Aufatmen in der Kreisstadt: Felix Deinzer setzt die Wirtshaustradition fort

Neustadt/WN. Ende des vergangenen Jahres kursierte in der Kreisstadt das Gerücht: Das "Weiße Rößl", die letzte noch verbliebene Traditionsgaststätte im Ort, sperrt zu. Nichts ist dran. Die nächste Generation macht weiter.

Felix Deinzer (26) führt das Neustädter Traditionswirtshaus in der fünften Generation weiter. Foto: Theo Kurtz

Die Gerüchteküche brodelte. Werden im letzten Neustädter Traditionswirtshaus, dem „Weißen Rößl“ auch noch die Lichter ausgehen? Nein, werden sie nicht. Felix Deinzer (26), der Stiefsohn von Rößl-Wirt Josef „Sepp“ Walbert gibt Entwarnung. „Ich werde das Gasthaus weiterführen“, erzählt er. Und er freut sich riesig: „Ich kann mein Hobby zum Beruf machen.“

Felix packt bereits seit 2018 mit an

Seit sechs Jahren arbeitet er in dem elterlichen Betrieb schon kräftig mit. Zuvor war er im exklusiven Fünf-Sterne-Landhotel Birkenhof, machte dort seinen Hotelfachmann. Für ihn stand von vorneherein fest: Nach seiner Lehrzeit, will er wieder zurück nach Neustadt/WN. Doch die Entscheidung, das Traditionshaus in fünfter Generation fortzuführen, machte er sich nicht leicht.

Mit Spannung blickte er nach Berlin, wo die Ampelregierung das Heizungsgesetz auf den Weg gebracht hatte. Hätte es in seiner ursprünglichen Schärfe umgesetzt werden müssen, hätte Felix wohl passen müssen. Das wäre für ihn finanziell nicht zu stemmen gewesen. „Wir hätten dann ja das Gebäude im Grunde genommen abreißen müssen.“

Schritt für Schritt wird verschönert

So heftig kam es dann doch nicht. Übergangsfristen und Ausnahmetatbestände wurden in das Gesetz eingearbeitet. Damit kann der Jung-Gastronom leben. Natürlich ist das Gasthaus am Raiffeisenplatz schon in die Jahre gekommen. Renovierungen stehen an. Auch das hat den 26-Jährigen erst noch ein bisserl zögern lassen. Aber er hat einen Plan. Dringend notwendige und teure Investitionen stehen Gott sei Dank nicht an. Und so hat er vor, Schritt für Schritt Ausbesserungsarbeiten und kleine Verschönerungen vorzunehmen. „Ich will ja den Charme des Wirtshauses erhalten.“

Altbewährtes bleibt erhalten

Felix will an Altbewährtem festhalten. So soll sich zunächst einmal nichts an den Öffnungszeiten ändern. Gutbürgerliche Küche wird auch weiterhin aufgetischt. Der 26-Jährige, der selbst am Kochherd steht, hat die Speisekarte von Sepp Walbert übernommen. Es gibt die verschiedensten Schnitzel- und Bratenvariationen. Natürlich darf das Rumpsteak nicht fehlen. Vegetarier können sich Dotsch mit Apfelmus oder ein Seelachsfilet schmecken lassen. Erfreulich: An der Preisschraube wird nicht weitergedreht. Der traditionelle Schweinebraten kostet nach wie vor weniger als zehn Euro.

Stammtischbrüder und Schafkopfer

Und natürlich gibts weiter den täglichen Stammtisch und natürlich sind die Schafkopfer weiter herzlich willkommen. So werden an jedem Sonntagvormittag im Nebenzimmer an zwei Tischen die Karten gemischt. Dem 26-Jährigen geht dabei das Herz auf, seine Augen strahlen. „Das hat einfach Tradition und ist Ausdruck einer lebendigen Wirtshauskultur“, findet er. Aber auch die Vereine fühlen sich in dem Wirtshaus wohl und halten ihm die Treue.

Für sage und schreibe 60 von ihnen schlug im Weißen Rößl schließlich die Geburtsstunde. Denen fällt ein Stein von Herzen, dass es weitergeht. „Die hätten gar nicht gewusst, wo sie hinsollten.“

Eltern helfen mit

Felix wird nicht nur in der Küche stehen, er packt im Service mit an und schüttelt schon mal die Betten in den Fremdenzimmern auf. „Ich verstehe mich als Allrounder“, lacht er. Tatkräftig unterstützt wird er von fünf Mitarbeiterinnen, die sofort bereit waren, mit Felix ein weiteres Kapitel in der 120-jährigen Wirtshausgeschichte des Weißen Rößl aufzuschlagen. Und dann sind ja noch seine Eltern, die zwar jetzt ihren Ruhestand genießen können, aber schon signalisiert haben: „Bou, wenn mia dia hölfn kinna…“

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