Putzig oder eine Plage: Waschbär in Weiden gesichtet

Weiden. Das Foto ist am 26. Mai 2024 in Weiden in der Oberpfalz entstanden. Es beweist, was manche Spaziergänger schon immer mal geglaubt, gesehen zu haben: einen Waschbären.

Waschbär Weiden Veterinäramt
Dieser Waschbär wurde beim Fressen in einem Abfallcontainer in Weiden entdeckt und fotografiert. Foto: Veterinäramt

Veterinärin Dr. Barbara Bäumler (Stadt Weiden) war in den Fall involviert. Der Waschbär saß in einem Entsorgungscontainer eines Lebensmittelbetriebs und fraß. Die Mitarbeiter wussten nicht, wie sie das Tier herauslocken sollten. Am Ende half ein Brett, über das der Waschbär ins Freie krabbelte. Der „Räuber mit der Zorromaske“ verschwand im Gewerbegebiet.

„Der Waschbär ist seit 100 Jahren in Deutschland“, erklärt Martin Scheidler von der Unteren Naturschutzbehörde. Man habe damals „alles Mögliche eingeführt“, im Glauben, man könne die Fauna bereichern. Das nordamerikanische Tier wurde gezielt als jagdbares Wild ausgesetzt. Manche Tiere entliefen von Pelzfarmen.

Auch die Jagd ist erlaubt

Heute ist man klüger: Seit 2014 sind Waschbären innerhalb der EU als invasive Art gelistet. Der Umgang mit den Kleinbären unterliegt damit nach Auskunft von Scheidler einer EU-Verordnung. Deren Ziele: Die negativen Auswirkungen des Waschbären auf heimische Arten sollen kontrolliert werden. Die unkontrollierte Weiterverbreitung soll eingedämmt werden.

Erlaubte Maßnahmen sind Zäune und Vergrämen, aber auch – in sinnvollen Einzelfällen – die Jagd. In Hessen und Brandenburg hat die Zahl der Waschbären so zugenommen, dass sie in größerem Stil bejagt werden. Die Stadt Kassel bezeichnet sich auf der eigenen Homepage als „Waschbärenhauptstadt Europas“. Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine bezifferte die Einwohnerzahl von Kassel vor zwei Tagen auf 207.881 Menschen und 10.680 Waschbären (1 Bär pro Hektar).

Viel öfter: Marder

Davon ist die Oberpfalz weit entfernt. Scheidler ist seit 26 Jahren bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Weiden. Um Waschbär-Meldungen zu zählen, braucht er keine Hand. Vor etwa zehn Jahren meldete sich ein Jäger, der in der Kettelerstraße wohnt: Er hatte abends seinen Hund in den Garten gelassen, als ein Waschbär in den Baum floh. Eine Altstadtbewohnerin berichtete von einem Treffen mit einem Waschbären in der Kurt-Schumacher-Anlage.

Alles in allem spielt der Nordamerikaner keine große Rolle. Scheidler: „Viel öfter rufen die Bürger wegen Mardern an, die bei ihnen eingezogen sind.“ Auch in die Praxis von Dr. Barbara Bäumler wurde diese Woche von der Feuerwehr ein Marder eingeliefert. Die Verletzungen waren allerdings so schwer, dass das Tier eingeschläfert werden musste.

Wie kommt der Waschbär nach Deutschland?

Der Waschbär stammt aus Nordamerika und wurde in Hessen zwischen 1929 und 1934 gezielt freigesetzt. Weitere Tiere sind aus Pelzfarmen entlaufen. Der Waschbär breitet sich seither weiter in Deutschland aus, sein Hauptvorkommen beschränkt sich zurzeit noch auf die Bundesländer Hessen, Niedersachsen und Brandenburg.

Der Lebensraum des Waschbären sind waldreiche Reviere, gern hält er sich auch am Wasser auf. Er ist sehr anpassungsfähig und tritt verstärkt auch in Siedlungsgebieten auf.

Der Waschbär nimmt überwiegend pflanzliche Nahrung zu sich, als Allesfresser ernährt er sich aber auch von Insekten, Kleinsäugern, Vögeln und Gelegen, Fischen und Würmern. (Quelle: Landesjagdverband Brandenburg)

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