SPD: Das Rennen zwischen Gregor Forster und Gunar Prauschke ist eröffnet
Neustadt/WN./ Wer macht das Rennen um die Nachfolge von Uli Grötsch als SPD-Kandidat für die Bundestagswahl im kommenden Jahr? Um diese Frage zu beantworten, stellten sich zwei Bewerber am Samstag den Mitgliedern des SPD-Unterbezirks vor.

Immerhin knapp hundert Genossinnen und Genossen von Konnersreuth bis Eslarn waren der Einladung des Unterbezirksvorstands zur Mitgliederversammlung in die Stadthalle gefolgt. Und sie waren natürlich gespannt auf die bis dato überregional recht unbekannten Bewerber. Die Besucher wurden nicht enttäuscht und erlebten zwei Männer, die sich als profunde Kenner der politischen Materie erwiesen. „Beide haben das Zeug dazu und beide würden starke Volksvertreter geben, das steht außer Frage“, hatte es auf der Einladung geheißen. „Egal, wer es denn wird. Ich werde mit jedem einen engagierten Wahlkampf bestreiten“, hatte Landtagsabgeordnete Nicole Bäumler in ihrer Begrüßung versichert.
Kurzweiliges Programm
Dass sich die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus der nördlichen Oberpfalz ein möglichst umfassendes Bild von den Kandidaten Greger Forster (Eschenbach) und Gunar Prauschke (Tirschenreuth) machen konnten, dafür sorgte auch das fein ausgeklügelte und kurzweilige Programm. Ausgedacht hatten sich das die Verantwortlichen um UB-Vorsitzenden Simon Grajer. Den Auftakt machte ein unterhaltsames Frage- und Antwortspiel von Weidens Stadtverbandsvorsitzendem Christopher Birner. Er präsentierte aus seinem privaten Fundus diverse, „nicht abgesprochene“ Gegenstände, zu denen die Kandidaten ihre persönlichen Erlebnisse schildern sollten. Schuhgröße, Berufswunsch, Essen, Buch/Film, Lieblingsplatz im Haus, Urlaub – über diese und andere Fragen standen Forster und Prauschke Rede und Antwort.
„Gesundheitsreform endlich umsetzen“
Per Münzwurf wurde die Reihenfolge der anschließenden Vorstellungsreden der Kandidaten ermittelt. Gunar Prauschke schilderte seine erste Begegnung mit der Sozialdemokratie als Kind, als er mit seiner Oma Elsa Willy Brandt in dessen Wahlkampfzug an einem Bahnhof erlebte und danach wochenlang stolz mit einem SPD-Fähnchen am Fahrrad durch die Gegend fuhr. Brandts Motto von damals, „Aufbruch, Hoffnung und Erneuerung“, sei damals wie heute modern und erstrebenswert. Der 61 Jahre alte Krankenpfleger erzählte von seiner Arbeit als Betriebsrat, im Stadtrat und Gewerkschaft oder von den Arbeitstreffen der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin, an denen er regelmäßig teilnehme. Er favorisiere eine gute Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden und fordere eine wirkungsvollere Strukturförderung der heimischen Wirtschaft in Zeiten der Globalisierung. Ein deutliches Nein sagte Prauschke zu jeglicher Zusammenarbeit mit den Feinden der Demokratie. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die neuen Nazis unser Land zerstören.“
Seine Aufgabenfelder sehe er in der Wirtschafts-, Bildungs-, Sicherheits-, Energie und vor allem in der Gesundheitspolitik. Prauschke: „Karl Lauterbachs Gesundheitsreform muss endlich umgesetzt werden. Leider verhindert die Blockadepolitik der CSU im Bundesrat die an sich vernünftige Reform.“ Er lehne eine weitere Verwässerung dieser „Herkulesaufgabe“ strikt ab.
„AfD muss verboten werden“
„Einer der 630 Bundestagsabgeordneten zu sein, wäre eine riesige Ehre“, begann Gregor Forster seine Vorstellungsrede. Er wolle als Abgeordneter mithelfen, das Leben im Land und in der Region lebenswerter zu gestalten. Auch der 43 Jahre alte Realschullehrer macht sich Sorgen um den Rechtsruck in der Gesellschaft, dem man mit besserer Bildung und beherztem Einsatz für die Demokratie entgegentreten müsse. „Die AfD ist ein Feind des Staates und muss verboten werden“, betonte Forster unter dem Applaus der Besucher. Er sei für eine bessere Bildungspolitik, eine stärkere Förderung des ländlichen Raums, eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung und eine bessere Wirtschaftsförderung. „Wir müssen davon wegkommen, den Kommunen immer weniger Geld zu geben, je mehr sie Einwohner verlieren.“ Es brauche Modelle, um die Menschen hier zu halten und ihnen mit attraktiven Rahmenbedingungen eine Perspektive zu ermöglichen. Dazu gehöre unter anderem ein Ausbau des ÖPNV, der auf dem flachen Land im Vergleich zu den Städten ein stiefmütterliches Dasein friste. „Wir sind bei uns leider absolut auf das Auto angewiesen.“
Forster forderte eine Art Lastenausgleichskonzept und eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen und großer Erbschaften. „Durch den Verzicht auf die Vermögenssteuer sind dem Staat seit 1997 sage und schreibe 380 Milliarden Euro verloren gegangen. Das sind 80 Prozent des Bundeshaushalts 2025.“ Durch eine Reichensteuer könnte man die Infrastruktur, Bildung und den sozialen Sektor wieder auf Vordermann bringen. Er sei auch gegen die Schuldenbremse, denn von den nötigen Investitionen profitierten künftige Generationen.
Talkrunde mit Simon Grajer
Am Ende stellten sich die Kandidaten den Fragen von Moderator Simon Grajer und den Mitgliedern. Dabei ging es zum Beispiel um die Bundeswehr und den Wehretat, den ÖPNV, die Jugend, einen Inflationsausgleich für Rentner, den geplanten Wahlkampf und das Auftreten von Bundeskanzler Olaf Scholz. „Da könnte schon mehr kommen. Aber Olaf ist halt ein Hanseat, die mit uns Oberpfälzern vergleichbar sind. Wir können nicht so leicht aus uns raus“, sagte Prauschke. Er sei aber dennoch froh über die besonnene Art und die Weitsicht des Kanzlers.
Entscheidung am 20. September
Wer sich nun mehr in die Herzen der SPD-Mitglieder aus dem Norden des Regierungsbezirks geredet hat, bleibt abzuwarten. Gregor Forster verbuchte Vorteile bei seiner flüssigen Bewerbungsrede, für die er auch mehr Beifall als sein Kontrahent erhielt. Gunar Prauschke dagegen punktete bei der Talkrunde, während das Rede- und Antwortspiel von Christopher Birner, in dem sich beide Kandidaten überzeugend präsentierten, unentschieden endete.
Wer nun als neuer SPD-Kandidat des Stimmkreises zur Bundestagswahl 2025 antritt, entscheidet sich bei der Bundeswahlkreiskonferenz am 20. September.
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