauer oder Rainer Maria Rilke zu haben“. Mit meinen Kindern hat diese Entscheidung nichts zu tun, da geht es nur um den Namen der Bühnenperson, die so auch einen männlichen Vornamen beinhaltet, obwohl es mein Mädchenname ist.

Du bist nach wie vor eine angesehene Journalistin, schreibst Kolumnen für den Radiosender Bayern 2, betreibst einen erfolgreichen Podcast und auch als Buchautorin weißt du zu überzeugen. Wie wichtig ist es dir, deine Gedanken niederschreiben zu können?

Karl Faltermeier: Das ist mir total wichtig. Ich schreibe wahnsinnig gerne, da kann ich abtauchen und meine Gedanken auf Papier bringen. Manchmal genügen schon ein Block und ein Stift und ich bin in meiner Welt. Das Schreiben ist für mich Handwerk, Beruf und Hobby gleichzeitig. Ich schreibe nicht nur Kolumnen, Artikel und Bücher, sondern auch alle meine Programme selber.

Der Oberpfälzer sagt oft Wöidarawöll (Sei es wie es will). Die Welt ist so hasserfüllt und nicht mehr liberal, dabei hat jeder Mensch die Berechtigung auf dieser Welt zu sein. Wir sollten alle viel öfters die Methode Leben und leben lassen anwenden.

Du bist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden und hast jetzt mit Karlsplatz sogar deine eigene TV-Sendung. Wie sehr genießt du den Erfolg nach dem steinigen Weg dorthin?

Karl Faltermeier: Zum Genießen komme ich gar nicht, da ich als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und mit meinem Job sehr eingespannt bin. Über meine finanzielle Situation muss ich mir derzeit aber keine Sorgen machen, das beruhigt. Ich bin jetzt nicht der Typ, der ein protziges Auto braucht oder dreimal in den Urlaub fährt, aber natürlich will ich meinen Kids mal eine gute Zukunft ermöglichen. Zur Corona-Zeit habe ich keine staatlichen Hilfen bekommen, weil ich im Jahr zuvor noch nicht selbständig war. Ich habe die unterschiedlichsten Jobs angenommen, um über die Runden zu kommen. Rücklagen hatte ich so gut wie keine.

Du spielst gerne Watten. Wie muss man sich das vorstellen, im Wirtshaus mit bayrischer Tracht und einer guten Freundin, wie z.B. Teresa Reichl als involvierte Mitstreiterin oder eher Zuhause zum Spaß mit Bekannten und Freunden?

Karl Faltermeier: Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich mindestens einmal im Monat zum „Watten-Stammtisch“ ins Wirtshaus. Dort spiele ich mit drei Männern, einer davon stammt von der Hausbrennerei Penninger, daher fließt schon mal das eine oder andere Schnäpschen dazu. Aber auch Zuhause mit den Kindern wird Watten gespielt, meistens sind wir aber nur zu dritt und müssen daher auf Böhmisch-Watten ausweichen. Ich liebe dieses Kartenspiel, im Gegensatz zu Schafkopf, damit kann ich gar nichts anfangen.

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