Dauer-Baustelle auf A93 bei Weiden: Inzwischen fast 50 Unfälle

Weiden. Heute ereignete sich der 47. Unfall seit Beginn der Bauarbeiten auf der A93 bei Weiden im Mai. Wieder einmal wurden die Anwohner in Weiden-West am Montagmorgen vom Martinshorn aufgeschreckt.

Baustelle Autobahn A93 Unfälle Verkehrspolizei
September 2023. Sieben Monate war das der Alltag auf der A93. Damals zählte man bereits 50 Unfälle, das steigerte sich bis dato auf über 80. Archivfoto: Christine Ascherl

Seit Mai 2023 plagt die Baustelle auf der A93 bei Weiden die Autofahrer. Besonders knifflig ist die Situation an den Auffahrten Frauenricht und Weiden-West. Einfädelversuche in den fließenden Verkehr münden regelmäßig in Unfälle.

Zuletzt am Montagmorgen. Da war es ein 20-Jähriger aus dem Bereich Weiden, der auf der Auffahrt Weiden-West in Richtung Süden zunächst am Stoppschild anhielt. Dann wollte er sich in den einspurigen Verkehr einordnen. Er verschätzte die Distanz zu einem nahenden polnischen Lkw. Es kam zur Kollision. Und in der Folge zum Stau.

Am Sonntag vier beschädigte Autos

Polizeihauptkommissar Alexander Wächter von der Verkehrspolizei Weiden hat es am Montagmorgen als Pendler selbst erwischt. Er fährt täglich aus dem Landkreis Tirschenreuth zu seinem Arbeitsplatz im Weidener Süden. Schon in Altenstadt/WN musste er von der A93 abfahren und durch die Stadt zur Dienststelle fahren.

Der Sachbearbeiter Einsatz hat nachgezählt: Mit einem Unfall vom Sonntagmittag (zwischen Nord und West, zu spät gebremst, Kettenreaktion mit vier beschädigten Autos) plus Montag sind es exakt 47 Unfälle, die seit Einrichtung der Baustelle durch die Polizei aufgenommen wurden. Dazu kommt eine unbekannte Summe von Kleinunfällen, die von den Fahrern untereinander geregelt wurden.

Fahrbahnen, Brücken und Leitplanken werden erneuert

Im Mai hat die Autobahn GmbH des Bundes die Bauarbeiten begonnen. Zwischen Weiden-Nord und Weiden-Süd werden die Fahrbahnen erneuert, Brücken und Leitplanken modernisiert.

Seither – von 11. Mai bis 18. September 2023 – hat sich die Zahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht (von 14 auf 47). Dabei handelt es sich zum allergrößten Teil um Blechschäden (Stoßstange an Stoßstange, Spiegel ab). Es gab aber auch einen Schwerverletzten und eine tödlich verletzte US-Soldatin.

Unfall mit getöteter US-Soldatin wird noch untersucht

Dieser mit Abstand schlimmste Unfall ereignete sich am 1. August 2023. Ein amerikanischer Radpanzer wollte bei Weiden-West auf die A93 auffahren. Das Militärfahrzeug kollidierte mit einem Lastwagen, der auf der Autobahn nach Norden fuhr. Durch den seitlichen Anstoß schlug die Dachluke des Panzers zu. Die Luke traf eine Soldatin (24), die gerade oben herausblickte. Sie erlitt tödliche Verletzungen.

Die Akte ist nicht geschlossen. Die Zeugen sind vernommen. Laut Wächter, damals Einsatzleiter vor Ort, steht noch das Gutachten des Sachverständigen aus. Das dauert erfahrungsgemäß einige Monate, „aber die machen qualitativ sehr gute Arbeit“. Der Radpanzer war eines von mehreren US-Militärfahrzeugen, die an diesem Dienstagvormittag gegen 11.15 Uhr auf die A93 einbiegen wollten.

