[Update] Der Holz-Riese wankt: Ziegler Group in Schwierigkeiten
Weiden/Betzenmühle. Der Holz-Riese wankt. Es verdichten sich die Hinweise auf ernsthafte Schwierigkeiten bei der Ziegler Group. Update: Am Mittwoch, 10 Uhr, stellte die Holding Insolvenzantrag.

[Update] Die Ziegler Holding GmbH geht in die Insolvenz.
Lage der Ziegler-Group spitzte sich zuletzt zu
Die Ziegler Group war in den letzten 15 Jahren rasant gewachsen. Kleinere Geschäfte liefen noch über regionale Banken. Die Grundfinanzierung aber wurde über Großbanken abgewickelt. Dem Vernehmen nach machen die Banken Schwierigkeiten. Die Verbindlichkeiten der Holding gegenüber Banken lagen laut Geschäftsbericht 2022 bei 326 Millionen Euro. Nach Informationen von OberpfalzECHO werden zudem Gespräche mit potenziellen Investoren für einzelne Bereiche geführt.
Die Unternehmensleitung informierte am Montag ihre Geschäftsführer und teilweise auch Kunden. Am Montag soll nichts mehr ausgeliefert worden sein, zugleich habe das Sägewerk in Betzenmühle auch nicht mehr beliefert werden dürfen. Der Sprecher des Unternehmens wollte sich gegenüber OberpfalzECHO nicht äußern. Das Wirtschaftsministerium soll involviert sein.
Seit 2017 zig Übernahmen und Beteiligungen der Ziegler-Group
Vorausgegangen war eine märchenhafte Erfolgsgeschichte. Zu Spitzenzeiten zählte die Ziegler Group nach eigenen Angaben 3.200 Mitarbeiter an 34 Standorten. Firmeninhaber Stefan Ziegler hatte das Sägewerk in Betzenmühle (Plößberg) 2008 mit 200 Mitarbeitern von seinem Vater Wilhelm übernommen, der 1981 mit fünf Mitarbeitern begonnen hatte. Gegründet hatte den Betrieb 1948 Ludwig Ziegler.
Stefan Ziegler baute die Firma innerhalb von 14 Jahren zu Europas größtem Sägewerk mit 2,2 Millionen Festmetern aus. Ein großer Schritt dabei war 2011 der Schritt in die Logistik mit dem Erwerb des Wiesauer Bahnhofs. 2018 folgte die Entscheidung, in die Baubranche einzusteigen. Ziegler wollte nachhaltiges Wohnen zu einem bezahlbaren Preis ermöglichen.
In einem Interview mit OberpfalzECHO betonte Ziegler, dass die Gruppe nicht aus Profitgier so stark gewachsen sei. „Ich nehme keinen Cent aus dieser Firma raus.“ Natürlich müssten Gewinne erzielt werden, im Sinne der Firma. Er verglich es mit Schulnoten. Gewinne seien ein Einser. „Wennst ein paar mal einen Sechser hast, dann gibt es dich halt irgendwann nicht mehr. Dann fällst durch.“
Sägewerke in Schweden und Rumänien
Die Ziegler Group kaufte im Lauf der letzten Jahre etliche Betriebe, die mehr oder minder zum Portfolio passten. 2017 übernahm Ziegler das Hobelwerk der Familie Konrad Dippel in Döllnitz bei Pressath. Weitere kamen dazu: Holztechnik im thüringischen Hermsdorf. Engelhardt und Geissbauer in Burgbernheim. Die Zimmerei Mohr in Leutershausen. Thermoheld in Bayreuth. Stema Fensterbau in Rehau. Eurosand in Weiden. Kachelofenhersteller Zehendner in Tirschenreuth.
Das Unternehmen Ziegler wuchs und wuchs. Der Oberpfälzer Stefan Ziegler (43), meist mit Bart und den immer gleichen weißen Shirts und Blue Jeans, übte eine große Faszination aus. 2021 wurde das Pelletswerk bei Pressath gebaut. 2021 das Holzfaser-Dämmplatten-Werk in Hütten. 2022 folgte die internationale Expansion mit zwei Sägewerken in Schweden, 2023 die Expansion mit dem Sägewerk in Sebes in Rumänien.
Dann kamen Krieg und Krise. Die Baubranche brach ein. Die Folgen trafen die Ziegler Group mit ganzer Härte. 2023 schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Die Auslastung im Dämmplattenwerk in Hütten lag nur noch bei 40 bis 50 Prozent. Ziegler bestätigte in einem Interview mit dem „Holzkurier“, für Hütten die Möglichkeiten eines Verkaufs zu prüfen: „Ich brauche für diese Investition eine Lösung. Ich bin daher weiter mit allen in Gesprächen.“
In Weiden bitter: Schließung von Knorr
Ein Käufer wurde auch für Eurosand gesucht, ein Weidener Spezialunternehmen für Deko-Sand, das Ziegler 2018 übernommen hatte. Abgestoßen hatte Ziegler zudem andere Firmenzweige, die branchenfremd waren, unter anderem Gastrobetriebe.
Zuletzt machte die Ziegler Group Schlagzeilen, als sie die Schließung von Eisen Knorr mit 113 Mitarbeitern in Weiden verkündete. Erst 2022 war der Baumarkt von der Ziegler Group übernommen worden. Eisen Knorr in Weiden hat eine 260-jährige Geschichte. Zuletzt hatte Ziegler einen Käufer gesucht, die Verhandlungen scheiterten.
Bis zuletzt Hoffnung auf Konsolidierung
Bis zuletzt ist versucht worden, mit externen Partnern und Banken Lösungen zu finden. „Wir konsolidieren uns nun intern. In fünf, sechs Jahren sind wir ein Konzern mit sehr guten Renditen“, hoffte der „Holzbaron“ von der Betzenmühle im Mai 2024. Fehlentscheidungen wies er in dem Interview von sich. Niemand habe mit der Halbierung des Wohnungsbaus rechnen können.
Es war auch Sand im Getriebe, was die Geschäftsführung anbelangt: Ende August verließ Andreas Sandner, Zieglers rechte Hand, auf eigenen Wunsch die Ziegler Group. Er war seit zehn Jahren in der Firma. Seit Oktober ist Sandner Geschäftsführer (CFO) bei Binderholz Deutschland (15 Sägewerke).
Bei der Konsolidierung der Ziegler Group (3200 Mitarbeiter, 2022 1 Milliarde Umsatz) sollte der neue Geschäftsführer Jörg Artmann helfen. Er wurde im September 2024 als Sanierer ins Haus geholt.
Hauptsponsor der Blue Devils
Und noch ein Thema, das den Weidener Eishockeyfans auf dem Magen liegt. Ziegler ist Sponsor der „Blue Devils“. Nach ernüchternden Jahren und sinkendem Zuschauerzuspruch war 2020 die Ziegler Group als Hauptsponsor eingestiegen. Bald waren die „Blue Devils“ das Maß aller Dinge und gewannen zwischen 2022 und 2024 dreimal in Folge die Oberliga-Süd-Meisterschaft. Die Krönung folgte im April 2024 mit dem Aufstieg in die DEL 2.
* Diese Felder sind erforderlich.