Prozess nach Überfall auf Juwelier: Mutige Zeugen griffen ein

Pressath/Weiden. Ein Schmuckhändler war im Oktober 2023 in Pressath am helllichten Tag überfallen worden. Jetzt steht der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter bevor. Laut Anklage hatte die Schwester des Juweliers versucht, ihrem Bruder zu helfen. Ebenso ein zufälliger Passant.

Juwelier Überfall Prozess
Symbolfoto: pixabay

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Weiden richtet sich gegen zwei Iraner (34 und 32), wohnhaft in Fürth und Nürnberg, sowie einen türkischen Staatsangehörigen (39) aus Bayreuth. Neben dem Überfall auf das Juweliergeschäft soll auch der Einbruch in ein Wohnhaus in Fuchsmühl (Landkreis Tirschenreuth) am 17. Oktober 2023 auf ihr Konto gehen.

Demnach sollen zwei der Männer drei Tage vor Pressath das Einfamilienhaus eines Paares in Fuchsmühl ausgeräumt haben. Wert der Beute (Schmuck, Uhren, Sonnenbrillen, Bargeld): rund 3200 Euro. Die Bewohner waren zur Tatzeit in der Arbeit. Dennoch kommt die Frau laut Staatsanwaltschaft bis heute nur schwer damit zurecht, dass in ihr Heim eingebrochen worden ist.

Mit Kabelbindern und Klebeband gefesselt

Am 20. Oktober 2023 traten zwei der Angeklagten – der Iraner (34) und der Türke (39) – in Pressath auf den Plan. Der 34-Jährige hatte das Geschäft schon mittags ausgespäht, so die Anklage. Dabei sprach er mit Diamanten vor, die er zum Kauf anbot. Gegen 17.45 Uhr kam er dann noch einmal – bewaffnet mit einer Schreckschusspistole.

Laut Anklageschrift bedrohte der 34-Jährige den Juwelier aus etwa einem Meter Entfernung mit der ungeladenen Fake-Pistole und zwang ihn auf den Boden. Dann soll er den Ladenbesitzer mit Kabelbindern und Klebeband gefesselt haben. Aus dem offenen Tresor soll der 34-jährige Schmuck, teils mit Diamanten bestückt, im Gesamtwert von 57.000 Euro in eine Tasche gepackt haben. Der 39-jährige Türke soll die ganze Zeit über auf dem Parkplatz Schmiere gestanden haben.

Kinder (4 und 6) werden Zeugen

Zwei Zeugen kamen den mutmaßlichen Räubern die Quere: Zunächst traf die Schwester des Juweliers mit ihren Kindern (4 und 6 Jahre alt) ein. Sie wollte den Bruder abholen. Sie ließ sich auch vom Komplizen auf dem Parkplatz nicht vom Betreten des Geschäfts abhalten. Drinnen entdeckte sie den gefesselten Bruder auf dem Fußboden. Als sie Hilfe holen wollte, soll der Täter ihr und den Kindern mit der Pistole gedroht haben. Es kam zur Rangelei, bei der die Frau nach dem Räuber griff, dieser aber davon laufen konnte.

Auch auf seiner Flucht über den Parkplatz blieb der Flüchtende nicht unbehelligt. Ein zufälliger Passant heftete sich an die Fersen des mutmaßlichen Räubers. Im nassen Gras rutschten beide aus. Der Passant packte den 34-Jährigen am Bein, konnte aber letztlich nicht verhindern, dass dieser mit seinem Komplizen im Mercedes davon fuhr. Aber immerhin: Die Tasche mit der Beute hatte er zurückgelassen.

Schneller Fahndungserfolg

Die sofortige Fahndung führte zu einer schnellen Festnahme der Männer. Eine Streife der Polizeiinspektion Eschenbach stieß in einem Waldgebiet nahe Pressath auf den Mercedes. Die beiden Tatverdächtigen konnten knapp 20 Minuten nach dem Überfall festgenommen werden.

Die Anklage enthält auch zwei Kennzeichen-Diebstähle. Demnach waren ein oder mehrere Angeklagte vorab – im September und Oktober 2023 – in Wiesau und Marktredwitz unterwegs und stahlen Autonummern („TIR“ und „WUN“) von Fahrzeugen.

Der Prozess vor der 1. Strafkammer ist nach Auskunft von Landgerichtssprecher Florian Bauer auf voraussichtlich drei oder vier Verhandlungstage angesetzt (30. September, 1., 2. und 8. Oktober, Beginn jeweils 9 Uhr).

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