Besiegelt ein Veto der Bundeswehr das Aus für die Windräder im Hessenreuter Wald?
Erbendorf. Enttäuschung bei allen Windenergie-Befürwortern und der Natural Energy Solution, die im Hessenreuther Wald einen Windpark bauen wollte. Die Bundeswehr verhindert mit ihrem Veto voraussichtlich das Millionen-Projekt.

Die „Bombe“ platzte in der jüngsten Erbendorfer Stadtratssitzung: Bürgermeister Johannes Reger verkündete dort das Veto der Bundeswehr gegen den geplanten Bau eines Windparks im Hessenreuther Wald. Die Bundeswehr gibt als maximale Höhe für Windkraftanlagen im Hessenreuther Wald eine Obergrenze von 762 Metern über dem Meeresspiegel vor und besiegelte damit faktisch das Aus für Windräder an einem Ort, der laut Gutachten bestens geeignet wäre für Windräder. Als Grund gibt die Bundeswehr die Funktionstüchtigkeit des Radars an, die durch Anlagen, die über diese Höhe hinausreichen, beeinträchtigt würde.
Planungen seit 2014
Die Natural Energy Solution (NES) in Schadenreuth (Stadt Erbendorf) plant seit fast zehn Jahren einen zwei Hektar großen Windpark mit insgesamt acht Windrädern im Hessenreuther Wald. „Wir haben hier einen bombastischen Wind. Die Messung hat sehr, sehr gute Ergebnisse gebracht“, betonte Birgit Grünbauer von der NES schon vor knapp zwei Jahren im Gespräch mit OberpfalzEcho.
Im März 2022 hatte NES einen entsprechenden Antrag beim Landratsamt Tirschenreuth gestellt, doch bis heute keine endgültige Genehmigung erhalten. Hoffnung schöpften NES und die projektbeteiligte Bürger-Energiegenossenschaft Neue Energien West (NEW) im Juli 2022, als der Bundestag ein umfangreiches Gesetzespaket für den schnelleren Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne in Deutschland beschloss.
Als dann auch noch der Stadtrat Erbendorf auf die Windenergie setzte und Standorte für Windkraftanlagen durch ein Gutachten festlegen ließ, schien einem Windpark vor den Toren der Steinwaldstadt nichts mehr entgegenzustehen. Auf acht sogenannten Potenzialflächen hatten sich zwei Gebiete im Hessenreuther Wald als geeignet herausgestellt.
Birgit Grünbauer betont, dass die NES noch von keiner Seite eine „vollumfängliche Stellungnahme“ in dieser Sache bekommen habe. „Natürlich ist das ein Rückschlag für uns und wir sind sehr enttäuscht. Doch noch fehlen uns genaue Informationen darüber, was das letztlich bedeutet für unser Projekt.“ Es gebe Beispiele, wo man sich in ähnlichen Fällen doch noch auf größere Überflughöhen geeinigt habe. „Noch ist nicht aller Tage Abend“, setzt Grünbauer auf das Prinzip Hoffnung. Einen Plan B habe die GmbH & Co. KG nicht. Derzeit arbeite man an einigen Photovoltaik-Projekten, dem anderen Standbein der Natural Energy Solution.
Folgender Beitrag der Sendung „Quer“ des Bayerischen Fernsehens verdeutlicht, dass die Bundeswehr auch andernorts den Bau von Windrädern verhindert.
NEW wäre auch dabei gewesen
Auch Bernhard Schmidt, Zweiter Bürgermeister von Erbendorf und Geschäftsführer der NEW (Neue Energien West), ist enttäuscht. Die Beteiligung der Bürger-Energiegenossenschaft am Windpark im Hessenreuther Wald war abgemachte Sache. Seit Jahren baut die NEW PV-Anlagen, beteiligt sich an Windenergieprojekten, agiert als Stromanbieter und ist dabei sehr erfolgreich. „Die NEW beschäftigt sich mit der Projektierung und dem Betrieb von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung.
Besonderes Augenmerk wird auf die regionale Wertschöpfung gelegt, getreu dem Motto ‚Aus der Region für die Region’“, heißt es auf der Homepage von NEW. Mit der Bürgerbeteiligung bei der Bürger-Energiegenossenschaft West eG gestalte jedes Mitglied die Energiewende in der Region und vor Ort.
Bundestagsabgeordnete einschalten
Den Windkraftbefürwortern bleibt nun nur noch eine Hoffnung, die sowohl Schmidt als auch seine Stadtratskollegen Reinhold Kastner (SPD) und Josef Schmidt (Grüne) haben: Die Hilfe der „großen Politik“, wie der Grünen-Fraktionssprecher sagte: „Wir werden die zuständigen Bundestagsabgeordneten einschalten und um Unterstützung bitten.“
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