Hannelore Ott: „Mutter der Leichtathletik“ prägte ganze Sportler-Generationen

Eschenbach. Laufen, Springen, Stoßen, Werfen: Es ist der Sound der Leichtathletik, der Hannelore Ott fast das ganze Leben begleitet.

Zum „alten Eisen“ will die 85-jährige „Mutter des Eschenbacher Leichtathletiksports“ noch lange nicht gehören. Gemeinsam mit ihrem Ehemann als Kampfrichterobmann organisiert und leitet Hannelore Ott auch in Zukunft bedeutende Sportevents. Foto: Robert Dotzauer

Als 16-jähriges Mädchen machte sie schon Trainer und Sportfunktionäre auf sich aufmerksam. In Berlin geboren und durch Krieg und Flucht in der Oberpfalz ankommend, entdeckte der 1. FC Schwandorf schon früh die Leichtathletik-Leidenschaft des Berliner Kindls.

Als Mehrkämpferin und starke Läuferin mit Top-Ten-Platzierungen in die Bayern-Auswahl und zu internationalen Wettkämpfen berufen, lebte und liebte Hannelore Ott die Leichtathletik. Ein Gen, von dem auch Eschenbach und eine ganze Region profitierte und den Lebenslauf vieler junger Menschen mit den Werten des Sports infizierte.

Versteckten Schatz entdeckt

„Der Sport ist ein herausragendes Bindeglied zur Persönlichkeitsbildung und für das Ankommen in der Gesellschaft“, sagt die 85-jährige Legende der Leichtathletik. Es gehe darum, Jugendliche zu motivieren, sie ernst zu nehmen und zu begeistern, dann könne jeder junge Sportler auch als Mensch profitieren. Ein Ziel, dass Hannelore Ott besonders hartnäckig nach ihrer „Einbürgerung“ in Eschenbach verfolgte.

Prädestiniert als Übungsleiterin für technisches Zeichen und Sport an der Staatlichen Wirtschaftsschule rief sie 1972 mit Unterstützung des damaligen SC-Vorsitzenden Dieter Landskron eine Leichtathletikabteilung ins Leben. Ein Momentum, das bald sportliche Früchte trug. Seitdem hatte sie alles im Blick und bastelte mit Herzblut an einer Leichtathletikgruppe. Hannelore Ott entdeckte einen bis dahin brachliegenden Schatz.

Mutter der Leichtathletik

Hannelore Ott war ehrgeizig, wollte vorankommen, wollte Kinder und Jugendliche motivieren und Begeisterung wecken. Ein Weg, der ankam. Alternativ zum Fußball entschieden sich viele Kids für den Sound der Leichtathletik. Die Erfolge bei großen Spitzen- und Breitensport-Sportfesten blieben nicht aus. Ehrgeizig und mit pädagogischer Einfühlsamkeit wurde sie zur erfolgreichen Trainerin und zur ehrenamtlichen Managerin unzähliger Sportveranstaltungen, ein großer Schatz für den Verein und ganz besonders für die heranwachsenden Generationen.

Zu sehen, wie diese jungen Menschen sich entwickeln: nicht nur sportlich, vor allem persönlich. Das machte mir am meisten Freude.

In den Jahrzehnten ihres Engagements erlangte Hannelore Ott den Ruf als „Mutter der Leichtathletik“. „Mutter Hannelore“ prägte ganze Sportler-Generationen und führte die Kids und Jugendlichen zu sensationellen Höchstleistungen.

Deutsche und Bayerische Meister

Hannelore Ott bei einem Nostalgie-Treffen mit ihren Ex-Schützlingen und ehemaligen Deutschen Meistern -Alexander Gröger (links), Gabi Völkl (Dritte von links) und Wolfgang Hübl (rechts). Foto: Robert Dotzauer

Zur Freude an der Entwicklung junger Menschen kamen sportlichen Paukenschläge. Deutsche-Jugend- und Schüler-Meister-Titel von Gabi Völkl (Kugelstoßen), Wolfgang Hübl (Fünfkampf), Alexander Gröger (Block Mehrkampf), Paul Pöllmann (Speerwurf) und Ronja Melzner (Speerwurf) prägten die Erfolgsbilanz. Auch viele Bayerische Meister gab es in der „Ära Ott“ zu bejubeln. „Solche Momente vergisst man nicht“! Das Ergebnis einer Mischung aus exzellenter Trainertätigkeit, begeisterungsfähigen Talenten und guten Trainingsmöglichkeiten, etwa auf dem SC-Gelände und ab 1990 auf der neuen Freisportanlage des Eschenbacher Bildungshügels.

Viele ehemalige Sportgrößen gehören bei der Betreuung des Nachwuchses mittlerweile zu den Mitstreitern. Besonders hebt Hannelore Ott dabei die Tätigkeit ihres Ehemannes Karl als Kampfrichterobmann, von Achim Kaufmann als aktiver Helfer und die Eltern der Sportler als Kampfrichter und Verpflegungsmannschaft hervor.

Sprachrohr für die Leichtathletik

Zudem betont das Urgestein der Eschenbacher Leichtathletik auch die Unterstützung des SC Eschenbach und der Kommunalpolitik. Als Kreis- und Stadträtin und als stellvertretende Vorsitzende des Leichtathletik-Bezirks Oberpfalz nutzte sie ihr sportliches Engagement auch als Sprachrohr für optimale Trainingsmöglichkeiten und zu Fördermöglichkeiten der jungen Sportler.

Hannelore Ott stellte mit ihrer Vorbildfunktion und Weitsicht die Weichen für unvergessliche sportliche Höhenflüge ihrer Schützlinge. Umfangreich sind die Wertschätzungen und hohen Auszeichnungen. Zu nennen sind unter anderem der Ehrenamtspreis des Bayerischen Landessportverbandes, die Bürgermedaille der Stadt Eschenbach, das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt, der „Bayern-Star 2019“ und die Ehrenmitgliedschaft beim SC Eschenbach.

Sportlicher Ruhestand kein Thema

Das sportliche Lebenswerk ist für Hannelore Ott auch jenseits der 85 Lebensringe noch nicht beendet. Füße hochlegen ist für sie kein Thema. Weiter fit halten die 85-Jährige Übungsstunden mit dem Nachwuchs und Trainingsabende mit einer Frauengruppe in Oberbibrach. Weiter dabei ist sie auch bei Wettkämpfen in ganz Bayern mit Ehemann Karl als Kampfrichterobmann.

Nur das Kommando der Leichtathletik-Sparte hat sie jüngst abgegeben. Seit 1. Oktober 2024 leitet die Abteilung Dominik Klüter. Der große Wunsch an die nachfolgenden Generationen bleibt: „Mit den Tugenden des Sports aus jungen Menschen selbstbewusste Gewinner für die Gesellschaft zu machen“. Nach dem Rückzug als Abteilungsleiterin der Sparte soll eine weitere kommunale Ehrung folgen.

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