Keine Abstriche bei eigenem Qualitätsanspruch
Trabitz. Mit vier „Unentwegten“ fing 2004 alles an – heute beschäftigt „Learning Campus“ (LC) mehr als 180 Mitarbeiter. Diese 20-jährige Erfolgsgeschichte beeindruckte auch die stellvertretende CSU-Generalsekretärin und Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, die sich auf Einladung von Bürgermeisterin Carmen Pepiuk bei einem Besuch in Trabitz ein Bild von der Arbeit des Pädagogikdienstleisters machte.

Dass der gute Ruf des Unternehmens gleichermaßen Freude und Last mit sich bringt, verhehlte LC-Gründer und Geschäftsführer Stephan Müller nicht. Längst könne man nicht mehr allen Anfragen nach Dienstleistungen folgen und habe sich eine gewisse Selbstbeschränkung auferlegt: „Wir haben für uns ein Selbstverständnis entwickelt, das auch absteckt, wie weit wir für uns gehen wollen, denn wir wollen unserem Qualitätsanspruch treu bleiben und nicht zu einem pädagogischen ‚McDonalds‘ werden.“
Deshalb, so Müller, wolle sich LC künftig auf Projekte in den nordoberpfälzischen Gebieten Amberg-Sulzbach, Neustadt/WN, Schwandorf, Tirschenreuth und Weiden und den unmittelbar angrenzenden fränkischen Regionen Bayreuth und Nürnberger Land beschränken, obwohl sogar Anfragen aus dem Münchner Raum kämen.
„Handlungsorientierter Ansatz“
Die erlebnispädagogischen Ferienfreizeiten, mit denen alles angefangen habe, seien längst nur mehr einer von vielen Angebotsbausteinen neben Kindergärten und -krippen, Ganztagsschul- und Jugendhilfeangeboten, einem Mehrgenerationenhaus und einer eigenen Akademie zur Fachkräfteausbildung. Zurzeit lote LC auch in grenzüberschreitender Kooperation die Chancen aus, die eine ethisch fundierte Anwendung „künstlicher Intelligenz“ für die pädagogische Arbeit eröffnen könne.
Festhalten wolle man am bewährten „handlungsorientierten“ Ansatz: „Junge Menschen sollen zum verantwortungsbewusstem Handeln ermutigt werden, sie sollen arbeiten können, Erfolge und Misserfolge kennen und meistern lernen.“ Zum Erfolg des Unternehmens habe auch die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Trabitz und anderen örtlichen Organisationen beigetragen, betonte Stephan Müller. Dies habe sich vor allem bei der Jugendhilfeeinrichtung „Meierhof“ bewährt: „Die Kinder sind auch im Sportverein und in der Feuerwehr voll integriert und nehmen aktiv an örtlichen Festen teil.“
LC beantworte dieses konstruktive Miteinander unter anderem damit, dass örtliche Vereine kostenfrei die unternehmenseigenen Biertischgarnituren oder den Imbisswagen nutzen dürften.
Einblick in die Praxis
Aus seiner Praxiserfahrung gab Stephan Müller der Politikerin, die selbst lange Jahre als Grundschulpädagogin tätig war, Vorschläge für mögliche Verbesserungen am bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) und an weiteren staatlichen Vorgaben für Fachkräfteschulung und Betreuungsorganisation mit auf den Weg. Dazu zählten für ihn auch ungeschickt gewählte gesetzliche Berufsbezeichnungen wie „Ergänzungskräfte“: „Diese Mitarbeiter ‚ergänzen‘ nichts und niemanden, sondern ihre Ideen und Arbeitsstunden sind genau so wertvoll und wichtig wie die aller anderen Fachkräfte.“
Im Anschluss an die Gesprächsrunde im „Learning Campus“(LC)-Büro besuchte Tanja Schorer-Dremel die Trabitzer Einrichtungen des Pädagogikdienstleisters. Erste Station war die evangelische Pauluskirche, die LC angemietet hat – unter der von Stephan Müller selbst gesetzten ausdrücklichen Bedingung, dass sie nicht als Gotteshaus entwidmet werden dürfe: „Für mich als bekennenden Christen war das eine klare Sache.“
Verantwortung lernen und sich wohlfühlen
Die evangelische Kirche werde künftig „multifunktionell“ für Veranstaltungen des Kindergartens „Storchennest“, Gottesdienste der landeskirchlichen Gemeinde und Zusammenkünfte einer freien, überkonfessionellen Gottesdienstgruppe genutzt, erklärte Müller. Auch für kulturelle Veranstaltungen wie Literaturlesungen oder Konzerte stehe die Kirche zur Verfügung.
Anschließend besuchte die Politikerin das Jugendhaus „Meierhof“, Heimat auf Zeit für zehn Kinder und Jugendliche aus „Problemfamilien“. „Die Kinder sollen sich hier wohlfühlen, so wie ich mir das auch für meine eigenen Kinder wünsche“, formulierte Müller den „nicht verhandelbaren“ Grundsatz der dortigen pädagogischen Arbeit. Dabei kämen aber Wichtigkeit, Wert und Nutzen von Verantwortung und Leistung als Ziele der Persönlichkeitsentwicklung nicht zu kurz.
Diese Prinzipien spiegelten sich auch in der „tiergestützten Pädagogik“ wider, die in der Kindertagesstätte „Storchennest“ gepflegt wird: Hier würden die Kinder in die verantwortungsvolle Pflege der beiden „Kita-Esel“ Fridolin und Luigi, mehrerer Hasen und eines Bienenstocks eingebunden. Dadurch und durch viele weitere naturbezogene Aktivitäten lernten sie die Schöpfung zu achten und zu schützen.
Wert lege man auch auf die Heranführung der Mädchen und Buben an Formen demokratischer Diskussion und Mitbestimmung sowie auf die Begegnung der Generationen in der Dorfgemeinschaft, unterstrich Stephan Müller. „Mein Pädagogenherz schlägt immer höher für diesen ganzheitlichen Ansatz, der offen für Neues ist, ohne das Alte zu beerdigen“, brachte Tanja Schorer-Dremel zum Abschluss des Ortstermins ihre Eindrücke auf den Punkt.
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