Einzigartige Spendenaktion: 52 Engel für St. Quirin gesucht
Ilsenbach. Die Renovierung ist dringend nötig. In der Wallfahrtskirche St. Quirin bröckelt der Putz von den Wänden. Heiligenfiguren fehlen ganze Gliedmaßen. Vom Akanthusaltar fallen Ornamente ab.
Das Projekt wird jetzt angepackt. Baubeginn soll 2024 sein. Am Donnerstag trafen sich Architekt Johann Ernst (em-Architekten Amberg), Gebietsreferent Raimund Karl (Landesamt für Denkmalschutz), Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, Diözesanarchitekt Marc Hiller, Pfarrer Pater Antony und Kirchenpfleger Markus Haug für die Kirchenverwaltung St. Quirin zu einer Besprechung vor Ort.
Die Sanierungskosten schätzt der Architekt auf 1,36 Millionen Euro. 50 Prozent übernimmt die Diözese Regensburg. Das Landesamt für Denkmalpflege und der Bezirk Oberpfalz haben Zuschüsse zugesagt, aber noch keine Höhe. Den fehlenden Betrag muss die Kirchenstiftung St. Quirin aufbringen. Kirchenpfleger Markus Haug schätzt die Finanzierungslücke auf 100.000 bis 150.000 Euro. Diese soll durch Förderanträge (u. a. bei der Bayerischen Landesstiftung und der deutschen Denkmalhilfe) und durch Spenden gedeckt werden.
Gesucht: Engel für Quirin
„Dabei hoffen wir auf die Hilfe der Bevölkerung“, sagt Haug. Die Kirchenstiftung hat sich eine außergewöhnliche Spendenaktion ausgedacht. Die Kirche zählt nämlich genau 52 Engel. Überall schwirren sie herum: als barocke Putten an den Altären, als Schnitzkunst an der Kanzel, in Silber auf dem Osterleuchter. Für all diese Engel werden Paten gesucht. Start ist zum Quirinfest am Wochenende.
Der älteste Engel ist 500 Jahre alt und ist Teil des uralten Gnadenbildes am Seitenaltar. Mit diesem Relief hat alles angefangen: Es hing bis 1530 in der damaligen Kronburg auf dem Botzerberg. Als die Bauern die ungeliebte Raubritterburg schleiften, retteten sie dieses Bild aus der Burgkapelle in eine Bretterhütte. Es wurde zum Wallfahrtsort – und bekam 1629 eine Steinkirche.
Man sieht: Die Auswahl ist groß. Spender können in einem Katalog, der links am Eingang aufliegt, einen Engel auswählen und Pate werden. Formulare liegen auf. In jeder Preisklasse ist da etwas dabei: Engel zwischen 120 Euro bis 880 Euro, ganze Altäre liegen im fünfstelligen Bereich. Kirchenpfleger Haug wäre auch froh um ganz kleine Spenden oder zweckgebundene Teilspenden: „Jeder nach seinen Möglichkeiten.“ Wer möchte, wird mit seinem Namen in ein Spendenbuch eingetragen.
Der Boden muss wieder raus
Die letzte Innenrenovierung liegt 70 Jahre zurück. Dabei wurde eine Bausünde begangen: Auf den historischen Rosenspitzboden wurden Steinplatten gemörtelt. „Einfach drübergelegt.“ Ein Fehler. Die Feuchtigkeit zieht seither die Mauern hoch. Mannshoch bröckelt in der ganzen Kirche der Putz ab. Der Boden muss raus. Der Putz muss abgeschlagen werden. Dabei wird auch die Elektrik erneuert.
Die Sanierung wird in zwei Bauabschnitten durchgeführt. Erst werden Raumschale, Elektrik und Fußboden saniert. „Alles, was Staub und Dreck macht“, so Haug. In einem zweiten Bauabschnitt werden die Altäre, Gemälde, Figuren und die historische Orgel erneuert.