Keine Möglichkeit zur Entschärfung

47 Unfälle – ließe sich diese Gefahrensituation nicht entschärfen? Alexander Wächter sieht keine Möglichkeit dazu: „Wie soll man das verbessern? Man kann nicht hinter dem ersten noch ein zweites Stoppschild installieren.“ Die Baustelle sei von der Autobahn GmbH des Bundes nach bewährten Regelplänen eingerichtet worden. „Das sind in der Regel gut ausgearbeitete Pläne, die sich seit Jahren bewährt haben.“ Eine niedrigeres Tempolimit (derzeit 80) hält er nicht für die Lösung.

„Letztlich sind die Autofahrer in der Bringschuld“, meint der Verkehrspolizist: Sie sollten aufmerksam, vorausschauend fahren und mitdenken. Hilfreich wäre, wenn die Fahrer im fließenden Verkehr an den Auffahrten Lücken ließen. Aber auch zu langsam und zögerlich fahren könne gefährlich werden: „Bitte nicht zum Stillstand bremsen, um einen hereinzulassen.“ Auch das hat er schon erlebt.

Folge der Unfälle sind ständige Staus. Generell versuche die Polizei, die Unfallstellen zügig zu räumen. Wenn, wie kürzlich, eine ganze Betonabsperrung verrückt wird, dauert das natürlich länger. Eine 19-Jährige war beim Auffahren in Weiden-West mit einem polnischen Sattelzug zusammengestoßen. Die Verkehrspolizei versuche auch, bei den Umleitungen die Bürger von Weiden zu schonen. Aber selbst bei großräumiger Umleitung: „Nach Unfällen schoppt es sich im Stadtgebiet. Das können wir nicht verhindern.“

Fertigstellung: November/Dezember

Angekündigt ist die Fertigstellung für November/Dezember. Rund 15 Millionen Euro werden verbaut.

Verkehrspolizei Weiden
Polizeihauptkommissar Alexander Wächter ist Sachbearbeiter Einsatz bei der Verkehrspolizei Weiden. Foto: Christine Ascherl

Wie verhalte ich mich bei einem Unfall im Baustellenbereich?

Handelt es sich um einen Unfall mit geringfügigem Schaden, dann gilt: aus dem Weg. Die Unfallbeteiligten müssen weiterfahren. Sie können sich beispielsweise auf einem Parkplatz nach der nächsten Abfahrtmöglichkeit verabreden. Auch wenn Beteiligte den Notruf wählen, werden sie von der Polizei – wenn ihre Fahrzeuge fahrbereit sind – zum nächstmöglichen Treffpunkt geschickt.

Das Ganze ist sogar gesetzlich geregelt. Paragraf 34 der Straßenverkehrsordnung: „Nach einem Verkehrsunfall hat der Beteiligte den Verkehr zu sichern und bei geringfügigem Schaden unverzüglich beiseite zu fahren.“

Wie kommen die Einsatzkräfte im Baustellenbereich zum Unfallort? Im zweispurigen Bereich ist die Bildung einer Rettungsgasse möglich und wird von den Verkehrsteilnehmern auch gebildet, informiert Polizeihauptkommissar Alexander Wächter. Für den einspurigen Bereich sei teilweise die Anfahrt über die Baustelle selbst möglich. „Da müssen wir improvisieren.“

Im Fall einer tatsächlichen Totalsperre können die Rettungskräfte auf Weisung die Polizei auch entgegengesetzt anfahren.

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1 Kommentare

Gerd Balzer - 01.12.2023

Ich bin so traurig, entsetzt und fassungslos. am Mittwoch die tödlich verunglückte Autofahrerin bei Weiden war unsere langjährige Freundin. Ich bin einfach sprachlos, dass man keine Entschärfung der Baustelle zu finden mag. 50 Unfälle und mehrere solch schwere in einem Bereich. In mir drängen sich viele Gedanken… Was ist ein Menschenleben wert…. hat Deutschland so wenig Fachleute… Wie steht es mit dem Verantwortungsbewusstsein… und… und?