Oberpfälzer Polizei meldet Ermittlungserfolg: Mutmaßliche Grabschänder gefasst

Amberg/Weiden/Vohenstrauß/Wiesau. Die Oberpfälzer Polizei hat die mutmaßlichen Grabschänder von Vohenstrauß, Amberg und Wiesau ermittelt. Bei einem Pressetermin schildern Polizeibeamte, wie nahe den Hinterbliebenen die Verwüstung ihrer Gräber ging. Insgesamt waren 221 Gräber betroffen, Sachschaden: rund 236.000 Euro.

Gemeinsamer Ermittlungserfolg: (von links) Staatsanwalt Matthias Bauer, der Weidener Kripo-Chef Andreas Schieder, der Amberger Kommissariatsleiter Christian Holzner und Dominik Plank, Leiter der Polizei Vohenstrauß. Foto: Christine Ascherl

Betroffen waren die Friedhöfe Vohenstrauß im März, Amberg im August und Wiesau im September. In Vohenstrauß gingen die Täter 63 Gräber an (Sachschaden 17.000 Euro, Beute 63.000 Euro). In Amberg waren es 119 Gräber, der Sachschaden liegt bei rund 200.000 Euro. Hier wurden auch über 120 Grablaternen für Soldaten kaputtgemacht. In Wiesau plünderten die Täter 59 Gräber. „Es ist richtig gehaust worden“, beschreibt Andreas Schieder, Leiter der Kriminalpolizei Weiden.

„Der emotionale Schaden ist sehr hoch.“ Um das Buntmetall mit Gewalt abzubrechen und auszuhebeln, wurde nicht selten auf den Nachbargräbern herumgetrampelt. „Respekt vor diesen Grabstätten war nicht da.“ Dem Kontaktbeamten der Polizei in Wiesau, Klaus Schuster, ist besonders ein Mann in Erinnerung, dessen Frau erst kurz davor beerdigt worden war. „Da steht der Witwer vor dem Grab und muss mit der Situation fertig werden.“

Wir betrachten den Friedhof emotional. Die Täter reduzieren ihn auf den Beutewert: Schrottmetall, mit dem man ein paar Euro verdienen kann. Günther Burkhard, Leiter der Polizeiinspektion Tirschenreuth

Kriminaloberrat Schieder spricht von einem „Ermittlungserfolg von uns allen“. Sehr viele Dienststellen aus allen Sparten wirkten mit. „Es ist auch ganz viel Bürgerbeteiligung dabei gewesen.“

Polizei: Dienststellen von Amberg bis Wiesau beteiligt

Entsprechend groß ist die Riege beim Pressegespräch in Weiden mit Jürgen Böhm (Verkehrspolizei Weiden, Dienstgruppenleiter), Klaus Schuster (Kontaktbeamter Wiesau), Günther Burkhard (Leiter der PI Tirschenreuth), Georg Ziegler (Leiter der Verkehrspolizei Weiden), Dominik Plank (Leiter der Polizeiinspektion Vohenstrauß), Christian Holzner (K2, Eigentumsdelikte, Kripo Amberg), Andreas Schieder (Leiter der Kriminalpolizei Weiden), Matthias Bauer (Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden), Michael Zaschka (Sprecher des Polizeipräsidiums), Christoph Liedl (KPI Weiden) und Martin Schmidmeier (Kripo Weiden).

Wie sind die Tatverdächtigen aufgeflogen? Schieder berichtet vom ersten Komplex in Vohenstrauß. Einem Bürger war im März ein Fahrzeug aufgefallen, das sich auffällig durch den Ort bewegte. Zu dieser Zeit war Sperrmüllsammlung. Eine Kontrolle durch die Polizei Vohenstrauß ergab nichts Verdächtiges. Aber die Personalien der beiden Insassen wurden festgehalten. Als man später die Tat auf dem Friedhof Vohenstrauß (63 angegangene Gräber, 63.000 Euro Beuteschaden entdeckte), konnte man „eins und eins zusammenzählen“.

Mit brachialer Gewalt abgerissen: Engel, Madonnen, Kreuze

Es folgte die Verwüstung auf dem Katharinenfriedhof in Amberg. 14 Tage später stoppte die Verkehrspolizei Weiden nahe der Autobahn A93 einen Kleinbus mit rumänischem Kennzeichen. Es handelte sich um eine anlasslose Kontrolle im Rahmen der Schleierfahndung, so Verkehrspolizei-Chef Ziegler. Zu dieser Zeit lief der Einsatz in Wiesau. „Es hat gematched“, wie es Kripo-Leiter Schieder nennt.

Ein 36-Jähriger befindet sich seither in Untersuchungshaft. Ihm werden schwerer Bandendiebstahl, Hausfriedensbruch und Störung der Totenruhe vorgeworfen. Gegen weitere Beschuldigte osteuropäischer Herkunft wird ermittelt. Die Polizei geht davon aus, dass sie in unterschiedlicher Besetzung diese Taten verübt haben. Aktuell läuft die Zuordnung. Die Täter hatten es auf alles abgesehen, was Metall war. Sie nahmen dabei keine Rücksicht auf „Kollateralschäden“. Ein Beamter berichtet von einem Herz als Grabschmuck, das zertrampelt und zerbrochen war.

Es wurden überwiegend sakrale Gegenstände von Gräbern abgerissen und ausgehebelt: Engel, Madonnen, Grabschalen, Grabvasen. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 236.000 Euro. In Wiesau konnten die entwendeten Gegenstände den Besitzern wieder zurückgegeben werden. Scheinbar sind die Täter dort gestört worden. Wie Inspektionsleiter Burkhard berichtet, lagen die Beutestücke am breiten Durchgang unmittelbar an der Leichenhalle zum Abtransport bereit. Noch hat Kontaktbeamter Schuster nicht alles an den Mann bringen können. Er geht davon aus, dass durch Besucher, die von auswärts an Weihnachten zu den Gräbern kommen, noch weiteres Diebesgut zugeordnet werden kann.

Viel Arbeit für die Spurensicherung

Eine große Rolle spielten auch die Spurensicherer, die viel zu tun hatten. Gesichert werden konnten Schuhabdrucke, Reifenspuren, Fingerabdrücke, DNA. In Wiesau hatte man den Ermittlungsvorteil, dass die 68 Gegenstände noch vor Ort waren. Ganz in die Karten will man sich nicht schauen lassen. Nur so viel: „Wir sind mit der Spurensicherung sehr zufrieden“, so Schieder.

Gemeinsam ermittelt: der Tirschenreuther Inspektionsleiter Günther Burkhard, Dominik Plank (PI Vohenstrauß) und der Chef der Verkehrspolizei Weiden, Georg Ziegler. Foto: Christine Ascherl
Vertreter der beteiligten Dienststellen: (von rechts) Jürgen Böhm (Verkehrspolizei Weiden, Dienstgruppenleiter), Klaus Schuster (Kontaktbeamter Wiesau), Günther Burkhard (Leiter der PI Tirschenreuth), Dominik Plank (Leiter der Polizeiinspektion Vohenstrauß), Christian Holzner (K2, Eigentumsdelikte, Kripo Amberg), Andreas Schieder (Leiter der Kriminalpolizei Weiden), Matthias Bauer (Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden), Michael Zaschka (Pressesprecher Präsidium), Christoph Liedl (KPI Weiden). Foto: Christine Ascherl

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