Orgel: rund 350 Jahre alt, aus dem Palais Lobkowitz
Die Orgel steht in der Reihenfolge ganz hinten. Für Gabi Haug, die Frau des Kirchenpflegers und Organistin, steht sie ganz vorne. „Die Grande Madame“, wie sie sie nennt. Mit ihrem verkürzten Manual ist sie nicht einfach zu spielen, aber sie hat einen einmaligen Klang. Die Orgel stand einst im Palais Lobkowitz in Prag. 1692 stifteten die Lobkowitzer das wertvolle Instrument an St. Quirin. Für ihr Alter (etwa 350 Jahre) sei die Orgel „top in Schuss“, sagt Gabi Haug: „Das ist eine der schönsten historischen Orgeln der Oberpfalz.“
Und noch ein kleines Wunder, das die Kirche birgt, ist den Haugs ein Herzensanliegen: die Votivkapelle. Sie ist bisher den Augen der Öffentlichkeit verborgen. In einer Kammer neben dem Hauptaltar hängen teils hunderte Jahre alte Votivbilder. Mit ihnen bedanken sich Gläubige, die mit ihrer Bitte erhört wurden.
Votivkapelle: Jedes Bild ein Schicksal
„Jedes Bild birgt ein Schicksal“, so Gabi Haug. Die Gemälde zeigen kranke Kinder, die wieder gesund wurden. Heimgekehrte Soldaten. Einen Ochsen, der sich an einer Rübe verschluckte und diese selber wieder ausspuckte. Auf einem Bild sind Eltern mit zwei Säuglingen zu sehen – der Heilige Quirin ist auch Patron bei ungewollter Kinderlosigkeit.
Die Luft in der Votivkapelle ist feucht. Schimmelflecken reichen die halbe Wand hoch. Auch sie soll renoviert werden. Geplant ist dann aber, dass die Tür nicht wieder verschlossen wird. Sondern die Besucher durch ein Türgitter die Bilder ansehen können. Sie zeigen das unerschütterliche Vertrauen der Wallfahrer in ihren Glauben. Gabi Haug glaubt zudem an die positive Energie dieses Ortes. Konrad Schießl war 27 Jahre Pfarrer in Püchersreuth. „Er hat immer gesagt: Vom Quirin fährt man immer leichter wieder herunter als man hinaufgekommen ist.“
Quirinfest von 21. bis 23. Juli 2023
- Freitag, 21. Juli:
14 Uhr Segnungsgottesdienst für Kranke und Senioren (mit Pfarrer Hubert Bartel, Windischeschenbach)
19 Uhr Festgottesdienst: Frauenwallfahrt der Zweigvereine des Katholischen Frauenbundes (mit Regionaldekan Manfred Strigl, Exerzitienhaus Johannisthal)
- Samstag, 22. Juli:
17.45 Uhr Standkonzert am Dorfplatz Ilsenbach
18 Uhr Kirchenzug der Kameradschaften, Treffpunkt Dorfplatz Ilsenbach
18.30 Uhr Festgottesdienst: Wallfahrt der Krieger- und Soldatenkameradschaften (mit Dekan Alexander Hösl, Vohenstrauß)
- Sonntag, 23. Juli:
8 Uhr Fußwallfahrt von Neustadt nach St. Quirin auf dem alten Pilgerweg der Egerländer, Treffpunkt: Rastenhofer Weg
9.30 Uhr Kirchenzug der Vereine, Treffpunkt Dorfplatz Ilsenbach
10 Uhr Pontifikalgottesdienst mit Pilgern aus Maria Kulm (mit Weihbischof Dr. Josef Graf, Regensburg), mit Etzenrichter Blaskapelle und der historischen Quirinorgel
14 Uhr Kirchenführung mit Erläuterung der anstehenden Renovierung
16 Uhr Benefizkonzert mit dem Vokalensemble „ChorDiSono“
20 Uhr Schlussandacht mit Lichterprozession um St. Quirin, gestaltet von der Kirchencombo.
Festbetrieb unter den Linden täglich nach den Gottesdiensten. Mehr Informationen.
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