Falscher „Samu Haber“ legt Frauen herein – Student in Weiden verurteilt

Weiden. Ein nigerianischer Student aus Weiden ist am Mittwoch wegen Geldwäsche verurteilt worden. Auf seine Konten zahlten Frauen aus ganz Deutschland tausende Euro ein. Sie waren Lügengeschichten aufgesessen, bekannt als "Love-Scamming".

Samu Haber kann nichts dafür. Betrüger nutzten seinen Namen, um Frauen hereinzulegen. Foto: Michihauser/Wikimedia Commons

Die eine hatte geglaubt, mit dem Sänger Samu Haber zu chatten. Als der vermeintliche finnische Superstar über Geldprobleme klagte, überwies sie 5000 Euro. Angeblich wollte er Gerichtsschulden begleichen, um wieder an sein Vermögen zu kommen.

Der Weidener Richter Hermann Sax hörte sich an vier Verhandlungstagen alle geschädigten Frauen und ihre Angehörigen an. „Meine Mutti hatte die Kontodaten von Samu Haber“, sagt die Tochter einer Betrogenen aus Sachsen-Anhalt. Die 45-Jährige glaubt die Story heute noch: „Das war der Samu Haber. Er hat mit meiner Mutter gechattet.“ Als der Mutter das Geld ausging, überwies die Tochter weitere 35.000 Euro, teilweise direkt nach Nigeria.

In Dating-App in die Falle getappt

Am Mittwoch wird als letzte Zeugin eine geschiedene Rentnerin aus Nordrhein-Westfalen vernommen. Sie hatte sich vor vier Jahren bei der Dating-App „Lovoo“ angemeldet und dort einen Ingenieur namens „Hans Alex“ kennengelernt. Auch in diesem Fall kann man die Leichtgläubigkeit der 67-Jährigen kaum glauben. „Er war auf einer Bohrinsel. Dann gab es einen Unfall und ihm ist ein Bohrkopf ins Wasser gefallen“, erzählt die Rentnerin. „Da schrieb er, ob ich ihm helfen konnte.“ Sie überwies erstmals 500 Euro.

Vier Jahre lang – bis vor wenigen Wochen! – überwies die 67-Jährige insgesamt 7000 Euro an „Hans Alex“, den sie nie persönlich kennengelernt hat. Sie stellte die Zahlungen erst ein, als die Ladung des Amtsgerichts Weiden im Briefkasten lag. Daraufhin habe ihre Tochter sie „einen Kopf kürzer gemacht“. Warum sie nie zweifelte? „Liebe macht blind.“

Banken stießen Ermittlungen an

Verblüfft schaut sich die Norddeutsche am Mittwoch den Afrikaner mit den Nike-Air-Turnschuhen auf der Anklagebank an: „Keine Ahnung, wer das ist.“ Das wird auch nach vier Gerichtstagen nicht wirklich klar: Ist er wirklich ein ahnungsloser Student oder steckt er tiefer in der Nigeria-Connection, als er zugibt? Fest steht: Auf seine Konten floss das Geld aus den vier angeklagten Love-Scamming-Fällen.

Die Kripo Weiden hatte gegen ihn ermittelt, als Geldwäsche-Verdachtsmeldungen mehrerer deutscher Banken eingingen. Der 23-Jährige studiert seit einiger Zeit in Weiden, finanziert von seinen Eltern in Nigeria.

Student bekam Anweisungen per Telegram

Der 23-jährige Student beharrt bis zuletzt darauf, nicht gewusst zu haben, dass es sich um illegale Gelder handelte. Seit Jahren verdiene er sich nebenher ein Taschengeld von etwa 300 Euro monatlich als Krypto-Wechsler. Sein Anwalt Matthias Haberl erklärt das Modell: Anonyme Einzahler überwiesen Euro-Beträge an den Studenten. Er wandelte den Betrag in Kryptogeld um. Sprich: Er schickte danach einen Guthaben-Code an den Kunden. Die Daten bekam er per Telegram-Account.

Der Student will weder gewusst haben, von wem das Geld kam (von Betrugsopfern). Noch habe er gewusst, an wen das Krypto-Guthaben dann ging (an Betrüger). In seinem letzten Wort beteuert der 23-Jährige noch einmal: „Ich hatte keine Ahnung. Mein einziges Business bestand darin, den Betrag in Krypto-Währung umzuwandeln.“

Haft auf Bewährung und 100 Arbeitsstunden

Es hilft ihm nicht. Die vier Verhandlungstage machen die Strafe nur noch höher. Ursprünglich war der Student zu einem Strafbefehl von 190 Tagessätzen wegen fahrlässiger Geldwäsche verurteilt worden. Nach seinem Einspruch und dem Prozess wird daraus eine vorsätzliche Geldwäsche in einem besonders schweren Fall.

Richter Sax: „Wenn Sie anonym Gelder entgegennehmen, müssen Sie damit rechnen, dass illegales Geld dabei ist.“ Selbst ein Durchschnittsmensch hätte hellhörig werden müssen. Der 23-Jährige studiert Wirtschaftswissenschaften. „Sie sind nicht irgendein unbedarfter dummer Mensch.“ Staatsanwältin Birgit Lobinger fällt seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern auf. Ihre Forderung: 1 Jahr Haft.

Der Amtsrichter verurteilt den Nigerianer letztlich zu 10 Monaten Gefängnis, zur Bewährung ausgesetzt. Was dem Studenten noch weniger gefällt: Er muss zudem 100 gemeinnützige Arbeitsstunden bei der Stadt Weiden ableisten. Außerdem werden 8500 Euro eingezogen, die an die geschädigten Damen zurückfließen. Berufung zum Landgericht ist noch möglich. Und nicht ausgeschlossen: Der 23-Jährige war zu keiner Minute einsichtig.

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