Schutz der Artenvielfalt sieht oft nicht sehr schön aus

Flossenbürg. So ganz sind Florian Lang und die Gemeinde noch nicht auf einer Linie, aber wollte man es in Pflanzenwachstum ausdrücken, könnte man sagen: Beide Seiten nähern sich an in der Form, wie die Gemeinde das Gras stellenweise wachsen lässt.

Der Rasen des gemeindeeigenen renovierten Mietshauses in der Flosser Straße 6 wird nicht mehr so oft wie früher gemäht; auch mit so kleinen Maßnahmen will die Gemeinde etwas für die Biodiversität tun. Foto: Eichl

Die Gemeinde Flossenbürg geht längst nicht mehr überall wöchentlich über ihre Rasenflächen. Und wenn Florian Lang sagt, man könne auf der kleinsten Fläche etwas für den Artenschutz tun, scheint das im Gemeinderat auf fruchtbaren Boden zu fallen. Lang war schon in mehreren Gemeinden Projektmanager für biologische Vielfalt, unter anderem in Tännesberg. Aktuell ist der gelernte Geoökologe freiberuflich unterwegs.

Kleine Veränderungen genügen oft schon

Lang predigt alles andere als „blinden Aktionismus“, von dem er sich auch in Flossenbürg deutlich distanziert. Oftmals genügten schon kleine Veränderungen in der Art und Weise der Pflege der gemeindeeigenen Flächen, sagt er.

Bürgermeister Thomas Meiler bezeichnet das Thema im Gemeinderat als eines, das nicht nur die Gemeinde betreffe, sondern auch jeden einzelnen Hausbesitzer. Man sei in Flossenbürg deutlich naturnah aufgestellt, aber er habe dennoch die Befürchtung, so sagt Meiler, dass die Umstände in den kommenden Jahren sehr viel schwieriger würden, „das heißt aber nicht, dass man nicht besser werden kann und muss“. Ihm sei wichtig, die örtliche Landschaftskultur zu erhalten, „dieses Kleinstrukturierte“. Der Bürgermeister plädiert für ein Wahrnehmen dessen, was man schon habe, erst dann könne man das auch erfolgreich schützen.

Der Gemeinderat wird sich den Worten Meilers zufolge noch häufig mit dem Thema befassen müssen, um schlicht das Ziel zu definieren: Wo will man hin? Was will man machen? Derzeit nehme die nicht eben mit einer gut gefüllten Kasse gesegnete Gemeinde rund 10.000 Euro im Jahr in die Hand für Naturschutzmaßnahmen.

Deutschland: „Irrsinniger“ Flächenverbrauch

Lang selbst argumentiert mit Zahlen und wird überdeutlich, wenn er klarzumachen versucht, dass die Vernichtung von Biodiversität auch Wohlstand vernichte. Er beklagt den „irrsinnigen“ Flächenverbrauch Deutschlands und verdeutlicht diesen: Allein in Bayern würden 11,6 Hektar am Tag versiegelt; rechnete man das auf die Gemeinde Flossenbürg um, hieße das, die Gemeinde wäre bis zum Januar kommenden Jahres komplett unter einer Teerdecke verschwunden. Im Punkt Versiegelung gebe es leider bis heute keine Fortschritte.

Lang macht auch deutlich, dass Artenschutz sehr viel mehr sei als ein paar Blühflächen hie und da. Er spricht von einem „regelrechten Blühflächen-Aktionismus“, dabei sei es nicht selten sinnvoller, einen Standort „einfach in Ruhe zu lassen“, als dort eine neue Blühfläche anzulegen. Aber das „in Ruhe lassen“ sehe oft jahrelang nicht sehr schön aus, so wertvoll es für den Artenschutz sei.

In Albersrieth (Markt Waldthurn) dürfen ganze Seitenstreifen entlang der Straße wild wachsend stehen bleiben. Foto: Eichl

Was können Kommunen tun? Lang hat viele Vorschläge, auch solche, die nicht viel oder gar nichts kosten. Entscheidend sei jedoch, so sagt er, dass eine Gemeinde ganz genau wisse, was auf welcher Fläche passiere. Dazu sei eine Bestandsaufnahme notwendig, auf deren Grundlage ein Gemeinderat entscheiden könne, was zu tun oder zu lassen sei.

Lang plädiert für Totholz- und Steinhaufen, für Altgras, also Gras, das über den Winter stehen bleiben darf, für stellenweise offenen Boden, alles Dinge, die landläufig als ungepflegt empfunden werden. Und während man da und dort stehen lassen sollte, empfiehlt er auch Heckenrückschnitte „bis auf den Stock“, was ebenso oft in Gemeinden Entsetzen hervorrufe; aber nur so würden Hecken buschig genug, um Heckenbrütern Schutz zu liefern.

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